Das Modelabel Green Shirts wurde 2012 von Niklas Astor gegründet, der direkt nach dem Abitur etwas gegen die schlimmen Zustände in der Textilindustrie tun wollte. Sein Ziel war und ist, Kleidung ohne Ausbeutung und Umweltzerstörung zu produzieren und nicht nur das: Er möchte sogar das grünste Modelabel der Welt schaffen. Was das für ihn heißt, wie er das umsetzt und wie sich Green Shirts seit damals entwickelt hat, hat er uns in diesem Interview erzählt.
Du hast Green Shirts vor etwa 7 Jahren gegründet – wie war das? Und wo steht ihr jetzt?
Ich habe mich immer schon für Mode interessiert. Ich weiß noch ganz genau, dass ich damals immer mehr über die schrecklichen Umstände erfahren habe, unter denen konventionelle Kleidung hergestellt wird. Das war für mich eine sehr prägende Zeit und ich habe als Konsequenz daraus den Entschluss gefasst, ein grünes Modelabel zu gründen. Alles hat dann mit dieser Idee, einem alten Laptop und ein paar Freunden begonnen. Wir machten uns auf die Suche nach T-Shirts mit bestmöglichen Zertifikaten und einer Druckerei, die auf Nachfrage produzierte, ökologisch einwandfreie Farben verwendete und bei alldem bezahlbar war. Mithilfe eines Webshops stellten wir den Vertrieb auf die Beine. Die ersten T-Shirts entstanden. Die Fotos für das erste Lookbook entstanden auf den Wiesen der umliegenden Dörfern meiner Heimat. Das war eine tolle Zeit und ein Haufen Arbeit.
Green Shirts ist seitdem jedes Jahr weiter gewachsen und größer geworden. Glücklicherweise steigt gefühlt auch die Aufklärung in Bezug auf Bio-Kleidung und faire Arbeit. Heute stehen wir so gut da wie nie zuvor und das ist schon ein ziemlich großer Erfolg. Aber natürlich sind wir noch lange nicht am Ziel.
Was macht für dich ein Green Shirt zum Green Shirt?
Green Shirts steht für Bio-Mode, das versteht sich von selbst. Was ein Green Shirt aber wirklich zum “Green Shirt” macht ist der hohe modische Anspruch. Hinter jeder Farbe und jedem Design, das wir anbieten, stecken haufenweise Überlegungen und Diskussionen. Es ist uns sehr wichtig, dass Grüne Mode auch als stylisch und modern wahrgenommen wird, deswegen stecken wir sehr viel Zeit in die Entwicklung unserer Kollektionen und arbeiten dabei auch mit Künstlern wie Jiro Shimizu zusammen.
Welche Materialien findest du aus ökologischer Sicht gut, und warum?
Grundsätzlich denke ich, dass jedes Material, das nachhaltiger ist als jene, die momentan in der konventionellen Modebranche gängig sind, ein Schritt in die richtige Richtung ist. Das reicht uns bei Green Shirts aber natürlich nicht aus. Wir wollen schließlich das grünste Label der Welt sein. Deshalb haben wir uns ganz bewusst für die Stoffe entschieden, die wir momentan im Shop anbieten, also Bio-Baumwolle, Bambus, Holzfaser und recycelte Stoffe z.B. aus PET-Flaschen. Mein persönliches Ziel für die Zukunft ist aber auf jeden Fall, auch Kleidung aus Hanf anzubieten.
Wie schaut es in der Textilfabrik und auf dem Baumwollfeld aus?
Hier sorgen die unabhängigen Kontrollen der Zertifikate dafür, dass faire Arbeitsstandards und ökologische Arbeitsweisen eingehalten werden. Um dies zu gewährleisten, werden die Kontrollen, zweimal im Jahr, unangemeldet durchgeführt und in der gesamten Produktionskette überwacht.
Was bedeutet für dich nachhaltiges Design?
Nachhaltiges Design auf unsere Mode bezogen kann man aus zwei verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Beide sind sehr wichtig. Da wäre einerseits die Stoffe selbst, aus denen die Kleidung hergestellt wird. Diese sollten natürlich möglichst nachhaltig sein. Was ich aber auch darunter verstehe, ist möglichst zeitloses Design und lange Haltbarkeit. Wir haben durch die qualitativ sehr hochwertigen Stoffe und besseren Herstellungsverhältnisse den Vorteil, dass sich unsere Shirts besser anfühlen und viel robuster sind als konventionelle Kleidung. Und das, obwohl sie kaum mehr kosten. Das ist für mich nachhaltiges Design für jedermann.
Zum Thema Nachhaltigkeit in der Mode hat sich seit eurer Gründung viel getan. Wie beobachtest du die Branche?
Meine Meinung ist da zwiegespalten. Ich sehe, dass auch große Hersteller versuchen auf Nachhaltigkeit zu setzen, was ich großartig finde. Es sind dann aber dennoch dieselben Marken, denen das Thema bei anderen Produkten komplett egal zu sein scheint. Ähnlich ist es auch mit Online-Shops, die neben konventioneller Mode zusätzlich Bio-Mode anbieten. Man unterstützt in beiden Fällen am Ende trotzdem auch die Herstellung von Kleidung, die der Umwelt schadet.
Wenn du kein T-Shirt Label führen würdest, würdest du…?
Irgendein anderes Start-Up gegründet haben, das den Anspruch hat die Welt besser zu machen. Ich kann einfach nicht anders.
Was heißt für dich Nachhaltigkeit im Alltag?
Nachhaltigkeit im Alltag bedeutet für mich eben das Alltägliche zu hinterfragen. Was konsumiere ich regelmäßig? Was ist der Hintergrund davon? Wie setzt sich der Preis davon zusammen? Kann das überhaupt fair bzw. nachhaltig hergestellt sein?
Es hilft aber sich nicht mit den Finger auf andere zu zeigen, das will ich nicht und das ist auch nicht der Auftrag von Green Shirts. Wenn jeder bei sich selbst anfängt, und wenn es nur mal der Verzicht auf das Gemüse vom anderen Kontinent ist, können wir schon viel erreichen.
Und da können wir nur zustimmen! Vielen Dank für das Interview, Niklas!