Mutter arbeitet oder: aller Anfang ist schwer

Die erste Arbeitswoche ist um und ich muss feststellen, was ich eigentlich schon immer geahnt habe: Der Versuch, Kind, Karriere, Haushalt, Eheleben, Freizeit irgendwie unter einen Hut zu bekommen ist ganz schön kräftezehrend. 

Am schlimmsten ist für mich das frühe Aufstehen. Da ich ein Langschläferkind hatte (ja "hatte", denn dank des neuen frühen Tagesbeginns ist sie leider zur Lerche mutiert), sind wir selten vor acht aus dem Bett gekrabbelt. Nun hechte ich - ohne die geliebte Schlummerphase - bereits um sieben aus den Federn, da ich um spätestens acht in der Krippe sein muss. Zum Glück unterstützt mich mein Langschläfermann, der die Maus ausgehfein macht, während ich den Beweis antrete, dass es durchaus möglich ist, innerhalb 30 Minuten zu duschen, sich die Haare zu föhnen, zu frisieren sich anzuziehen, ein akzeptables Tagesmakeup aufzulegen und das Frühstück vorzubereiten. Nachdem wir aus dem Haus gedüst sind, verkriecht sich Mann noch für ein paar Stündchen ins Bett - er kommt ja meistens erst nach Mitternacht nach Hause. 


Das 1x1 der Teilzeit

Gewöhnungsbedürftig finde ich auch, dass ich nun ständig rechnen muss - und das liegt mir leider gar nicht. Bei 28 Stunden die Woche muss ich jeden Tag durchschnittlich 5 Stunden und 36 Minuten arbeiten. Dazu kommt noch eine Mittagspause, auf die ich keinesfalls verzichten möchte, von ca. 30 Minuten.  Macht also 6 Stunden und 6 Minuten Anwesenheit im Büro. Spätestens um halb drei muss ich aber in der Krippe sein. Zwar könnte sie dort auch bis 15 Uhr lassen, aber das möchte ich nicht. 14.30 Uhr ist für mich die Schmerzgrenze. Folglich muss ich noch die zum Glück kurzen Wegezeiten mit einkalkulieren. Und auch die Übergabe am morgen kostet Zeit: Schuhe, Jacke, Mütze aus, Hausschuhe an, Gespräche mit der Erzieherin, Abschiedsgewinke. An ausgedehnte Mittagsplausche in der Kantine ist nicht zu denken: Ständig geht der Blick zur Uhr, um mit dem Stundenkonto nicht ins Minus zu rutschen.

Die Arbeit selbst geht mir erstaunlicherweise flüssig von der Hand. Komischerweise fühlt es sich so an, als wäre ich nie weg gewesen. Alles ist noch so vertraut, die Aufgaben sind gleich geblieben. Nur die Zeit ist weniger geworden. Wie das gehen soll? Das frage ich mich auch. Am Vormittag schaffe ich viel "Kleinkram" weg: Telefonate, Meetings, Mails, Recherchen. Nach dem Mittag beginne ich dann endlich mit der "richtigen" Arbeit und muss schon bald feststellen. Upps, die Zeit ist um. Viel schaffe ich so nicht. Ich denke, ich muss erst lernen, mich mit der Teilzeit zu organisieren.


Trotzdem ist es schön, wieder im Büro zu sein und dem Familienchaos für ein paar Stunden den Rücken zu kehren. Unterhaltungen zu führen, sie sich nicht um Windelinhalte oder Kinderkrankheiten drehen und einer Arbeit nachzugehen, bei der ich nicht in vollgekleckerten Schlabberklamotten die Reste vom Mittagessen unter dem Tisch zusammenklaube. 

Aber am schönsten sind die Nachmittage, wenn ich meine Maus wieder für mich habe. Zwischenzeitlich habe ich richtigen Herzschmerz und muss immer wieder wie ein verliebter Teenager auf die Babyfotos auf meinem Schreibtisch starren - so groß ist die Sehnsucht nach meiner Tochter. Die freie Zeit mit ihr genieße ich sehr intensiv. Nur eines fehlt mir dann doch: Die Mittagsstunde(n), also die Zeit, während jener Tochter ihren Mittagsschlaf macht und ich mit einem Buch auf der Couch liege. Die einzige freie Zeit für mich, ist der Abend, wenn ich eigentlich hundemüde bin. Doch den Weg ins Bett finde ich nur schwer - und vor allem zu spät. Was mir am nächsten Morgen schmerzlich bewusst wird, wenn ich meine müden Knochen aus dem Bett schwingen muss. Aber zum Glück gibt es guten Concealer. Damit lassen sich wenigstens die Spuren ein wenig verwischen. 



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