Mund voll und Speicher frei

Manchmal wünsche ich mir die Handys der 90er zurück. Nicht diese kleinen Klappdinger der 00er Jahre, sondern richtige Telefonhörer von Waschmaschinenherstellern wie Bosch und Siemens. Handys, deren Mainfeature die Antenne war, die man oben herauszieht und bei denen die Ohrmuscheln noch am Ohr und das Mikro noch am Mund anlagen. Diese Dinger, die in Deutschland Handy hießen und sonst nirgendwo.

Dieser Wunsch lässt, wie die meisten meiner Wünsche, außer Acht, dass ich gar nicht mehr in der Lage wäre so etwas zu bedienen. Fast täglich scheitere ich beim Umstellen von Ipad auf Kindle an der Nicht-Touch-Bedienung von letzterem. Denn mein Kindle ist noch Generation A und inzwischen so verschrobelt, verbeult und zerkratzt, wie es sich für alte Bücher gehört. Damit wird dann auch das neuste eBook wieder antik und darauf bin ich nicht nur ein bisschen stolz.

Das neue alte Handy dürfte also schon zum antouchen sein, nix wiegen und hübsch aussehen. Aber darüber hinaus, will ich einfach keine Apps mehr. Es reicht. Ich bin zu alt für diesen Scheiß und ich komme nicht mehr mit. Kaum hatte ich endlich Instagram, war Snapchat viel angesagter und nun soll Musical.ly total hipp sein, auch wenn hipp sein längst weder cool noch angesagt ist. Alles Dienste, mit denen man sich inhaltslose Inhalte schicken kann, schöne Bilder, schöne Videos und schöne Töne von und für schöne Körper, schöne Katzen und schöne Stimmen. Die ganze Welt verkommt zum Showbiz! Und ich kann gar nicht so viel kotzen, wie ich liken soll.

Und noch schlimmer ist der Zwang zur aktiven Partizipation. Mit Mühe habe ich ein paar Fotos auf Instagram abgelegt, wie Sperrmüll auf dem Gehweg. Ich brauch das nicht mehr, aber vielleicht findet ja jemand anderes etwas Schönes oder Verwertbares dazwischen. Doch schon bei Snapchat entfährt meiner Kehle bei jedem Öffnen nur ein Warnlaut, ein Quieken, weil ich auf dem Display erscheine, sobald ich die App nur öffne. Wie es Menschen schaffen attraktiv im Internet auszusehen ist mir noch immer ein Rätsel, bei dessen Lösung auch keine Schmink- Videos helfen. Und jetzt schicken sich digitale Freunde eigene Musikvideos zu. Wie alles auf dem Smartphone ist das lustig, für drei Minuten.

Das nächste Smartphone, das ich mir anschaffen werde, wird darum eines aus Schokolade sein. Das ist doch endlich mal ein echter Mehrwert. Apps mit denen ich mit niemand anderem kommunizieren muss, ein Handy mit dem ich nichts empfangen oder verschicken kann. Ein Handy, das nicht mal zum Telefonieren geht, weil ganz ehrlich, das macht doch heute auch keiner mehr. Gramm und Kalorien waren immer schon die härtere Währung, im Vergleich zu luftigen Likes und Herzchen. Und mit vollem Mund kann er auch keiner schief ins Handy singen.



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