Es hat nichts mit multipler Persönlichkeit zu tun, wenn sich Mozart Gesicht in unzählige Schichten aufteilt. Es liegt vielmehr an Manfred Knabe’s spezieller Collage-Technik, mit denen er markante Motive „bewegt“ und völlig neu in Szene setzt.
Angefangen hat alles in den 60er-Jahren: als ehrenamtlicher Kunstlehrer entdeckt Manfred Knabe im Jugendhaus einen Stapel Papier: „Es waren Drucke eines Holzschnitts mit Goethes Gesicht und ich dachte mir, die sind als Schmierpapier doch viel zu schade, Also zerschnitt ich ein paar der Duplikate in kleine Streifen und setzte sie neu zusammen“, erinnert er sich. Auch wenn Manfred Knabe gern in Öl malte, Linolschnitte, Radierungen oder Lithographien anfertigte: Collagen sind bis heute seine Lieblingstechnik geblieben.
In Manfred Knabes Atelier gibt es keine Farbkleckse oder Wasserflecken. Er arbeitet mit Cutter, Schere oder Schneidemaschine, zerlegt damit für jede Collage etwa vier gedruckte Foto-Motive, die er am Computer farblich verfremdet hat. Die einzelnen Schnipsel werden nach einer ausgetüftelten Choreographie aufs Papier geklebt, sie spiegeln und wiederholen sich so, dass das Bild am Ende kulissenartig oder dreidimensional erscheint. Die abschließende Spezialbehandlung mit Lack und Firnis schenkt den Collagen ein langes Leben.
Um die 20 Collagen fertigt Manfred Knabe im Jahr und viele sind auch bei Ausstellungen im Ausland zu sehen. Nicht nur die einzelnen Papierschnipsel werden durchdacht angeordnet, auch die Bild-Titel wählt Manfred Knabe sorgfältig. Und die scheinbar „unsauber“ aneinander geklebten Streifen sind ebenfalls Absicht, „damit man sieht, dass es sich nicht um massenhaft ausgedruckte Bilder, sondern um handgemachte Unikate handelt“, so der Künstler. Besonders gelungene Collagen lässt Manfred Knabe auf Büttenpapier oder als Giglee-Drucke vervielfältigen.
Allein durch Verzerrung von Farben und Formen entstehen die faszinierenden Muster, Zerrbilder will der Sillenbucher allerdings keine schaffen. „Ich möchte Mozart ja nicht kaputt machen“, versichert Knabe. Es ist der Reiz am kunstvollen Verfremden, der aus Nietzsche’s Konterfei einen „Dichter in schwarz-rot-gold“ macht und einer der bekanntesten Physiker der Welt wird plötzlich „Der relative Einstein“.
Neben markanten Ikonen zeigen Manfred Knabes Collagen immer öfter auch außergewöhnliche Architektur-Fotos, ethnische Motive oder – ganz neu – auch Sozialkritsches. Inspiration holt sich Manfred Knabe übrigens von seinen Reisen rund um den Globus sowie in der Wilhelma, im Rosenstein- oder Lindenmuseum, wo er ebenso wie in der Künstlergruppe Sillenbuch Fördermitglied ist. Weitere Informationen und aktuelle Ausstellungstermine: www.manfredknabe-collagen.de