Das ist eine bizarre und wundersame Attraktion. Wer erdachte diese Idee einer disneyesquen interaktiven Ausstellung ausgerechnet im Aufgehenden Rationalismus des 18. Jahrhunderts in Europa? Ich schätze, nur eine Sozialistische und ästhetische Regierung hätte so etwas erfunden (zudem es auch noch ziemlich antikirchlich ist).
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Der derzeitige Name des Museums lautet auf spanisch “Museo de Illustracion y Modernidad“ (MUVIM). Es ist ein auffällig modernes Gebilde im Herzen Valencias, entworfen von dem Architekten Guillermo Vázquez Consuegra aus Sevilla. Museum für das Zeitalter der Aufklärung ist nur eine mögliche Übersetzung. „Illustration“ meint hier beides „Aufklärung“ und „Bebilderung“ und tatsächlich ist das Museum ebenso ein Haus für Illustration und Graphische Künste wie für die Aufklärung.
Die disneyhafte self-guided Tour mithilfe von elektronischen Displays über die Aufklärung in Europa ist im oberen Geschoß des wehrhaften Gebäudes untergebracht. Man kann aber nicht einfach hineingehen. Man muss im Vorhinein gebucht haben (Sehen hier zu auch die Kontaktinformationen unten). Es scheint für große Menschenmassen konzipiert worden zu sein. Viele der Räume sind riesig, mit sehr wenig darin. Als wir mit einer englischsprachigen Führung der Tour hindurchgingen, wurde der Text mehrmals auch in anderen Sprachen wiederholt: in spanisch, valenzianisch, französisch – und wir waren nur zu dritt.
Wir wurden von einem schweigenden Führer in Mönchskleidung begrüßt der uns durch die ersten Räume geleitete, die den Auftakt zum Zeitalter der Aufklärung abdeckten. Keiner der menschlichen Führer denen wir begegneten sprach. Jeglicher Text kam von versteckten Lautsprechern im jeweiligen Raum. Das Museum beinhaltet viele großformatige Reproduktionen von Porträts wichtiger historischer Persönlichkeiten. Es gibt Lichtspiele, Rampen die hinauf und hinab führen. Ein Highlight ist das animierte Scriptoreum in dem mittelalterliche Mönche ihre Zweifel über ihre Tätigkeit diskutieren, während sie über ihre Kopierarbeit gebeugt sind. Es gibt auch eine „Fahrt“ auf einer Maschine, um die Vorstellung der Aufklärung für die Welt der als Uhrwerk zu verdeutlichen und ein Raum welcher das 18, Jahrhundert darstellen soll ist mit den Reproduktionen berühmter Gemälde der Zeit versehen, während wir dort saßen und von einem weiteren schweigenden Führer – einer Frau in einem Kostüm des 18. Jahrhundert – Schokolade serviert bekamen,
Und weiter ging es so, bis wir schließlich in der Wissenschaft des 20. Jahrhunderts endeten, dem modernen Erbe der Aufklärung des 18. Jahrhunderts. Die Tonspur ist eine Erzählung die meisterhaft ins Deutsche übersetzt wurde mit Musik dieser Zeit im Hintergrund – ehrlich gesagt, war sie oft im Vordergrund, so dass es manchmal schwer war die Stimme des Erzählers zu hören. Die hier dargestellten Ideen und vorgestellten Personen sind jedem, der sich ein wenig mit europäischer Geschichte auskennt oder sich an den Schul, bzw. Hochschulstoff erinnern kann, mehr oder weniger bekannt. Ich bin nicht sicher, ob irgendjemand aus unserer Gruppe etwas Neues gelernt hat.
Das faszinierende dieser Sehenswürdigkeit ist, würde ich sagen, was es über die Gesellschaft und Kultur aussagt, die dieses erdachte und einrichtete – mit hohem Kostenaufwand. Beim durchschreiten kommt man sich vor, als wäre man der bloßen Propaganda ausgesetzt. Man fragt sich, ob die Regierung dies für nötig hielt, weil die Gesellschaft immer noch so stark von der Kirche beeinflusst ist. Auf der einen Seite ist es auch eine Gesellschaft, die bereits einige, manchmal recht gewalttätige, antiklerikale Entwicklungen hinter sich hat. So kann dieses hier vielleicht als ein einfacher Ausdruck für eine immer weiter währende Bedrohung gelesen werden.
Für mehr Details:
c/ Guillen de Castro, 8
Tlf: 963 88 37 30
www.xarxamuseus.com/muvim/