Molli-Mädchen mutiert zum Fashion-Victim und hat trotz vollem Kleiderschrank nichts zum Anziehen ODER warum es gar nicht schlimm ist, süchtig nach roten Pumps zu sein (Copyright: Astrid Listner)
Irgendetwas ist in diesem Sommer passiert, das meinen Blick auf Mode grundlegend verändert hat. Eigentlich fing alles an einem Tag im Juli ganz harmlos an. Es war tolles Badeseewetter, ein perfekter Sommertag. DER perfekte Tag, der regelrecht geschaffen dafür war, faul am Ufer zu liegen und die Seele baumeln zu lassen. Eben dem wunderbaren Gefühl der Faulheit nachzugeben.
Auf dem Weg zum Badesee wurde ich von meinem Auto an die Tankstelle gezwungen. Es hatte Durst
Und aus einem Impuls heraus tat ich etwas, was ich schon ewig nicht mehr gemacht hatte. Ich räumte das Regal an Frauenzeitschriften leer. O. k., DAS hatte ich eigentlich noch nie gemacht. Aber plötzlich packte es mich. Irgendwoher kam der Drang, unbedingt erfahren zu wollen, was Frauen über Frauen denken, was Männer über Frauen denken, was Männer über Männer denken, was Frauen über Männer denken, was Freundinnen von Frauen über Männer denken usw. Genau die richtige Lektüre für einen Tag am Badesee und die Erweiterung meines zwischenmenschlichen Gefühlshorizonts. Eine regelmäßige Frauenzeitschriftleserin bin ich nicht und werde ich wohl auch nie werden.
Aber irgendwie ist es genau dann am Badeseeufer einfach passiert: Ich habe mich mit einem noch nie dagewesenen Modevirus infiziert. Die späteren Auswüchse meiner akuten Erkrankung fingen eigentlich ganz harmlos an. Erst interessierte ich mich nur für Schuhe. Aber dann… auf dieser verdammt gemütlichen Decke am Badeseeufer überkam es mich einfach. Langsam stieg in mir dieses Gefühl für Figuren, Formen und Farben auf. Und peng… plötzlich war es um mich geschehen. Wie besessen blätterte ich die einzelnen Zeitschriften durch, bis schließlich alle offen vor mir lagen und ich wie wild drauf los kombinierte … dieses Teil, in dieser Farbe, zu diesem Kleid, mit dieser Tasche und den Accessoires zu diesen Schuhen usw.
Jetzt, fast zwei Monate später, sind die Türen meines Schranks, nun ja, sagen wir, nicht wirklich schließbar. Wer hat eigentlich behauptet, dass es für Molli-Mädchen schwierig ist, etwas zum Anziehen zu finden? Dieser Jemand sei recht herzlich eingeladen bei mir vorbeizuschauen. Aber nur, wenn er oder sie auch eine Idee hat, wie ich diese vermaledeiten Schranktüren wieder zu bekomme
Und ein weiteres Phänomen griff mit der Zeit als Konsequenz langsam um sich: Das Gefühl, einfach nichts zum Anziehen zu haben. In diesem Moment modischer Verzweiflung finde ich Trost und Stärke in liebevoll verpackten, roten Schmuckstückchen, die in regelmäßigen Abständen zu ihrem wohlverdienten Einsatz kommen: rote Pumps. Etwas Sinnlicheres als diese von Modegöttern geschaffenen Liebeserklärungen an die Lady in Frau gibt es einfach nicht. Ich finde, sie rufen einfach durch ihr Dasein am Fuß das ins Bewusstsein, was Frau ausmacht:
Unbeschwert, frei, sinnlich, sexy sein!
Und das beste an ihnen: Sie gehen eigentlich immer. Ich gebe zu: Ich besitze auch welche, die ich gar nicht tragen kann. Einige sind zu eng, zu klein, lassen die Füße ein wenig an den Seiten heraus quellen und und und … aber egal, dass Gefühl, sie einfach zu besitzen… hach… unbeschreiblich
Warum ausgerechnet rot? Rot ist sinnlich, lustvoll, sexy… eben ganz weiblich, ganz sinnlich, ganz Frau – und da ist es völlig egal, ob mit oder ohne rundlichem Hintern.
Was ist euer „Das geht immer“-Modeteil, das, wenn ihr es anzieht, euch sagt „ach, die Welt ist gut zu mir“?