[Musik] FTANNG!

Dass sich das Konsumverhalten und die Marktlandschaft im Bereich von Kultur in den letzten 15 Jahren stark geändert haben dürfte mittlerweile unstrittig sein. Doch der Verhaltensänderung auf Seiten der Nutzer haben sich bisher kaum adäquate Vertriebswege der Industrie entgegengestellt. Noch immer werden dieselben Produkte mit derselben Preisgestaltung vertrieben.
Immer mehr sind es die Künstler, welche mit Alternativen und neuen Ansätzen aufwarten um ihre Werke ans Publikum zu bringen. Eine Band die damit seit kurzem auf sich aufmerksam macht ist das deutsche Dark-Synth-Rock Projekt Ftanng! . Bestehend aus zwei Ex-Mitgliedern der Bands Jesus on Extasy und Pzychobitch (Dorian Deveraux & PeeWee Vignold) wagen sie einen Neuanfang. Statt dem üblichen Vertrieb von Alben und daraus ausgewählten Singles, veröffentlicht die Band eigentlich nur Singles um diese eventuell später auf einem Tonträger zu sammeln. Der Hintergrund dabei ist folgender: statt ein Album mit wenigen guten Songs und vielen Füllstücken zu produzieren wollen sie jeden Song wie eine Single behandeln und diesen möglichst gut produzieren. So wollen sie garantieren, dass jeder Titel sowohl bei der Herstellung, als auch beim Hörer volle Aufmerksamkeit erfährt und für sich allein wahrgenommen wird. Die Titel werden zu dem noch unter einer Creative Commons Lizenz frei im Netz verteilt, was potentiell eine große Verbreitung ermöglicht. Natürlich heißt das auch, dass keine direkte Entlohnung der Künstler durch die jeweilige Veröffentlichung entsteht. Doch das ist unabhängig vom Vertriebsmodel ein Thema, dem sich jeder Künstler gesondert stellen muss.

Nun stellt sich bei diesem durchaus interessanten Veröffentlichungsmodell dennoch eine Frage. Wie wirkt sich das Konzept auf die Wahrnehmung und Aufmerksamkeit einer Band aus? Während beim klassischen Modell für die Laufzeit von circa sechs bis neun Monaten durch Albumpromotion und eine mögliche Tour eine gewisse Aufmerksamkeit garantiert ist, muss diese nun durch ständige Veröffentlichungen langfristig aufrechterhalten bleiben. Das heißt, dass ähnlich wie bei Blogs für einen möglichst konstanten Fluss an Veröffentlichungen gesorgt werden sollte.  Künstler die das auf einem guten Niveau können würden nach diesem Prinzip sicher Erfolge einfahren und sich vor allem dauerhafte Präsenz sichern. Allerdings wird ein solches System stärker als bisher qualitativ selektieren. Denn wer nicht in der Lage ist dauerhaft zu überzeugen ist schneller aus dem Geschäft als bisher. Gerade im Bereich von Neueinsteigern könnte ein solches Modell sinnvoll sein. Zum einen haben die Künstler die Chance sich zu beweisen, zum anderen kann sich die Plattenfirma überzeugen lassen bevor die Finanzierung eines Albums ansteht. Denn es scheint dennoch absehbar zu sein, dass das Publikum nach einer gewissen Zeit beziehungsweise Anzahl an guten Songs eine Zusammenstellung der Titel besitzen möchte. Ob dies zukünftig nur noch digital sein wird und ob das Ganze noch Album heißt spielt dabei keine Rolle.
Letzten Endes will man die beste Musik eines Künstlers hören. Durch dieses Konzept kann man nun hoffen, dass mehr wirklich gute Bands mit einigen überzeugenden Songs Aufmerksamkeit erspielen.

Ftanng! sind mit ihrer Idee nicht nur konzeptioneller Vorreiter, sondern können auch musikalisch überzeugen. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass sie keine blutigen Anfänger sind. Beide haben bereits mehrere Jahre Erfahrung gesammelt. Doch scheinbar gibt ihnen jetzt die selbst geschaffene Freiheit bezüglich der Vermarktung/des Vertriebs auch eine gewisse kreative Freiheit. Die wenigen Stücke die bereits online verfügbar sind überzeugen mit einer spannenden und vor allem vielfältigen Komposition. Neben kräftigen Rochklängen (vor allem Gitarre) wird ein deutlicher Fokus auf elektronische Klänge von diversen Synths und Software gelegt. Als Ergebnis bekommt der Hörer jede Menge kräftig drückende Rhythmen und spannende Texte zu hören. Sänger Dorian setzt seine Stimme immer wieder dramaturgisch passend ein und gibt zusammen mit den Geräusch- und Effektstrukturen jedem Lied eine eigene sehr abwechslungsreiche Stimmung.
Das ganze hört sich dann in etwa so an:

Waves

King of my World

Alles in allem lässt sich also Ftanng! als musikalisch wie auch gedanklich interessante Band festhalten. Die Mitglieder sind nicht nur an den Geräten engagiert sondern haben ebenso einen Kopf für die Vermarktung ihrer (und anderer Musik). Natürlich sind sie auch immer wieder live unterwegs und verwöhnen ihre Fans mit Extras wie der freien Herausgabe von Remix-Sets.


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