Nachrichten vom 21. August 2012

Schweden - Politik
Jonas Sjöstedt, der Parteivorsitzende der schwedischen Linken, rechnete während seiner Sommerrede vor allem mit Jan Björklund und Fredrik Reinfeldt ab, wobei er Björklund insbesondere vorwirft mit all seinen Ideen einige Jahre zu spät zu kommen, da die Schweden weder in die Nato wollen, noch für Kernkraft sind oder den Euro in ihren Brieftaschen sehen wollen. Bei Reinfeldt kritisiert er insbesondere die Infrastruktursatzung, die das ganze Land benötigt, nach Reinfeldt jedoch erst einmal für Stockholm wichtig ist.
Schweden - Politik
Eine Meinungsumfrage von Novus bestätigt nun erneut, dass Annie Lööf, die Vorsitzende der Zentrumspartei und aktuelle Wirtschaftsministerin Schwedens, kaum noch von den schwedischen Wählern unterstützt wird, denn nach Novus haben gegenwärtig gerade noch zwölf Prozent der Schweden Vertrauen in die Ministerin, während 49 Prozent behaupten, dass sie keinerlei Vertrauen mehr in Annie Lööf haben. Noch vor einem halben Jahr glaubten 20 Prozent der Schweden, dass Annie Lööf ihr Vertrauen verdient. Ohne wirkliche politische Wende wird sie bald das Schicksal der Christdemokraten teilen und mit ihrer Partei unter der Sperrgrenze landen.
Schweden - Wirtschaft
Kein anderes Land Europas will sich so schnell des Bargelds entledigen wie Schweden, was sich bereits dadurch ausdrückt, dass immer mehr Apps entwickelt werden, die einen bargeldlosen Zahlungsverkehr über das Handy ermöglichen. Die sechs größten Banken Schwedens haben sich nun gemeinsam für die App Swish entschieden, die ab Herbst im praktischen Einsatz getestet werden soll und auch für kleinere Unternehmen eine sinnvolle Lösung sein soll. Das gemeinsame System der Handyprovider ist gegenwärtig noch gratis und vermutlich der größte Konkurrent der Banken.
Schweden - Wirtschaft
Der dünn besiedelte Streifen vom Bohuslän über das Värmland bis zum Jämtland entwickelt sich durch den norwegischen Grenzhandel zu einem Gebiet ohne Arbeitslosigkeit mit Umsätzen von denen man in anderen Teilen Schwedens nur träumen kann. Allein über die Svinesundbrücke kommen jeden Tag im Durchschnitt 40.000 Norweger, die in einem der drei größten Einkaufszentren Schwedens einkaufen, da man in Norwegen gut verdient und die Preise in Schweden weit unter jenen Norwegens liegen. Im Einzugsbereich der Grenzgeschäfte wohnen rund zwei Millionen Norweger, die Schweden zu einem gigantischen Handel verhelfen.
Schweden - Arbeitswelt
Auch wenn man in Schweden allgemein der Meinung ist, dass Südländer weniger arbeiten als Nordländer, so sprechen die Statistiken eine ganz andere Spreche, denn während man in Schweden im Durchschnitt 38,9 Stunden pro Woche arbeitet, sind es in Spanien 39,4 Stunden, in Griechenland 39,9 Stunden und in Rumänien sogar 41,3 Stunden. Allerdings arbeitet man in Finnland, Frankreich oder Norwegen noch weniger als in Schweden.
Schweden - Ausbildung
Nachdem die schwedische Regierung keine weiteren Zusatzzahlungen an Hochschulen und Universitäten leisten will, werden in den kommenden drei Jahren etwa 15.000 Studienplätze verschwinden, da die Ausbildungsstätten sich die notwendige Zahl an Hochschullehrern nicht leisten können. Insbesondere Lehrer, die ohnehin schon Mangelware werden, sind von diesen Kürzungen betroffen. Der Kultusminister Jan Björklund verteidigt die Kürzungen damit, dass die kinderreichen Jahrgänge nun zu Ende gehen und daher ein Teil der Ausbildungsplätze überflüssig wird, obwohl er im gleichen Atemzug erklärt, dass auch jene Schweden eine Hochschule besuchen sollen, die gegenwärtig darauf verzichten.
Schweden - Ausbildung
Nachdem die gegenwärtige Regierung Schülern von Berufsgymnasien die Hochschulreife nicht mehr anerkennt, wenn sie nicht zahlreiche Sonderkurse besuchen, sinkt die Anzahl jener, die neben den theoretischen Kenntnissen noch eine Berufsausbildung erwerben wollen. Nach der Gewerkschaft des Baugewerbes führte diese Reform dazu, dass bald keine Fachkräfte mehr zur Verfügung stehen werden, da man in der neunten Klasse oft nicht weiß, ob man nach einer Berufsausbildung nicht doch studieren möchte. Indem dies jedoch erheblich erschwert wird und das durchlässige System abgeschafft wurde, entscheiden sich viele direkt für die allgemeine Hochschulreife und verzichten dann auf eine Berufsausbildung, was beim gesamten Handwerk Schwedens zu erheblichen Problemen führen wird.
Schweden - Ausbildung
Obwohl in Schweden die Anzahl der älteren Bevölkerung beständig ansteigt, was dazu führt, dass man immer mehr Sozialhelfer und Krankenschwestern benötigt werden, sinkt die Anzahl jener, die zu einer entsprechenden Ausbildung greifen. Der schwedische Kultusminister Jan Björklund will nun untersuchen lassen, wie man Pflegeberufe für Jugendliche wieder attraktiv machen kann. Er scheint dabei allerdings nicht auf die bisherigen Pfleger und Krankenschwestern zu hören, die nichts anderes wollen als eine gerechte Bezahlung und eine geregelte Arbeitszeit. Ein anderes Problem ist natürlich auch die Reform der Gymnasien 2011/2012, die den Pflegeschülern kein Gymnasialniveau mehr bietet.
Schweden - Tourismus
Der neue Trend Schwedens richtet auch auf Sporttourismus, was sich dadurch ausdrückt, dass immer mehr Gemeinden Schwedens auf enorme Sportanlagen setzen und dabei hoffen mehrmals die Woche ein Ereignis bieten zu können, die zum einen das Leben in der Gemeinde attraktiver machen, aber durch größere Ereignisse auch regelmäßig Besucher aus dem In- und Ausland anziehen. Nach verschiedenen Untersuchungen gibt jeder Sportler, jeder Trainer, jeder Begleiter und jeder Zuschauer im Durchschnitt 800 Kronen pro Tag aus, die den verschiedenen Geschäften und Hotels der Orte zu Gute kommen, aber auch die Kasse der Finanzämter füllen. Gegenwärtig untersucht die Handelshochschule in Göteborg den Nutzen von Sporttourismus.
Schweden - Gesellschaft
Die steigende Anwendung der sozialen Medien, insbesondere von Facebook, führt in Schweden zu einer Steigerung der Kränkungen anderer auf einer öffentlichen Plattform. Dieses Jahr hat sich die Anzahl der Klagen wegen Ehrenkränkung, verglichen mit dem Vorjahr, um 16 Prozent erhöht. Netmobbing scheint für eine immer größere Schicht in Schweden ein Volkssport zu werden, der für die Betroffenen oft katastrophale Konsequenzen hat. Mehrere Forscher fordern bereits neue Gesetze, die andere Länder bereits eingeführt haben, die Mobbing online auch als Straftat verfolgen lassen. Gegenwärtig werden gerade einmal drei Prozent der Anklagen von der Staatsanwaltschaft aufgenommen.
Weitere Information stehen der Presse unter Pressedienste und Presseinformationen zur Verfügung.

Copyright: Herbert Kårlin


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