Monobo Son
„Jambo“
(International Bohemia)
Ganz so vorbehaltlos abfeiern wie noch vor ein paar Jahren möchte man die andauernde Lust am bayerischen Dialekt und Brauchtum heute nicht mehr. Vor Zeiten ließ sich beobachten, wie sich eine Reihe von jungen Künstlern, Filmemachern, Autoren und Musikern erfolgreich aufmachte, dem traditionell Mundsprachlichen die Hinterwäldlerei und Volkstümelei auszutreiben und es zum Sinnbild für eine vielgestaltige, weltoffene und zugleich traditionsbewusste Lebensart zu machen. Seit aber versucht wird, dem Ganzen mit werbewirksamer Umarmung der staatlichen Kulturamtlichkeit die Spontaneität und Unangepasstheit auszutreiben, seit sich ein Heimatministerium um die Einhaltung der richtigen Linie kümmert, alle vom 'Mia-Gfui' (Focus) beseelt sind und dahoam sowieso dahoam is, läßt sich eine gewisse Sättigung, ja Überdrüssigkeit kaum mehr verbergen.
Sei’s drum: Manuel Winbeck gehört als Posaunist von La Brass Banda quasi zur Speerspitze des besagten Aufbruchs, mittlerweile hat er sich mit Monobo Son ein zweites Standbein zugelegt – „Jambo“ ist nach einer EP aus dem Sommer 2013 das Langspieldebüt der fünf Musiker. Dass Winbeck die Rolle als Bandleader nicht übernommen hat, weil er unbedingt mal etwas vollkommen anderes probieren musste, glaubt sofort, wer die Stücke seiner neuen Formation hört – so weit entfernt von den Ideen seines Wegbegleiters Stefan Dettl ist das nämlich gar nicht. Denn natürlich, das gehört zu Winbecks Selbstverständnis und Vita, speist sich der Sound des Quintetts zu großen Teilen aus der bekannten Mixtur von traditioneller Brassmusik mit bayerischer Eigenart und den verschiedensten Einflüssen von Jazz, Afrobeat, (ganz viel) Dance und (ein wenig) Rock.
Hinzu kommt eine offenkundige Vorliebe für Mediterranes, mit der sympathisch hingenuschelten Liebeserklärung an „Angela“ als Münchner Jovanotti gleich zu Beginn nimmt er Anlauf zum eigentlichen Servus: „Aber i bin in Italien, i hob des Fenster obikurbelt und die Haar a weng verwirbelt in Italien, i woas ned wann i wiederkimm, i woas ned ob i wiederkimm.“ – Hilfsausdruck Autofahrerhit (würde der Brenner sagen). Mittendrinnen, davor und danach erfreulich viele elektronische Spielereien, behutsam klopfende Beats und stetiges Wippen, denn in erster Linie ist „Jambo“ tatsächlich eine Tanzplatte geworden. Allerdings sind es mehr die in sich gekehrten, verstohlenen Bewegungen, die hier dem sachten Rhythmus folgen, jazziger Technopop wie bei „Eierspeis“ ist eher die Ausnahme.
Dann doch besser der dezente und charmante Schwung von „Gscheider“, eine leichtfüßige Konsumkritik wie „Nimmer Normal“ oder das Hypochonder-Mantra „Wenn i da hi druck“ – Dance scheint bei Winbeck stets etwas sehr intimes zu sein und weil ihm die Geschichte vom „König von der Strass“ nicht ganz fremd sein kann, glaubt man den Stücken herauszuhören, dass er sie zunächst einmal für sich selbst singt. Eine Platte also, die den Spaß an der zeitgemäßen Umdeutung herkömmlicher Blasmusik-Klänge wachhält, ohne im allzu seichten Trend mitzuschwimmen. Apropos unfreiwillige Umarmung: Kürzlich behauptete eine Moderatorin des BR in einem Beitrag über Andreas Hofmeir, Winbecks Ex-Kollegen bei La Brass Banda, die Tuba sei bekanntlich seit jeher ein Lieblingsinstrument dessen ganz droben gewesen – wer kenne schließlich nicht das Gebet: „Vater, der tu-bist im Himmel“ … Ein Witz so flach, dass wohl beide schon wieder drüber lachen können …
14.02. Neubeuern, Auers Livebühne
21.02. Dornstadt, Wildwechsel
27.02. Schwabmünchen, Museumstraße
28.02. Seehausen, Westtor
07.03. Siegsdorf, Cafe Weinmüller
11.03. Berlin, Badehaus Szimpla Musiksalon
19.03. Regensburg, Alte Mälzerei
25.03. München, Substanz
26.03. Pfarrkirchen, Club Boogaloo
27.03. Landau, Kuki
„Jambo“
(International Bohemia)
Ganz so vorbehaltlos abfeiern wie noch vor ein paar Jahren möchte man die andauernde Lust am bayerischen Dialekt und Brauchtum heute nicht mehr. Vor Zeiten ließ sich beobachten, wie sich eine Reihe von jungen Künstlern, Filmemachern, Autoren und Musikern erfolgreich aufmachte, dem traditionell Mundsprachlichen die Hinterwäldlerei und Volkstümelei auszutreiben und es zum Sinnbild für eine vielgestaltige, weltoffene und zugleich traditionsbewusste Lebensart zu machen. Seit aber versucht wird, dem Ganzen mit werbewirksamer Umarmung der staatlichen Kulturamtlichkeit die Spontaneität und Unangepasstheit auszutreiben, seit sich ein Heimatministerium um die Einhaltung der richtigen Linie kümmert, alle vom 'Mia-Gfui' (Focus) beseelt sind und dahoam sowieso dahoam is, läßt sich eine gewisse Sättigung, ja Überdrüssigkeit kaum mehr verbergen.
Sei’s drum: Manuel Winbeck gehört als Posaunist von La Brass Banda quasi zur Speerspitze des besagten Aufbruchs, mittlerweile hat er sich mit Monobo Son ein zweites Standbein zugelegt – „Jambo“ ist nach einer EP aus dem Sommer 2013 das Langspieldebüt der fünf Musiker. Dass Winbeck die Rolle als Bandleader nicht übernommen hat, weil er unbedingt mal etwas vollkommen anderes probieren musste, glaubt sofort, wer die Stücke seiner neuen Formation hört – so weit entfernt von den Ideen seines Wegbegleiters Stefan Dettl ist das nämlich gar nicht. Denn natürlich, das gehört zu Winbecks Selbstverständnis und Vita, speist sich der Sound des Quintetts zu großen Teilen aus der bekannten Mixtur von traditioneller Brassmusik mit bayerischer Eigenart und den verschiedensten Einflüssen von Jazz, Afrobeat, (ganz viel) Dance und (ein wenig) Rock.
Hinzu kommt eine offenkundige Vorliebe für Mediterranes, mit der sympathisch hingenuschelten Liebeserklärung an „Angela“ als Münchner Jovanotti gleich zu Beginn nimmt er Anlauf zum eigentlichen Servus: „Aber i bin in Italien, i hob des Fenster obikurbelt und die Haar a weng verwirbelt in Italien, i woas ned wann i wiederkimm, i woas ned ob i wiederkimm.“ – Hilfsausdruck Autofahrerhit (würde der Brenner sagen). Mittendrinnen, davor und danach erfreulich viele elektronische Spielereien, behutsam klopfende Beats und stetiges Wippen, denn in erster Linie ist „Jambo“ tatsächlich eine Tanzplatte geworden. Allerdings sind es mehr die in sich gekehrten, verstohlenen Bewegungen, die hier dem sachten Rhythmus folgen, jazziger Technopop wie bei „Eierspeis“ ist eher die Ausnahme.
Dann doch besser der dezente und charmante Schwung von „Gscheider“, eine leichtfüßige Konsumkritik wie „Nimmer Normal“ oder das Hypochonder-Mantra „Wenn i da hi druck“ – Dance scheint bei Winbeck stets etwas sehr intimes zu sein und weil ihm die Geschichte vom „König von der Strass“ nicht ganz fremd sein kann, glaubt man den Stücken herauszuhören, dass er sie zunächst einmal für sich selbst singt. Eine Platte also, die den Spaß an der zeitgemäßen Umdeutung herkömmlicher Blasmusik-Klänge wachhält, ohne im allzu seichten Trend mitzuschwimmen. Apropos unfreiwillige Umarmung: Kürzlich behauptete eine Moderatorin des BR in einem Beitrag über Andreas Hofmeir, Winbecks Ex-Kollegen bei La Brass Banda, die Tuba sei bekanntlich seit jeher ein Lieblingsinstrument dessen ganz droben gewesen – wer kenne schließlich nicht das Gebet: „Vater, der tu-bist im Himmel“ … Ein Witz so flach, dass wohl beide schon wieder drüber lachen können …
14.02. Neubeuern, Auers Livebühne
21.02. Dornstadt, Wildwechsel
27.02. Schwabmünchen, Museumstraße
28.02. Seehausen, Westtor
07.03. Siegsdorf, Cafe Weinmüller
11.03. Berlin, Badehaus Szimpla Musiksalon
19.03. Regensburg, Alte Mälzerei
25.03. München, Substanz
26.03. Pfarrkirchen, Club Boogaloo
27.03. Landau, Kuki