Nachfolger mal drei

Ein bisschen ärgerlich ist das schon, dass Speech Debelle den Mercury Prize schon vor drei Jahren für ihr Debüt Speech Therapy bekommen hat. Denn diesmal ist alles noch besser. Der Albumtitel ihres neuen Werks Freedom Of Speech passt perfekt zu einer Künstlerin, die den ersten Schock des Ruhms verdaut hat, sich aber weder mit Selbstzufriedenheit begnügen noch in Rampenlicht-Wehleidigkeit ergehen will. Das Covermotiv zeigt die 28-Jährige in einer Pose, die man interpretieren kann als Tanz, Protest oder Kapitulation vor irgendeiner unbezwingbaren Macht, die vielleicht «Liebe» heißt.

Auch die Musik ist auf Freedom Of Speech noch ein bisschen besser geworden. Speech Debelle demonstriert hier ein Selbstvertrauen, wie man das von Robyn kennt, grenzenloses Talent und ganz viel Musikalität. Im Kern ist ihre Musik noch immer Hip-Hop, aber ohne eine Spur von Großmannssucht, sondern voller Wärme und Gefühl. Die Texte sind gelungen, der Gesang ist ein Genuss – und doch zählt es zu den Stärken des Albums, dass Freedom Of Speech auch ausführliche Passagen ohne Stimme verträgt, ohne langweilig oder belanglos zu werden.

Am besten ist diese CD, wenn Speech Debelle sich ganz in ihre Gefühle stürzt. Zentrale Zeilen werden bei ihr nicht geschrien oder zum Refrain-Slogan gemacht, sondern immer wieder hintereinander aufgesagt, und mit jeder Wiederholung steigert sich ihre Wirkung. Das Beziehungsdrama Elephant In The Living Room,das an Kate Nash erinnernde The Problem oder das explizit politische Collapsewerden so zu Höhepunkten einer verdammt starken Platte.

Künstler: Speech Debelle
Album: Freedom Of Speech
Plattenfirma: Big Dada
Erscheinungsdatum: bereits erschienen

«Well I never asked for nothing / I got nothing in return»,behauptet Amos Lee in der ersten Zeile auf As The Crow Flies. So ganz stimmt diese Aussage nicht. Schaut man beispielsweise in die letzte Januarwoche des Jahres 2011, dann entdeckt man eine Zeit, in der sich Amos Lee keineswegs über mangelnde Anerkennung und fehlenden Erfolg beschweren konnte. Damals erschien sein viertes Studioalbum Mission Bell und schoss unmittelbar an die Spitze der US-Charts. Mit As The Crow Flies erweitert er nun das von Joey Burns (Calexico) produzierte Erfolgsalbum. Die EP enthält sechs bisher unveröffentlichte Stücke aus den Sessions für Mission Bell.

Wer Crosby, Stills & Nash oder Bill Withers mag und kein Problem damit hat, sich die Musik von jemandem anzuhören, der schon als «männliche Norah Jones» bezeichnet wurde, der dürfte in As The Crow Flies die Americana-Glückseligkeit finden. Amos Lee verbindet auf dieser EP ein hohes Maß an Könnerschaft mit sympathischer Lässigkeit, sehr gutem Songwriting und einer unverwechselbaren Stimme. Da soll noch einer sagen, die Amerikaner verständen nichts von Recycling.

Künstler: Amos Lee
EP: As The Crow Flies
Plattenfirma: Blue Note
Erscheinungsdatum: bereits erschienen

Der Synthiepop ist eine Erfindung der 1980er, aber seitdem nicht totzukriegen. Nein, anders: Er war ja längst tot, ist aber grandios wieder auferstanden. Die Popwelt stellt sich seitdem die Frage: Wie geht man nun mit diesem auferstandenen Relikt um? Die einen haben ihn in der jüngeren Vergangenheit spielerisch genossen (La Roux), die anderen haben ihn mit Füßen getreten (Black Eyed Peas). Dem Erfolg tat das keinen Abbruch.

Here Is Why zelebrieren den Synthiepop. Und zwar in seiner originalsten Form: Ihr Debütalbum HRSY spielt nicht nur mit 1980er-Sounds und -Reminiszenzen, sondern klingt in weiten Teilen so, als wäre es tatsächlich vor beinahe 30 Jahren entstanden. Mit dem kleinen, aber bedeutenden Unterschied, dass es komplett digital produziert wurde. Das dürfen Analog-Puristen gerne als Mogelei verurteilen. Letztlich hat es aber den angenehmen Effekt, dass es sehr viel dichter klingt als beispielsweise die frühen Depeche-Mode-Alben.

Ansonsten ist der Vergleich zu Depeche Mode – auch dank der Stimme des Frontmanns Mikesh – äußerst angebracht. Here Is Why erfinden wenig Neues, aber sie schreiben verdammt gute Popsongs, die einerseits zum Schwelgen, andererseits zum Tanzen animieren. Und Stücke wie Standing On A Mountain High oder Heaven Does Know gehen kaum besser.

Künstler: Here Is Why
Album: HRSY
Plattenfirma: Riotvan
Erscheinungsdatum: bereits erschienen

Quelle:
News -
Medien News -
Durchgehört – Nachfolger mal drei


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