Morgenmuffel sind…

Morgenmuffel sind…

Eines kann ich von mir sicher behaupten: Ich stehe morgens auf. Wann, ist die nächste Frage, die ich nur deshalb mit “gegen acht Uhr” beantworten kann, weil ich einen Hund habe. Und der will morgens was von mir… Ein Arbeitgeber, so ich ihn denn hätte, würde von mir erwarten, dass ich um die Zeit, wenn ich gerade aus den Federn krieche, bereits am Schreibtisch Kreatives vollbringe. Dass ich davor verschont werde, ist meiner frühen Erkenntnis zu verdanken, in der Selbstständigkeit besser aufgehoben zu sein. Dumm ist nur, dass eine Studie mir jetzt aufzeigt, dass ich Morgenmuffel ohnehin keine Aussichten auf eine tolle Karriere gehabt hätte. Die nämlich erfordert Morgenmunterkeit. Sagt Christoph Randler.

Zuerst die gute Nachricht des Professors der Biologe an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg:

Spätaufsteher haben ohne Zweifel einige Vorteile: Nach Ergebnissen anderer Studien sind sie kreativer und patenter als Frühaufsteher, haben eher einen Sinn für Humor und gehen mehr aus sich heraus.

Und jetzt wird´s unangenehm:

Doch sie harmonieren nicht mit den Abläufen in den Unternehmen. Geht es um den beruflichen Erfolg, haben Frühaufsteher die besseren Karten. Meine früheren Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass sie bessere Schulnoten haben, was ihnen Zutritt zu den besseren Universitäten verschafft und wiederum ihre Jobchancen verbessert. Meine Studie belegt, dass Frühaufsteher Probleme besser vorhersehen und lösen können. Sie sind aktiver. Zahlreiche Untersuchungen belegen ebenfalls den Zusammenhang zwischen dieser Eigenschaft und höherem Leistungsvermögen im Job, beruflichem Erfolg und höheren Gehältern.

Und noch schlimmer ist die Botschaft an mich, dass meine Morgenmuffeligkeit heilbar sein könnte. Aber dann wird es wieder freundlicher, denn Schuld sind wie immer die Gene:

Vieles an der Neigung zu Morgen- oder Nachtaktivität ist wandelbar. Menschen können ihren sogenannten Chronotypus verändern, aber eben nur in gewissen Grenzen. In einer Studie war die Hälfte der untersuchten Schüler fähig, ihr Schlaf-Wach-Programm um eine Stunde zu verschieben. Eine signifikante Veränderung kann eine Herausforderung bedeuten. Der Chronotyp einer Person ist zu mehr als 50 Prozent genetisch bedingt.

Früher schafen zu gehen, könnte helfen, früher rauszukommen, meint Professor Randler. Kann ich mir nicht vorstellen, denn dann müsste ich kurz nach der Tagesschau in die Heia!

Das Faszinierende an unseren Ergebnissen ist die Tatsache, dass die Dauer des Schlafs nichts mit der größeren Aktivität und Aufmerksamkeit von Frühaufstehern zu tun hat. Dagegen ist der Zeitpunkt des Zubettgehens entscheidend. Sie könnten Ihren Tagesrhythmus verändern, indem Sie früher schlafen gehen. Eine andere Möglichkeit wäre, frühmorgens nach draußen zu gehen. Das Tageslicht aktiviert Ihre biologische Uhr und hilft Ihnen, zum Frühaufsteher zu werden. Wenn Sie abends rausgehen, tendieren Sie eher zu Nachaktivitäten.

Und jetzt die Frage aller Fragen: Was passiert, wenn man sich morgens früher aus dem Bett kippt, also trainiert, morgens am Schreibtisch nicht nur Kaffee in sich zu schütten und krampfhaft zu verhindern versuchen, dass der Kopf der Tastatur entgegen kippt? Wird man dann das, was den frühen Vögeln oben alles an tollen Attributen zugeschrieben wird? Anders gefragt: Werde ich dann endlich erfolgreich?

Ich weiß es nicht. Eine Theorie erklärt die Aktivität von Morgenmenschen damit, dass sie durch das frühe Aufstehen mehr Zeit haben, sich auf den Tag vorzubereiten. Wenn das stimmt, dann würde eine vermehrte Morgenaktivität die Aktivität insgesamt steigern. Aber es gibt Belege dafür, dass Aktivität angeboren ist. Studien haben gezeigt, dass Pflichtbewusstsein mit Morgenaktivität verbunden ist. Möglicherweise entsteht Aktivität nur auf der Grundlage von Pflichtgefühl.

Na toll! Aber warum stehen wir dann nicht einfach morgens alle ein, zwei Stunden später auf der Firmenmatte? Weil es, so erklärt es mir der Fachmann, gesellschaftlich positiv wahrgenommen wird, früh auf den Beinen zu sein. Auch wenn der Kopf noch schläft: Man (und frau) zeigt Disziplin, Leistungsbereitschaft und Zielstrebigkeit – zumindest qua Anwesenheit. Da drehe ich mich doch lieber noch einmal um und zeige später Kreativität. Gut Ding will schließlich Weile haben.

Gefunden im Harvard Business Manager


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