“Muttitasking ist die Verballhornung von Multitasking, die verdeutlicht, dass Muttis fähig sind, mehrere Aufgaben gleichzeitig perfekt zu meistern. Die Lebenseinheiten Kind, Job und Haushalt werden in kurzen Abständen immer abwechselnd aktiviert, so dass der Eindruck der Gleichzeitigkeit und des Einklangs entsteht. Ein Hoch auf die Muttis!” So heißt es in der einzigen Definition – oder sagen wir dem Ansatz einer Definition zum Begriff Muttitasking, die ich nach meiner Recherche auftreiben konnte. Den Begriff Multitasking, das wird vielleicht dem einen oder anderen aufgefallen sein, nahm ich hier im Blog schon einmal in den Mund, doch eigentlich war es mein Sohn, der sich verhörte und statt Multitasking eben Muttitasking verstand. Was auch sonst soll ein Fünfjähriger verstehen, wenn seine Mutter über das Selbstmarketing berufstätiger Mütter philosophiert, während sie auf dem Weg zum Kindergarten sind?
Muttitasking als Potenzierung von Multitasking
Seitdem ist der Begriff in meinen festen Wortschatz übergegangen, auch wenn ich erst seit meinem #Muttitasking Aufruf bei Twitter weiß, dass es seit Mai 2013 ein gleichnamiges Buch gibt. Geschrieben natürlich von Müttern. “Selbst Meisterinnen im Muttitasking, berichten ehrlich und charmant über den zuweilen irrwitzigen Alltag der Mütter zwischen Kind, Job und Haushalt.”, heißt es in der Kurzbeschreibung des Buches. Irrwitzig finde ich vor allem, dass unter Muttitasking nicht selten eine Potenzierung von Multitasking verstanden wird – ja, das mit dem “l”, nicht “tt” im Wort. Wer bitte glaubt denn heute wirklich noch, dass Multitasking wirklich funktioniert? Es ist eine schlimme Angewohnheit, mehrere Sachen gleichzeitig zu versuchen und sich dabei vorzugaukeln, man könnte die Dinge immer noch mit der gleichen Sorgfalt erledigen? Von Müttern wird dann gern erwartet, dass sie vom Multitasking noch einen Gang höher schalten und richtiges Muttitasking praktizieren.
Schon geht der Druck los und das dauerhaft schlechte Gewissen macht sich breit. “Unter einen Hut bringen”, ist so eine beliebte Phrase dafür, die ich persönlich gar nicht gerne höre. Sie impliziert nämlich, dass man “es schon irgendwie” schaffen muss. Die Vereinbarkeit Simultanität von Kindern, Küche und Karriere passt leider nicht unter den Hut? Na, dann muss eben ein noch größerer her oder die Trägerin stellt sich einfach nur zu dumm an und soll sich ab sofort gefälligst mehr anstrengen.
Multitasking? Nein lieber Muttitasking!
Bitte mehr echtes Muttitasking
Bisher hatte ich Muttitasking für mich als einen gar nicht so negativ besetzten Begriff genutzt, eher als Gegenstück zum abgedroschenen Multitasking. Natürlich können Mütter telefonisch Honorarverhandlungen führen, während sie gleichzeitig eine kleine Katastrophe im Bad beseitigen, weil das Kleinkind der Meinung war, seine eigenen “Geschäfte” ganz allein erledigen zu können. Die, die das Muttitasking beherrschen, wissen aber auch, das solche Situationen eher die Ausnahme bleiben müssen.
Beim ganzen “Tasking” empfehle ich immer erst einmal ganz genau hinzuschauen, ob die Aufgabe überhaupt an die richtige Adresse gerichtet wurde. Nicht alles, was einem an vermeintlich wichtigen Aufgaben angetragen wird, sollte man wirklich ungefragt auf die eigene TODO-Liste setzen bzw. ins Muttiheft schreiben. Die Frage nach dem richtigen “Tasking” kann einen als Mutter schon vor zu viel “Multi” schützen.
Hiermit gebe ich erneut den Aufruf in die Runde, eure Meinung zum Muttitasking kund zu tun. Alle Tweets mit dem Hashtag #Muttitasking sammle ich ab sofort rechts in der Seitenleiste. Ich bin gespannt auf eure Kommentare und Tweets!