Mitteldistanz – meiner erster Triathlonwettkampf über diese Distanz sollte in Münster beim Moret Triathlon sein. Samstags findet diese Veranstaltung statt. Startzeit erst um 11:20 Uhr – kommt mir sehr entgegen. Normal steh ich ja Samstag im MAS, aber dieses mal hatte ich Starterlaubnis bekommen und freute mich rießig auf den Wettkampf.
Um ein gutes Ergebnis erzielen zu können, hatte ich mir sogar extra keinen Nachtdienst am Freitag eingeplant gehabt und kam so nur mit der normalen Stressbelastung in den Samstag hinein, die im allgemeinen jeder von uns hat. Das bedeutete aber auch eine Ausrede weniger für ein eventuell schlechtes Abschneiden
Münster liegt nicht mal eine halbe Stunde Fahrzeit mit dem Auto von Aschaffenburg entfernt. Das hieße schön lang im Bettchen liegen bleiben. Vor 7:00 Uhr wollte und musste ich mich nicht aus den Federn quälen. Bis 8:00 Uhr hatte ich alle Procedere abgearbeitet und musste den ganzen Kram nur noch in den Kombi schaffen.
Münster fand ich auch ohne Navi, genauso wie einen Parkplatz, nicht weit von der Sport- und Kulturhalle entfernt, wo es die Startunterlagen gab und das Ziel bzw. die zweite Wechselzone aufgebaut wurde. Klaus hatte eine kleine Aussenstelle vom MAS eingerichtet und stand dick eingepackt unter seinem Pavillion, denn es begann zu regnen und kühl war es auch.
Nachdem ich mir meine Unterlagen geholt hatte, begann ich mit den direkten Vorbereitungen. Felix war mittlerweile auch eingetroffen und gemeinsam organisierten wir unsere zweiten Wechsel am Zielbereich und gingen zur Schwimmbeutelabgabe, denn geschwommen wurde in einem See in Babenhausen.
Danach warten auf die Wettkampfbesprechung, die um 9:30 Uhr abgehalten wurde. Knapp 500 Leute in einer kleinen Sporthalle – es gibt schöneres. Viel Informationen in knapp 10min – viel neues gab es aber nicht zu berichten, außer dass man den Helm an der ersten Wechselzone nicht verschließen durfte – keine Ahnung wieso.
Mario, der sich wie ich für Frankfurt den letzten Schliff holen wollte, war auch mit von der Partie und gemeinsam sollte es bald losgehen. Der Schwimmbeutel wurde vom Veranstalter per LKW an den See transportiert und so konnten wir ohne zusätzlichem Balast in unserem Race Outfit nach Babenhausen rollen.
Rollen ist gut gesagt. Nachdem ich ja am Freitag abend noch einmal meine Sattelpostition etwas erhöht hatte, saß ich jetzt richtig gut auf dem Bike und mit dem Wind der heute wehte, fuhren wir auf der B26 mit 50,0Km/h in Richtung Babenhausen – fast ohne Druck
Solche Beine wollte ich heute haben – am besten den ganzen Wettkampf über. Aber zuerst sollte ja meine Lieblingsdisziplin (lach) kommen und dafür braucht man eher gute Arme. Nachdem wir das Check In für die Bikes problemlos absolviert hatten, galt jetzt meine ganze Konzentration der ersten Wechselzone. Ach ja – Schwimmbeutel noch schnell abgeholt – zum Glück war alles noch im Sack
Mein Radplatz war recht weit hinten – aber egal – der Weg ist für alle gleich. Rad in den Ständer – Helm auf den Lenkeraufsatz – natürlich ohne den Verschluss zu schließen – das hatte mir am Checkpoint einer der Wettkampfrichter extra nochmal gesagt und es waren immerhin hessische Meisterschaften – also erhöhte Kontrollaufsicht.
Schuhe schon aufgestellt – dazwischen ein aufgerissenes Gel – die Brille darüber – und schon war alles bereit für meine Lieblingsdisziplin (schnunzel). Ach ja – Startnummer am Band – wird gerne vergessen. Dann ging ich mit Felix runter an den See. Zuerst mussten wir an den Schwimmausstieg, Dort wurden die jetzt leeren Schwimmbeutel nach Nummern sortiert deponiert. In die kam nach dem Schwimmen der Neo nebst Bademütze und Schwimmbrille, sofern man beides noch besaß. Die Beutel wurden während wir auf dem Rad saßen vom Veranstalter in den Zielbereich transportiert.
Zuvor aber mussten wir die 2km zu Wasser hinter uns bringen und man merkte Felix seine Nervosität deutlich an. Bei ihm war es sein bisher längster Triathlonwettkampf und er hatte keine Ahnung, wie er sich einschätzen sollte. Zumindest der Neopren passte und mit der schwarzen Gummihaut wurde uns auch wieder etwas wärmer um die Nase.
Mit allen anderen scharzen Gestalten ging es jetzt auf die andere Seite vom See und mit knapp 5min blieb uns nicht mehr viel Zeit, irgendwelche Taktiken zu diskutieren. Die Wassertemperatur lag bei 21,6° – ideal für den Neopren. Also hinein ins Wasser und erst einmal die Wasserqualität testen. Na ja – braun wars und wellig – man kam sich vor wie in der Nordsee. Den Streckenplan hatte ich mir nicht merken können – aber egal - ich schwimme ja sowieso nicht vorne weg.
Felix und ich orientierten uns am rechten Rand des Feldes und nach kurzen Händeklatschen kam auch schon der Startschuss. Ich hatte kurz vorher noch mitbekommen, dass man rechts der gelben Bojen vorbei schwimmen musste und hatte so wenigsten eine kleine Orientierungshilfe.
Das Getümmel kannte ich ja noch von Heilbronn – ist ja erst drei Wochen her – und da musste ich auch 2km schwimmen. Das Feld von fast 500 Teilnehmern war aber deutlich größer und so kam was ich fast schon erwartet hatte. Nach knapp 100m war ich wieder mitten drin – eine Masse an Laibern drängte sich Seite an Seite unn wir machten uns das Leben gegenseitig schwer.
Es dauerte fast einen Kilometer, bis ich endlich so etwas wie einen Rhythmus fand. Wie schön war es da noch in Darmstadt vor zwei Wochen, wo wir nur in kleinen Gruppen (6 Personen) alle 2min losgeschickt wurden. Da konnte ich sofort in mein eingeübtes Bewegungsmuster einsteigen und kam in Fahrt.
Das einzige was in Münster in Fahrt kam, war der Wellengang. Ich bin ja bisher nur in der Nordsee geschwommen und meine Ironman Teilnahmen beschränken sich auf den Langener Waldsee beim Frankfurter Ironman, aber der Wellengang von gestern war schon sehr einzigartig für so einen kleinen Baggersee, größer ist der See nämlich nicht.
Nachdem wir eine Baggerinsel am Ende des Sees umrundet hatten ging es wieder in Richtung Start. Das Boot der Rettungskräfte mag ja notwendig sein, aber durch das ständige Umrunden der Schwimmer geriet das Wasser noch mehr in Bewegung und ich griff immer öfter in ein Wellental und hatte stellenweise gar kein Wasssergefühl mehr.
Das mag für gute Schwimmer kein Problem sein, aber wenn man – wie ich – ums nackte Überleben kämpft – ich hatte ja zum Glück noch meinen Neopren um mich herum – der hat mit solchen widrigen Bedingungen noch viel größere Probleme und so war ich froh, als es nach der letzten Boje zum Ufer ging.
Viel mehr Wasser hätte ich auch nicht schlucken können, sonst wäre kein Wasser mehr im See gewesen und ich hätte die restlichen Meter zu Fuss gehen müssen. So aber ging es bis zum Ausstieg durch die braune Suppe und ich kam erst am Ufer wieder auf die Beine.
Ein Blick auf meine Uhr und ich war zufrieden – meine Schwimmzeit von 38:10min sind für die windigen Verhältnisse ausreichend und verhältnismäßig – und so stürmte ich zufrieden in die erste Wechselzone. Wobei sich die ja erst oben auf der Zufahrtsstrasse zum See befand.
Unten war es eher der Platz, wo sich die Teilnehmer ihres Neoprens entledigen und in ihren Beutel packen. Erst danach durfte man zu seinem Rad. Ich kam auch aus meinem Neo – war zwar schon mal schneller – aber immerhin nicht so ein Kotzgefühl wie noch in Darmstadt – obwohl heute hätte man eher seekrank werden können.
Nachdem alles im Beutel war, stürmte ich den Weg nach oben und zu meinem Rad. Jetzt ging alles sehr schnell – Helm auf – Startnummer auf den Rücken – Schuhe an (ohne Socken) – Brille untern Helm – und schon schob ich mein Rad Richtung Ausgang, wo mich 91km mit mehr als 1300 Höhenmeter erwarteten.
Morgen folgt Moret (2)
49.974079 9.149001