Gestern fand endlich der von mir so lang ersehnte Infoabend der Montessori Krippe “Kleiner Budenzauber” in München Ramersdorf statt. Offizieller Beginn war 19:00 Uhr, doch die netten Mitarbeiterinnen öffneten für uns Interessenten schon früher das Haus. Nachdem wir von einer Erzieherin an der Eingangstür begrüßt wurden und sie uns kurz erklärte, wie der Ablauf des Abends ist, zogen wir unsere Jacken und Schuhe, auch die von Nepo natürlich, aus, trugen uns auf die Anwesenheitsliste ein und betraten die Räumlichkeiten.
Beginn des Rundgang: Im Erdgeschoss regieren die “großen” Kinder
Im Erdgeschoss befinden sich die Räume für die größeren Kinder. Gleich am Eingang stand, sehr zu Nepos Entzücken, eine Parkgarage mit Autos und einem Hubschrauber. Er war natürlich gleich hin und weg und quietschte ganz aufgeregt. Die Autos drückte er auch gleich einer Erzieherin in die Hand, während ich ihn beobachtete und an dem kleinen Esstisch Platz nahm. Der Esstisch umfasst, wenn ich mich richtig erinnere, nur drei Plätze, da in dieser Krippe die Erfahrung gemacht wurde, dass zu viele Kinder am Tisch für Unruhe sorgen. Das kann ich aus persönlicher Erfahrung bestätigen, denn am Vormittag haben wir nach dem Spielraum im Montessori21 auch zusammen Brotzeit gemacht. Zwar animieren andere Kinder Nepo zum Essen, aber sobald ein Kind aufspringt, ist Nepo auch auf und davon. Ihn wieder an den Tisch zu bitten, ist sehr schwierig bis aussichtslos. Trotzdem finde ich die gemeinsame Brotzeit nach dem Spielraum super und Nepo geniesst sie auch.
Zurück zum gestrigen Abend und dem Kleinen Budenzauber: Nachdem Nepo die Autos nicht mehr interessant fand, gingen wir in den großen Bewegungs- und Spielraum. Die Hengstenberg Geräte kennen wir beide aus dem Spielraum und ich liebe sie. Nepo normalerweise auch, nur diesmal stand eben auch ein Korb mit Autos (juhu, noch mehr Autos) rum und er stürmte so fort ganz aufgeregt hin, wedelte wild mit den Armen und wusste gar nicht, welches Auto er zuerst aus dem Korb nehmen soll. Mein Freund blieb bei ihm, sodass ich mir in der Zeit die Schlaf- und Wickelräume anschauen konnte. Ich liebe diesen Wickelaufsatz, den ich schon so oft in Büchern und Videos über das Lóczy gesehen habe. Leider haben wir zuhause kein solch einen Wickelaufsatz. Zum einen, weil Nepo schon sechs Monate alt war, als ich Emmi Pikler für uns entdeckt habe, zum anderen haben wir nur 66 qm und eine Dachgeschosswohnung, sodass wir sehr wenig Platz gehabt hätten. Auch sonst war alles kindgerecht eingerichtet, sodass die Kinder sich selbständig waschen und auf Toilette gehen können. Zurück im großen Raum, schaute ich mir die Spielecke an und freue mich, dass dort der Grimm Regenbogen in einer anderen Ausführung stand. Ich würde zu gern wissen, wie oft der genutzt wird, denn unserer zuhause ist nicht sehr gefragt.
Exkurs: Laufgitter zur ungestörten Entfaltung und altershomogene Gruppen
Dieser große Raum ist, wie auch der große Raum im Obergeschoss durch Gitter getrennt, die an ein riesiges Laufgitter erinnern. Ich kenne diese Abgrenzung aus den Pikler Videos und aus dem Montessori21 Haus, trotzdem waren wohl einige irritiert, weil diese Gitter scheinbar nicht so recht zur freien Entfaltung passen. In der späteren Inforunde, an der alle Eltern teilnahmen, erklärte dann die Krippenleiterin, dass die Trenngitter zum Schutz der unterschiedlich entwickelten Kinder dienen. So ist gewährleistet, dass ein Kind, dass noch nicht so gut laufen kann, trotzdem seinen Bewegungsdrang in einem ausreichend großen Bereich ausleben kann, ohne eventuell von Kindern gestört zu werden, die schon sehr sicher laufen. Die Gitter sind auch keine Wände, sodass das die Kinder jederzeit mit den anderen Kindern interagieren können.
Wo ich gerade beim Schutz der Kinder bin. Im Budenzauber gibt es keine altersübergreifenden Gruppen, weil sie die Ansicht vertreten, dass sich jedes Kind so entwickeln sollte, wie es der innere Bauplan vorsieht. Sind Kinder mit größeren Kindern zusammen, orientieren sie sich vielleicht an den größeren, versuchen mitzugehen und gehen Entwicklungsschritte, für die sie vielleicht noch nicht bereit sind. Die Krippenleiterin hat dann aber gleich die Anmerkung gegeben, dass es bei Geschwisterkindern natürlich etwas anderes ist.
Dies nur als kleiner Zwischenruf. Nachdem wir uns das Erdgeschoss angeschaut haben, ging es ins Obergeschoss, wo später dann auch die große Inforunde stattfand.
Obergeschoss: Das Reich der Kleinen
Als wir im Obergeschoss waren, gingen wir erst an den Garderoben der kleineren Krippenkinder vorbei. Durch einen Flur und am Bad vorbei kamen wir in den Essbereich, wo zwei Lózcy Bänkchen standen. Dort erklärte eine Erzieherin, werden die Kinder eins zu eins gefüttert. Das heißt vor jedem Kind sitzt die jeweilige Bezugsperson der Krippe und begleitet das Kind durch die Essenssituation. Diese intensive Betreuung entspricht dem Gedanken von Emmi Pikler, die ja der Pflege und Hygiene sehr viel Aufmerksamkeit gewidmet hat und die Erzieher bzw. Betreuer sich nur immer auf ein Kind einlassen, dafür aber zu 100 Prozent.
Durchquert man den Essbereich steht man im großen Spiel- und Bewegungsraum. Hier finden sich auch wieder abgegrenzte Bereiche, in denen sich die Kinder frei entfalten können. Offene Betten laden zum ausruhen ein, die Rampen zum Klettern oder wie Nepo es immer liebt, zum Rutschen.
In diesem großen Raum fand dann auch der Infoabend statt. Für die Kinder war das super und speziell für Nepo war es fast wie Spielraum, nur mit ganz wenig Kindern und sehr vielen Zuschauern.
Ablauf der Infoveranstaltung
Nachdem sich alle Eltern in diesem großen Raum eingefunden hatten, begann die Krippenleiterin mit der Infoveranstaltung. Wir Eltern saßen auf dem Boden oder auf den kleinen Hockern. Hinter uns an der Wand war ein Geburtstagskreis und siehe da dort war auch ein Junge, den ich in PEKiP im Alter von drei Monaten kennengelernt habe. Scheinbar habe nicht nur ich gemerkt, dass Pikler viel besser als PEKiP ist.
Durch die Infoveranstaltung führte die Krippenleiterin, die zuerst sich vorstellte, danach kamen die Mitarbeiter an die Reihe. Als nächstes folgte die Erläuterung des Konzepts von Emmi Pikler, abgerundet wurde die Theorie durch praktische Beispiele aus dem hiesigen Krippenalltag. Ein Video zeigte beispielsweise, wie die Essenssituation im Obergeschoss, also bei den Kleineren gestaltet wird. Dann wurden noch einige Bilder gezeigt und mit Informationen rund um den Tagesablauf abgerundet. Neben den Mitarbeiterinnen kamen auch zwei Frauen vom Vorstand bzw. von der Elternarbeit zu Wort. Besonders die Elternmitarbeit und der Bewerbungsprozess wurden angesprochen.
Irgendwann bekam Nepo Hunger und ich verließ mit ihm und einer Brezel den Raum, setzte mich mit ihm an das Loczy Essbänkchen und versuchte noch etwas aus der Runde mitzubekommen.
Obwohl Nepo dann munter durch das Obergeschoss spazierte, konnte ich einen großen Teil der Informationen mitbekommen. Den Rest hat mein Freund, der im Raum geblieben ist, mitgenommen. Ich bin da sehr froh drum, weil ich ja als hochsensibler Mensch nicht nur die Worte aufnehme, sondern Gerüche, Mimiken und Gestiken. Es kann also sein, dass ich vor lauter vergeblicher Filterversuche einfach mal was überhöre. Überraschenderweise habe ich aber, obwohl ich draußen war fast alles mitbekommen, inklusive der Fragerunde.
So weiß ich nun, dass auch der Budenzauber einen Spielraum plant, für den wir dann auch gleich mal unser Interesse bekundet haben. Ob er in der Altersklasse von Nepo stattfindet, weiß ich allerdings nicht, denn der Großteil der vorgemerkten Kinder ca. ein Jahr jünger sind und mittlerweile weiß ich schon, dass das ein riesiger Unterschied ist.
Mein Fazit zum Infoabend
Alles in allem war es für uns ein informativer Abend, auch wenn mir klar wurde, dass es sehr hart wird dort einen Platz zu bekommen.
Für mich beginnt jetzt die Arbeit. Am Wochenende werde ich die Bewerbungsmappe fertigmachen. Heute hatte ich im Spielraum schon unseren Narrative Clip dabei und ein paar Fotos von Nepo im Spielraum gemacht.
Ich bin wirklich gespannt, ob es reicht für einen Platz. Auf jeden Fall sind wir jetzt schlauer und es bleibt spannend.