Monkey business – H’s Revenge

Es war so weit. Nervös zupfte sie ein letztes Mal an ihrem billigen neuen Kostüm, schob noch einmal Mal ihre Brüste Bluse zurecht.
Dann stand sie auf und folgte der netten Dame in den Raum.
Dort warteten schon die Herren: 3 waren es, alle in maßgeschneiderten Anzügen, glatt rasiert, teure Accessoires machten lautlos *blingbling*: Krawattennadeln, Einstecktücher, Mansschettenknöpfe. Für prestigetächtige Autoschlüssel trennte man gerne die Hosentaschennähte auf, der Siegelring stärkt jeden Händedruck!

Molly folgte der barschen Aufforderung und ließ sich auf den Stuhl sinken, der dem wuchtigen Schreibtisch mit den drei Herren dahinter gegenüber stand. Frei im Raum, Auge in Auge mit dem Feind.
Dem Feind?
Nein, nicht dem Feind!, ermahnte sie sich und stand sogleich wieder auf. So durfte sie das nicht sehen! Das waren knallharte Geschäftsleute, gut, aber im Grunde genommen nichts weiter als – wenn auch hohe – Mitarbeiter der Volkskasse.
“Die über Deine Zukunft entscheiden werden!”, flüsterte es in ihrem Inneren, aber sie ignorierte die gehässige Stimme.
Dennoch sollte sie dringend etwas tun, um die frostige Stimmung ein wenig anzutauen!
Unauffällig öffnete Molly den zweiten Knopf ihrer Bluse.

Dann trat sie souverän vor und verteilte Kopien der ersten Seiten ihres Businessplanes.
Dann setzte sie ihr strahlendstes Lächeln auf, drückte ihre Brüste raus straffte ihre Schultern und begann mit ihren Ausführungen.

“Momentmal”, unterbrach sie einer der Herren rüde. “Ich kann den Papieren hier keine Aufstellung der Eigenkapitalleistungen entnehmen?”
Molly zuckte kurz zusammen, wurde jedoch schnell wieder souverän. “Sie finden keine Angaben bezüglich der Eigenkapitaleinlage, weil ich keine vorzuweisen habe!”, sagte sie lässig und zuckte mit der Schulter. Dann drehte sie sich um und öffnete einen weiteren Knopf ihrer Bluse. Hoffentlich ging das nicht so weiter, sonst stünde sie am Ende oben ohne da!

“Habe ich das richtig verstanden?”, raunte der Dritte im Bunde dem Jüngsten der Herren zu. “Wenn die noch nicht mal Eigenkapital hat – warum zum Geier hören wir uns das hier überhaupt an?”
“Also”, verkündete der jüngere Kollege und erlaubte sich ein wehmütiges Grinsen, “genau genommen hat sie den Termin nur bekommen, weil sie mir zu Schulzeiten mal-”
“Ah, ich verstehe”, grinste der Ältere und nickte eifrig. “Alles klar, Herr Kollege!” und zu Molly: “Dann machen Sie mal weiter, junge Dame!”

40 Minuten später.
Der älteste und erfahrenste unter den Anwesenden, Herr HohesTier, räusperte sich.
Dann hob er an: “Habe ich Sie jetzt also richtig verstanden, Frau Logan? Sie wollen einen Verlag gründen, der sich auf Liebesgeschichten, Fantasyromane, Kinderbücher und Krimis spezialisert, nicht wahr?”
“Genau!”, strahlte Molly.
“Sie wollen aber nur 2, maximal 3 Alibiautoren auch tatsächlich unterstützen und maximal 2 Bücher pro Jahr verlegen, ist das richtig?”, fragte er nach und hob eine Augenbraue.
“Genau so sieht es aus!”, bestätigte Molly.
“Ihr Hauptgeschäftszweig soll dagegen darauf liegen”, vergewisserte sich der Mann, “dass Sie Möchtegernautoren, die sich mit ihrem Manuskript bei Ihnen bewerben, an Anbieter diverser Schreibworkshops vermitteln und dafür ordentlich Provision kassieren, ohne sich deren Manuskripte auch nur flüchtig anzusehen?”
Molly nickt erneut und strahlte die Herren an.
Der Herr nickte bedächtig. “Und dafür brauchen sie nichts weiter als eine ungelernte Kraft, die per Mail diverse Textbausteine zusammensetzt, richtig?”
“Geanu”, strahlte Molly, “ich habe da schon Einiges vorbereitet! Sowas wie “Da aus besagten Gründen Ihr Roman derzeit für kein größeres Publikum interessant ist, biete ich Ihnen gerne meine Hilfe an”,  “Ich möchte Sie gerne dabei unterstützen, Ihren Text und Ihr literarisches Schreiben weiterzuentwickeln oder aber Sie auf einem alternativen Veröffentlichungsweg begleiten”, oder auch “Schreiben ist ein Handwerk, das gelernt sein will. Gerne bieten wir Ihnen unsere Unterstützung zur Vervollkommnung Ihrer literarischen Fähigkeiten an”

“Das Klientel ist groß”, verkündete der zweite ältere Herr. “So viele Menschen träumen davon, Bücher zu schreiben und auch veröffentlicht zu werden!”
“Oh ja”, bestätigte der junge Kollege. “Das ist der Lebenstraum sehr vieler Menschen!”
“Und aus all diesen Hoffnungen und Träume ließe sich sicherlich fabelhaft Kapital schlagen, es wäre ein Leichtes, auf diese Art Tausende von Menschen aufs Übelste auszubeuten! Dass man zusätzliche auch vor sich selbst so tun kann, als täte man etwas Nobles, ist noch das Tüpfelchen auf dem I!”, brummte der Dienstälteste und fixierte Molly über den Rand seiner Brille.
Diese strahlte beifallsheischend in die Runde
Doch dann schüttelte er den Kopf, stand auf, schloss die Knöpfe seines Sakkos und reichte Molly energisch die Hand.
“Es tut mir wirklich sehr leid, liebe Frau Logan!”, sagte er und schob sie Richtung Tür. “Aber das wird nichts werden!”
“Aber … aber warum nicht?”, stammelte sie entgeisterte Frau. “Haben Sie etwa moralische Bedenken?”
Der Mann lachte laut. Seine Kollegen ebenfalls.
“Sie kleiner Spaßkeks!”, grinste der Mann und versetzte ihr einen spielerischen Klaps auf die Schulter. “Aber nicht doch, Nein, das Ding ist einfach … das gibt es doch schon längst! Nichts für ungut, Frau Logan, ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag!

Hochmütig drehte sie sich nach ein paar Metern noch einmal um. Sie starrte solange, bis er, der jüngste der Herren, ihr endlich in die Augen sah.
“Und dafür habe ich Dir damals in der 12. Klasse …”, zischte sie.
Dann drehte sie sich um und ging wütend nach Hause.


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