Mit Zickenkrieg in die Charts

Mit Zickenkrieg in die Charts

Offenbar tut sich das Kinopublikum außer säuselnden Teenagern auch gern mal einen Psychokrieg unter Erwachsenen an: Roman Polanskis neuer Kinofilm Der Gott des Gemetzels ist auf Platz vier der Kinocharts eingestiegen – gleich nach der Vampirromanze Breaking Dawn – Bis(s) zum Ende der Nacht, der Muckiparade Krieg der Götter und dem 3D-Spektakel Tim und Struppi.

Vier exzellente Schauspieler – Jodie Foster, Christoph Waltz, Kate Winslet und John C. Reilly – liefern sich in Der Gott des Gemetzels eine Dialogschlacht vom Feinsten. Dabei rücken sie nicht wie die Hünen in Der Krieg der Götter mit Klingen und schwerem Gerät aus, sondern attackieren sich mit giftigen Bemerkungen.

Eigentlich wollen sich die beiden Paare nur beweisen, dass sie zivilisiert und erwachsen miteinander sprechen können – auch wenn der eine Sohn dem anderen einen Zahn ausgeschlagen hat. Was die Knirpse mit den Fäusten ausgetragen haben, betreiben die Eltern in der fortgeschrittenen Version: Da werden mit zuckersüßem Lächeln Gemeinheiten ausgetauscht und am Ende fliegen die Tulpen, der Kokoschka-Katalog ist mit Erbrochenem besudelt und der knuddelige Michael Longstreet (John C. Reilly) als hinterhältiger Hamstermörder enttarnt.

Verkniffen im Strickcardigan

Hier gibt es kein 3D, keine bombastischen Effekte, zertrümmerte Luxuskarossen – nur vier Menschen in einem Raum. Action spielt sich auf der psychologischen Ebene ab, die Dialoge sind geharnischt und flitzen wie Geschosse auf ihre Adressaten zu. Dabei steht die schauspielerische Leistung im Mittelpunkt.

Polanski hat klug auf vier der besten Darsteller Hollywoods gesetzt und ihren Fähigkeiten mit diesem Film einen Roten Teppich ausgerollt. Sich selbst nimmt er bei der Inszenierung zurück und vertraut voll und ganz auf das Handwerkszeug der exzellenten Schauspieler.

Besonders Jodie Foster tut sich dabei als verkniffener Gutmensch im Strickcardigan hervor. Man kommt nicht drumherum, diese Figur zu hassen, so überzeugend spielt Foster die Penelope. Selten hat auch Kate Winslet die Gelegenheit bekommen zu zeigen, wie gekonnt sie psychologische Feinheiten in Szene setzen kann.

Erfolg trotz Anklage

Der Gott des Gemetzels ist nicht gerade klassisches Blockbusterkino und der Regisseur nicht nur in künstlerischer Hinsicht kein Mainstream: Noch vor kurzem hatte er die Kinobranche gespalten, weil er wegen einer Jahre zurückliegender Vergewaltigung einer Minderjährigen angeklagt und in die Schlagzeilen geraten war – die einen plädierten für Gnade, die anderen verwiesen darauf, dass vor dem Gesetz alle gleich seien.

All das scheint Polanskis cinematografischen Werk aber nicht zu schaden. Offenbar lassen sich die Kinofans vom Drumherum nicht davon abhalten, eine Karte für einen erstklassigen Film zu kaufen. Als Zugpferde für den Erfolg von Der Gott des Gemetzels ist aber sicher auch die makellose Reputation der Darsteller mit verantwortlich.

Schaut man sich den Hintergrund des Films an, relativiert sich die Überraschung über den Erfolg dieses Films auch ein wenig: Der Gott des Gemetzels ist ein Stück aus der Feder der Dramatikerin Yasemin Reza. Es ist weltweit eines der erfolgreichsten Theaterstücke der letzten Jahrzehnte und wurde mit Preisen überhäuft. Qualität setzt sich eben durch – was für eine Genugtuung.

Titel: Der Gott des Gemetzels
Regie: Roman Polanski
Darsteller: Christoph Waltz, Kate Winslet, Jodie Foster, John C. Reilly
Filmlänge: 79 Minuten
FSK: ab 12 Jahren
Verleih: Constantin
Filmstart: 24. November 2011

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«Gott des Gemetzels» – Mit Zickenkrieg in die Charts

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Tags: Christoph waltz, Der Gott des Gemetzels, Jodie Foster, John C. Reilly, Kate Winslet, Roman Polanski, wikipedia

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