Mit Musik in eine bessere Welt

Mit Musik in eine bessere Welt

Rodriguez Jr. ist ein House-Produzent der alten Schule. Das bedeutet allerdings nicht, dass der Franzose altbackene Musik macht. Im Gegenteil: Sein neues Album Bittersweet strotzt vor zeitgemäßen, energischen Stücken. Aber Rodriguez Jr. besitzt herausragende Fachkenntnis in dem musikalischen Genre, das Ende der 1970er entstanden ist und damit heute auf eine mehr als 30-jährige Tradition zurückblicken kann. Obwohl House zumeist am Mainstream vorbei lebte, dürfte kaum eine Musikrichtung so repräsentativ für die moderne Welt stehen wie diese.

Das liegt schon an der Grundidee des House: dem Eskapismus. Also der Möglichkeit, mit Hilfe der Musik eine parallele, bessere Welt zu erschaffen, bestenfalls tanzend. Diesen Eskapismus zelebriert Rodriguez Jr., das beginnt schon mit den ersten geflüsterten Sounds auf dem Album: Wie eine Zauberformel schwebt das Wort «Escape» durch den Raum. Und wird dann durch einen drückenden Beat auf den Dancefloor geschoben, wo das gesamte Album bleibt.

Aber nicht nur der Eskapismus ist omnipräsent, auch die Verwurzelung des House im Soul. Die Verweise auf die Entstehung des Musikstils treten bei Rodriguez Jr. durch die gefühlvollen Gesangssamples auf, die teilweise in nahezu poppigen Stücken enden, wie dem grandiosen Music Don’t Lie. Neben House und Soul-Verweisen deutet Rodriguez Jr. regelmäßig einen Hauch von Drum’n'Bass an – und beweist damit endgültig seine Vielfältigkeit. Das dürfte viele überfordern, Freunde des gepflegten House finden in Bittersweet jedoch eine Erfüllung.

Interpret: Rodriguez Jr.
Album: Bittersweet
Plattenfirma: Mobilee Records
Erscheinungsdatum: 23. September 2011

Unter dem Pseudonym Stars For The Banned hat der Wiener Klangkünstler Robert Guenther ein herzzerreißendes Album über die traurige Seite des Lebens gemacht. Am besten man versteckt die Schlaftabletten, zieht die Bettdecke über den Kopf und drückt dann den Play-Button. Ohne Rücksicht auf Verluste wird von Guenther das intime Unterste zu oberst gekehrt.  Oder wie Multiinstrumentalist Guenther es auf seiner Homepage ausdrückt: «Vienna based music from the bottom of your hearts.» Musik mit ganz viel Herz also: immer traurig, selten trist.

Dafür sorgen Kalimba, Glockenspiel, Harmonium, Gitarrenwände und Schlagzeug, die das Melodramatische in Guenthers Songs hin und wieder aufbrechen, aber nie vertreiben. Hier und da kämpfen sich sogar tanzbare elektronische Beats durch den dicht gewebten Trauerflor. Mehr davon wäre schön. Mit elegischer Kopfstimme und Experimentierfreude führt der Wiener Autodidakt durch die 10 Songs des gleichnamigen Albums Stars Of The Banned , die zum Teil jedoch bemüht künstlerisch klingen.

Der Herbst naht, die Selbstmordrate steigt: Stars For The Banned ist ein mutiges, melancholisches Debüt zur richtigen Jahreszeit, das weniger Pathos, dafür mehr Bass und Beats vertragen hätte. Manchmal mag man dem 28-jährigen vor allem zurufen: «Das Leben hat auch Sonnenseiten, jetzt lach doch mal!»

Künstler: Stars For The Banned
Album: Stars For The Banned
Plattenfirma: Labelship
Erscheinungsdatum: 30. September 2011

Eine Nominierung für den Mercury-Award, eine bei den Brits. Eine Zusammenarbeit mit den Gorillaz und eine Lobeshymne von der Times («er ist die Stimme des urbanen Großbritanniens»). Nicht schlecht für jemanden, der nach mehr als zehn Jahren im Geschäft noch immer keine einzige Platte (weder Album noch Single) in die Top20 gebracht hat. Damit soll nun Schluss sein. Roots Manuva legt mit 4everrevolution sein viertes Studioalbum vor – und einen Großangriff auf den Mainstream.

Ganz viele Mitstreiter bietet der Mann auf, der eigentlich Rodney Smith heißt. Er legt ein Hip-Hop-Album vor, dessen Bandbreite von Dub bis Soul reicht und das vor allem mit einem gekonnten Spannungsbogen überzeugt. Vor allem aber hat Roots Manuva hier auch Hits zu bieten: Skid Valley (mit Gastsängerin Skin von Skunk Anansie) entwickelt reichlich Dramatik. Watch Me Dance ist verspielt und clever. Beyond This World ist verdammt funky. Der Rausschmeißer Banana Skank hat viel Punch und einen tollen Refrain.

Durchweg merkt man Roots Manuva auf 4everrevolution den Spaß an der Sache und die Inspiration an. Das ist manchmal komplex, immer ambitioniert – und niemals verfällt Roots Manuva in Selbstverliebtheit oder versucht gar, sich allzu plump anzubiedern. Runde Sache.

Interpret: Roots Manuva
Album: 4everrevolution
Plattenfirma: Big Dada
Erscheinungsdatum: bereits erschienen

Quelle:
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Durchgehört – Mit Musik in eine bessere Welt

Tags:

Tags: dancefloor, drum n bass, Rodriguez Jr.

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