Nachruf auf eine Garage

Es war einmal eine Garage. Ein langweiliges, unauffälliges Gebäude aus dünnem Metall, das von seinem Besitzer aber sehr geliebt wurde. Dies muss man zumindest annehmen, denn die Garage war nicht nur perfekt eingerichtet, sie trug auch ihre eigene Hausnummer. Dennoch kam der Tag, an dem sich der Besitzer von seiner Garage und dem dazu gehörenden Haus trennen musste. Das Ganze machte einfach zu viel Arbeit. 

Die neue Hausbesitzerin hegte der Garage gegenüber keine besonderen Gefühle, aber sie war ganz zufrieden mit ihr. Das kleine, rote Auto fühlte sich darin sehr wohl, ausserdem war da Raum für all die Dinge, die man zwar nicht jeden Tag, aber ganz bestimmt gelegentlich braucht. Auch wenn sie nicht mehr ganz so gepflegt und gehätschelt war wie in früheren Tagen, ging es der Garage doch ziemlich gut. Ihre Dienste wurden immerhin geschätzt. Dann aber kam der Tag, an dem die neue Besitzerin des Autofahren aufgab. 

Jetzt waren die Tochter und der Schwiegersohn für den Autoabstellplatz zuständig und man muss leider sagen, dass es nun steil bergab ging. Das Auto der neuen Besitzer weigerte sich rundheraus, je in der Garage zu übernachten. Der Krempel türmte sich, die Farbe blätterte ab, die Kinder turnten auf dem Dach herum, irgendwann – man weiss nicht genau wie es kam – wies eines der Tore gar eine wüste Delle auf. 

Das alles war natürlich schon ziemlich schlimm für die einst geliebte Garage, noch schlimmer aber war das frevelhafte Geschwätz, das dem mitgenommenen Gebäude zu Ohren kam. „Reissen wir das Ding doch einfach ab“, sagte die Tochter der vormaligen Besitzerin. „Wir könnten den Platz doch wirklich besser nutzen. Ein Auto ist nichts weiter als ein Gebrauchsgegenstand, warum also soll es sein eigenes Haus haben? Schenken wir diesen Platz doch den Tomaten und den Gurken.“ Der Garage wurde heiss und kalt bei diesem Gerede. Sie war in die Gewalt einer rücksichtslosen Träumerin geraten. 

Zum Glück für die Garage hatte der Ehemann dieser Träumerin etwas mehr Bodenhaftung. „Klar wäre es schöner, wenn hier ein Gewächshaus stünde“, sagte er, „aber wie um alles in der Welt willst du das Monstrum abreissen?“ Natürlich war die Garage zutiefst beleidigt, dass er sie Monstrum genannt hatte, aber immerhin hatte er sich für ihren Verbleib auf dem Grundstück ausgesprochen. 

Die Träumerin aber liess sich von solchen Einwänden nicht beirren. Immer und immer wieder begann sie davon zu reden, wie viel schöner es doch wäre ohne die alte Garage, immer konkreter wurden ihre Pläne, immer öfter lag sie ihrem Mann in den Ohren. Irgendwann war dieser weichgeklopft. „Okay, die Garage kommt weg“, sagte er.

Damit war es aber noch nicht ganz aus mit der Garage, denn wenn die Träumerin und ihr Mann einen Entschluss fassen, kann es noch eine ganze Weile dauern, bis der endlich in die Tat umgesetzt wird. Erst als der Mann einen kennen lernte, der sich mit dem Niederreissen von unerwünschten Gebäuden auskennt, ging es vorwärts. Die arme Garage wehrte sich zwar nach Kräften gegen ihr Ende, sie klammerte sich an den Untergrund, drückte sich mit letzter Kraft gegen den sie stützenden Erdwall und weigerte sich standhaft, ihre dünnen Wände auseinander reissen zu lassen.

Doch ihr Heldenmut war vergeblich, am Samstag, 28. Mai 2016 landete ihre letzte Wand auf dem Alteisenstapel. 

Die Träumerin und ihr Mann weinen der Garage keine Träne nach.

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