Luise ist im Klassenlager, weil aber im Klassenlager wandern angesagt ist und Luise noch immer mit Gips unterwegs ist, habe ich heute Hütedienst in der Westschweiz. Luise zu hüten bedeutet, durch die Kleiderläden zu ziehen und Geld loszuwerden. Kleiderläden, die für heutige Teenager attraktiv sind, sehen in dieser Saison aus, wie Kleiderläden für die Generation 50+ aussahen, als ich ein Teenager war. Also so:
Gesteppte Daunengilets in Bordeaux, Marineblau und Schlammbraun
Hosen in den dazu passenden Farben, wenn’s ganz bunt sein soll, vielleicht noch in Senfgelb
Pullover mit Rosenaufdruck
Kleider mit Mustern, die irgendwie an Erbrochenes erinnern
Karohemden fürs Country-Konzert
Blazer im Hahnentrittmuster
Blümchenblüschen
Kunstpelzbesetzt Parkas in Schlammgrün, wie ich sie zuletzt vor Jahren in einer BBC-Doku über die Fuchsjagd gesehen habe (Diese Doku habe ich mir nur aus Höflichkeit angesehen, weil Schwiegermama irgendwann mal erkannt hat, dass ich kein italienisches Fernsehen mag, weshalb sie auf BBC umschaltete, denn ohne Fernsehen kann man ihrer Meinung nach unmöglich glücklich sein.)
Fehlen nur noch die Mephisto-Schuhe, der Faltenrock und der Pullunder und die Ü-50-Kluft meiner Jugendzeit wäre komplett. Luise, die natürlich nicht wissen kann, was ich weiß, fragt mich allen Ernstes, was sie sich von dem Zeug kaufen soll und mir fällt nichts anderes ein als: “Kind, spar dir dein Geld, bis der Neokonservatismus nicht mehr in Mode ist. Kannst doch nicht rumlaufen wie eine Oma.”