Bike & Hike auf den schönsten Aussichtsberg am Königssee.
Semesterstart. Das bedeutet für mich einen Teil der Freiheit, die ich während der Sommerferien genießen konnte, aufzugeben. Meine Ausflüge in die Berge sind wieder an starre Terminkalender gebunden und Touren oft nur unter Zeitdruck möglich.
Um vor der Uni einen ordentlichen Gipfel schaffen zu können, habe ich Bike & Hike für mich entdeckt. Diese Kombitouren haben den Vorteil, dass du längere Touren in relativ kurzer Zeit bewältigen kannst. Der Gipfel zum Frühstück vor der Arbeit oder dem Hörsaal ist also gesichert.
Meine liebste Bike&Hike-Strecke führt vom Parkplatz Hammerstiel zwischen der Ramsau und Schönau am Königssee zur Kührointalm. Die Strecke ist lang genug, dass es sich auszahlt, das Mountainbike einzupacken, aber nicht so lange, dass man danach keine Lust mehr auf Wandern hat. Von der Kührointalm kannst du zum Kleinen Watzmann, ins Watzmann Kar, über die Wiederroute auf den Watzmann oder den Mooslahnerkopf (1.815 m) aufbrechen.
Von Hammerstiel auf den Mooslahnerkopf
Es dämmert gerade, als meine Studienkollegin Julia und ich unsere Räder aus dem Kofferraum meines Kombis ziehen. Die ohnehin vergessenen Stirnlampen sind fast unnötig. Wir montieren die Vorderreifen, klicken in die Pedale und rollen in Richtung Kührointalm.
Der Forstweg steigt gleich ordentlich an und mit ihm mein Puls. Mein Herzkreislaufsystem sträubt sich zur frühen Stunde dagegen, auf dem Rad in Schwung zu kommen. Oder ist es einfach nicht gewöhnt.
Ich kenne den Weg und weiß, dass die Straße nach zwei Anstiegen wieder abflacht. Bald finde ich meinen Rhythmus. Ich spüre die Morgenluft, die in meine Lungen strömt. Kühl und feucht.
Nach wenigen Minuten gelangen wir zu einer Kreuzung, von der aus auch der Weg zum Watzmannhaus hinaufführt. Wir halten uns links und radeln auf einem Flachstück weiter zur Schapbachalm.
Hinter den Baumwipfeln lugen die Gipfel des Hochecks und des Kleinen Watzmanns hervor. Die Morgensonne taucht den Fels in warmes Licht. Zusammen mit den Lärchen, deren Nadeln schon golden gefärbt sind, ergibt das die perfekte Herbststimmung.
Am Höhepunkt ist auch unsere Stimmung. Wir sind froh, dass wir uns so früh aus den Betten gequält haben und freuen uns auf den letzten langen Anstieg zur Kührointalm.
Kurz von den Almgebäuden gabelt sich der Weg erneut. Am besten du hältst dich hier wieder links und folgst der Straße in einer weiten Rechtskurve bis an ihr Ende. Der Steig zum Mooslahnerkopf zweigt links vom Forstweg ab, kurz bevor sich die Straße im Wald verläuft.
Wechselzone
Wir verstecken unsere Räder hinter einem Baum und ich ziehe mir meine Trailrunning-Schuhe an. Die Stunde am Rad bis hierher war das ideale Aufwärmprogram für die letzten 400 Höhenmeter zum Gipfel des Mooslahnerkopfes, die wir jetzt zu Fuß zurücklegen wollen.
Der Weg ist zwar nicht markiert, aber von der Straße aus gut sichtbar. Wir tauchen in einen dichten Wald ab, der sich aber bald lichtet. Der Steig windet sich in schmalen Serpentinen extrem steil durch eine Schneise nach oben.
Man macht hier flott Höhenmeter. Der ersehnte Ausblick auf den Königssee bleibt dir aber bis zum Schluss verwehrt. Dafür säumen golden leuchtende Lärchen den Weg. Wie Schmuckstücke aus einer Schatzkammer schimmern ihre Nadeln in der Morgensonne.
Mooslahnerkopf: Den Königssee zu Füßen
Mit jedem Schritt lassen wir die Baumwipfel tiefer hinter uns. Beim nächsten Schritt taucht das Gipfelkreuz des Mooslahnerkopfs vor uns auf. Ein weiterer Schritt und die Schönfeldspitze schiebt sich in unser Blickfeld. Noch ein Schritt und wir stehen auf dem Gipfelplateau des Mooslahnerkopfs.
Unwillkürlich gleitet unser Blick nach unten. Die Sicht auf den Königssee ist frei. Endlich! Das Blaugrün seines Wassers kommt uns an diesem Morgen noch kräftiger und klarer vor. Vielleicht ist es auch die Stille, die uns die Natur noch deutlicher wahrnehmen lässt. Wir sind die einzigen am Gipfel. Nur das Flügelschlagen der Dohlen, die über uns kreisen und auf unser Frühstück spähen, ist zu hören.
Wir setzen uns an den Rand des Plateaus, frühstücken direkt über dem Abgrund und saugen die Kraft dieser Landschaft in uns auf. Wir können unser Glück kaum fassen, so in den Tag starten zu dürfen. Julia und ich kosten jede Minute voll aus.
Aber die Uhr tickt. Wir müssen los, wollen wir es noch pünktlich in unser Seminar schaffen. So schwer es uns fällt, vom weichen Gras aufzustehen und dieses Panorama hinter uns zu lassen, so beschwingt treten wir eineinhalb Stunden später durch die Tür des Vorlesungsraums. Mit dem Wissen, den perfekten Start in einen arbeitsreichen Tag gehabt zu haben, lernt es sich gleich viel leichter.
Tourdaten
- 600 Höhenmeter und 7 Kilometer mit dem Rad zur Kührointalm
- 400 Höhenmeter von der Kührointalm zum Mooslahnerkopf
- Dauer: 4 bis 6 Stunden
- Kilometer: 17 gesamt