Der Ahriman-Verlag hat jetzt nach gut 50 Jahren eine Neuauflage von Karlheinz Deschners Buch “Mit GOTT und den FASCHISTEN” – Untertitel “Der Vatikan im Bunde mit Mussolini, Franco, Hitler und Pavelic” – herausgebracht. Warum, das beantwortet der Verlag gleich zu Beginn im Vorwort von Peter Gorenflos:
“Weil es sehr aktuell. Weil es zu Unrecht Gefahr läuft, in Vergessenheit zu geraten. Weil es einen Verdrängungsprozeß, nein, die gezielte Desinformationspolitik des Vatikan stört. (…) Weil das Lügengeflecht des Vatikan entlarvt, der sich seit einigen Jahrzehnten als Widerstandsorganisation gegen die Hitlerei auszuspielen versucht. (…) Kurz, weil es eine Geschichtslüge entlarvt. Die Lüge vom katholischen Widerstand.” (S. XIII)
Und es ist aktuell noch heute, weil die katholische Kirche (wie auch die evangelischen Landeskirchen) aus diesem angeblichen Widerstand der Kirche nach 1945 ihren grenzenlosen Machtanspruch in Staat und Gesellschaft der Bundesrepublik ableitet.
Dazu heißt es im Vorwort:
“Kommen wir noch einmal zurück zur Gegenwart, zu den verfassungsrechtlichen Spätfolgen kirchlicher Kollaboration mit dem Faschismus in Deutschland. Man halte die enge Verflechtung zwischen Kirche und Staat, diesen deutschen Kirchenstaat bis zum heutigen Tage, den es laut Grundgesetz und Weimarer Verfassung gar nicht geben dürfte, als Schablone gegen die Verfassungen der USA und Frankreichs, in denen die Trennung von Staat und Kirche klar geregelt. Dann wird deutlich, wie das heutige Deutschland von einer modernen Demokratie entfernt sind. Es ist ein Land, in dem die [beiden sogenannten Amts-; SRK] Kirchen aufgrund von Landeskonkordaten in allen Rundfunk- und Fernsehräten sitzen, in fast allen Zeitungsredaktionen und zahllosen Multiplikationsstellen und – teils ganz offen, teils gut versteckt – an den Schalthebeln der [politischen; SRK] Macht. Dann wird klar, welch großen Gefallen Hitler und Mussolini dem Vatikan mit dieser speziellen Beantwortung der Römischen Frage getan haben, mit der Restitution seiner Staatlichkeit, seines Vermögens und des öffentlichen Einflusses, die sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Auflösung befanden.” (S. XVI)
Dieses lange Zitat mußte sein, weil der Rezensent es nicht besser, nicht treffender hätte formulieren können!
Deschner bekräftigt in seinem eigenen Vorwort: “…wissen weite Kreise noch immer nicht, daß die katholische Hierarchie sämtliche faschistische Staaten von ihren Anfängen an systematisch unterstützt hat und somit entscheidend mitschuldig wurde am Tode von 60 Millionen Menschen.” (S. XIX)
Dieses beklagte Unwissen besteht auch rund 50 Jahre nach Deschners Niederschrift in Bundesdeutschland weiter. Hinzufügen wäre, daß der Vatikan auch nach 1945 nicht anders agierte. Man denke nur an das faschistische Putschregime eines Augusto Pinochet.
Zum Unwissen gehört auch, daß in Mainstream nur Juden als Opfer gelten – neben den Kirchen. Im Mainstream kommen Kommunisten und Slawen als Opfer kaum vor, erst recht nicht als Widerstandskämpfer – die diese jedoch von Anfang an waren.
Deschner weist in seinem Buch auch darauf hin, daß Catholica und Faschisten aller Länder eines einte: der gemeinsame Haß auf Liberalismus (gemeint sind Aufklärung und Geistesfreiheit) und Marxismus/Sozialismus/Kommunismus/Bolschewismus. Hinzu kommt der Antijudaismus des Christentums, der insbesondere den deutschen Faschismus mit dieser Religion verband. Einig war man nicht zuletzt, wenngleich aus anderen Motiven heraus, in der Feindschaft zum christlich-orthodoxen Slawentum.
Mussolini als Vater des Vatikanstaates
Im ersten Kapitel setzt Deschner sich mit der engen Verbindung des Vatikans mit dem italienischen Faschismus auseinander. Zum besseren Verständnis dieser Allianz beschreibt er kurz die Entwicklung des Christentums von einer jüdischen Endzeitsekte hin zur Staatskirche, einschließlich der Staatswerdung der katholischen Kirche selbst. Alles verbunden mit der zumeist betrügerischen Anhäufung immensen materiellen Reichtums ausschließlich zum Vorteil der Priesterkaste.
Im modernen Italien setzte der Vatikan zunächst, wie auch in Deutschland, auf katholische Zentrumsparteien und stand faschistischen Strömungen distanziert gegenüber. Das sollte sich aber bald ändern. So begann die Zusammenarbeit mit Mussolini bereits vor dem sogenannten Marsch auf Rom. Und das obwohl Mussolini Atheist war. Aber dieser wußte auch, so Zitat Mussolini, daß Religion “ein Kunstgriff der Könige und Unterdrücker” ist, “um die Untertanen und Sklaven im Zaum zu halten”. (Deschner S. 8)
Glanzstück der Allianz Vatikan-Mussolini war der Abschluß der Lateran-Verträge im Jahre 1929, mit der dem Vatikanstaat geschaffen wurde: “…was hat der Vatikan jetzt tatsächlich bekommen? Ein zwar nur sehr kleines Territorium, aber die Anerkennung als souveräner Staat. Außerdem hat er eine Summe bekommen, deren Betrag in der Geschichte der Kirche einzig dasteht…, das Kapital einer Weltbank.” (S. 15)
Das Mussolini-Regime bekam dafür die vollste Unterstützung des katholischen Klerus bei der Bekämpfung der Arbeiterbewegung und bei der Entfesselung von Aggressionskriegen (Äthiopien, Albanien, II. Weltkrieg).
Deschner konstatiert auch dies: “Zwischen zwei derart totalitären Institutionen wie Vatikan und Faschismus konnten Konflikte nicht ausbleiben.” Aber: “Sie griff niemals das Regime als solches an, sondern immer nur seine Verletzung katholischer Interessen.”(S. 20)
Das gilt auch für Konflikte zwischen Hitler-Faschismus und Kirche. Wobei mit Verletzung katholischer Interessen niemals Glaubensdinge der Christen gemeint waren (und sind), sondern ausschließlich Machtansprüche von Papst und Priesterkaste.
Was es mit Glauben, Barmherzigkeit und Friedensliebe der katholischen (und nicht nur dieser Staats-)Kirche auf sich hat, das zeigt Deschner anhand des italienischen Kolonialkrieges gegen das christliche afrikanische Kaiserreich Äthiopien auf. Äthiopien (Abessinien) ist seit Anfang des 4. Jahrhunderts ein orthodox-christlich geprägter Staat, sein Staatschristentum älter als das aller europäischen Staaten. Zur Haltung des Vatikans schrieb eine katholische Zeitung: “Italien hat die Mission, christliche Kultur und abendländische Zivilisation ins Innere des schwarzen Erdteils zu tragen und damit dem abessinischen Volke selbst zu Gesittung und Wohlstand zu verhelfen.” (Deschner S. 22)
Deschner übersetzt diese Phrase in die Sprache der Realität: “Und so begann mit Bomben und Granaten und spritzte (…) Gas aus den Armeeflugzeugen (…) so daß bald Tausende von vergifteten abessinischen Frauen und Kindern in (…) Lazaretten lagen”, sofern sie nicht gleich eines elenden Todes sterben mußten.
Nun, auch diese Passage ist mehr als aktuell, denn nicht anders sehen die “Menschenrechtskriege” und deren Begründungen aus, die “Gottes eigenes Land” und das “christlich-abendländische Europa” heute wie im Fließbandsystem vom Zaune brechen.
Christliche Nächstenliebe a la Franco-Faschismus
Das zweite Kapitel widmet sich der Rolle, die der Vatikan im spanischen Bürgerkrieg spielte. Daß diese Rolle nichts mit Glaubensdingen zu tun hatte, zeigt Deschner gleich zu Beginn auf:
“So war der Reichtum der spanischen Kirche kein Wunder. Noch im 16. Jahrhundert soll ihr die Hälfte des Volkseinkommens zugefallen sein, und zu Beginn des 19. Jahrhunderts besaß sie immerhin noch sechs Millionen Hektar Land – 17 Prozent der Bodenfläche. (…) Zwar wurde nun ihr Grundbesitz zum großen Teil enteignet, doch flossen ihr nach dem Bürgerkrieg der 1870er Jahre (…) neue Schenkungen und Pfründe zu, die sie meist in Banken, Eisenbahnen, Bergwerken, Reedereien und Textilfabriken investierte. Die Jesuiten (…) kontrollierten um 1912 ein Drittel des gesamten spanischen Kapitals.” (S. 31)
Daß auch nur eine Peseta in menschenwürdige Lebensbedingungen für das spanische Volk (also in Kultur- Bildungs- und Sozialeinrichtungen) investiert worden ist, davon ist nichts überliefert.
Doch in den 1920er und 1930er Jahren hatte das spanische Volk, darunter auch große Teile des Bürgertums, die Nase voll von bigotter feudal-theokratischer Ausbeutung. Die Republik leitete erste moderne zivilisatorische und säkulare Maßnahmen ein. Das rief sofort den Widerstand reaktionärster Kräfte, darunter die Priesterkaste, auf den Plan. Franco putschte mit tatkräftiger Unterstützung des Klerus sowie der faschistischen Staaten Italien und Deutschland. Priester waren auf Seiten der Putschisten aktiv dabei, nachgewiesener Maßen auch bei Folterungen und Hinrichtungen.
Daß angesichts jahrhundertelanger grausamster Unterdrückung und Ausbeutung auch der Volkszorn unkontrolliert ausbrach, daß einige der schlimmsten Priester von einfachen Bauern erschlagen wurden, nahmen Faschisten wie Priester zum Anlaß, um der Republik, um den Kommunisten alle nur möglichen Verbrechen und Verbrechensanstiftungen zu unterstellen.
Faktenreich und exakt quellenbelegt geht Deschner auf die schändliche Rolle des Vatikans in Spanien ein. Das möge ein jeder selbst lesen.
Nachwirkendes Konkordat zwischen Papst und Hitler
Deutsche Leser mag besonders das dritte Kapitel “Der Vatikan und Hitlerdeutschland” interessieren, das hier nur kurz gestreift werden soll. Vieles dazu ist inzwischen auch von anderen Autoren publiziert worden.
Erinnert wird an die Rolle des katholischen Politikers und Päpstlichen Kammerherrn Franz von Papen. Dieser bekannte am 9. November 1933 in einer Rede vor einer „Arbeitsgemeinschaft katholischer Deutscher: “…die Strukturelemente des Nationalsozialismus sind nicht nur der katholischen Lebensauffassung nicht wesensfremd, sondern sie entsprechen ihr in allen Beziehungen.” (Deschner S. 70)
Deschner geht daneben auf die unrühmliche Rolle von Theodor Heuß und Konrad Adenauer im Zusammenhang beispielsweise mit dem “Ermächtigungsgesetz” ein.
Breiteren Raum nimmt das noch heute geltende Reichskonkordat des Vatikan mit dem Deutschen Reich vom 20. Juli 1933 ein – übrigens der erste völkerrechtliche Vertrag des Hitlerregimes.
Zu den Folgen dieses Konkordates schreibt Deschner: “Hitlers Wendung gegen den Osten war willkommen, galt sie doch den Bolschewisten. Seine Aufhebung der demokratischen Grundrechte der Presse-, Rede- und Versammlungsfreiheit entsprach jahrhundertealten Vorstellungen der Päpste. Auch die Verhaftung und Tötung ihrer kommunistischen, sozialistischen und liberalen Gegner störte die Kirche nicht. Und daß sie für die Juden nicht allzuviel empfand, versteht sich nach dem fast zweitausendjährigen rabiaten christlichen Antijudaismus von selbst.” (S. 79)
Anhand ausführlichster Zitate (u.a. aus Hirtenbriefen und Predigten) hoher und höchster katholischer Würdenträger belegt Deschner die enge Verbindung von Catholica und deutschem Faschismus bis zum Ende des “Großdeutschen Reiches”. Zu erwähnen wäre hier beispielgebend der Kardinal Faulhaber aus München, den Deschner prägnant so charakterisiert: “Der wendige Kardinal Faulhaber (oder: wie überlebt man zweitausend Jahre?)”.
Am 10. Dezember 1941 bekannten alle katholischen Bischöfe: “Mit Genugtuung verfolgen wir den Kampf gegen die Macht des Bolschewismus, vor dem wir deutschen Bischöfe in zahlreichen Hirtenbriefen vom Jahre 1921 bis 1936 die Katholiken Deutschlands gewarnt und zur Wachsamkeit aufgerufen haben, wie der Reichsregierung bekannt ist.”(Deschner S. 119)
Obwohl sich Deschner in seinem Buch primär der katholischen Kirche zuwendet, so gibt er dennoch auch einen “Seitenblick auf die Deutsche Evangelische Kirche im Hitlerreich” und bescheinigt derselben, daß sich ihre Hierarchen nicht anders verhalten haben als die katholischen.
Allerdings, zum Widerstand hat ein evangelischer Bischof, Hanns Lilje, durchaus aufgerufen. Allerdings zu keiner Zeit gegen Faschismus, Hitler und dem von Deutschland entfesselten Weltkrieg. Deschner dazu: “Wie unter Hitler, propagiert Bischof Lilje auch heute das Evangelium auf seine Art. So gab er 1961 in einem Fernsehinterview zu erkennen, der Christ in Ostdeutschland habe nicht nur ein passives, sondern auch ein aktives Widerstandsrecht.” (S. 132)
Was es mit dem Gesäusel vom “Friede” auf sich hat
“Der Vatikan und der Zweite Weltkrieg” ist das vierte Kapitel überschrieben. Hier geht Deschner insbesondere auf das persönliche Verhalten des 1939 inthronisierten Pacelli-Papstes (Pius XII.) ein.
Geleitet vom Willen, “den Bolschewismus” zu vernichten und die (orthodoxen) Ost- und Südslawen zum Katholizismus zu bekehren, schwieg der Papst zu allen Aggressionen Hitler-Deutschlands und seiner Marionettenstaaten, schwieg zu Völkermord (insbesondere zur Shoah), schwieg zu allen Kriegsverbrechen. So nahm der Vatikan auch die Auslöschung des katholischen Polens hin. Warum? Deschner beantwortet das nicht explizit, aber wenn man auf die Landkarte von 1939 schaut, dann bekommt man eine Antwort: Das Deutsche Reich und die Sowjetunion hatten keine gemeinsame Grenze, Polen war also Durchmarschgebiet gen Osten!
Deschner geht auch auf die vielfältigen “Friedensbemühungen” des Papstes ein. Nein, um Frieden ging es dem Vatikan nicht, sondern nur um einen gemeinsamen Kreuzzug “des Westens” gegen den atheistischen Bolschewismus:
“Wie die Faschisten aber den Zusammenbruch fürchteten, so fürchtete die Kurie den ständig vordringenden Kommunismus. Pius XII., der niemals die zahlreichen Aggressionen Hitlers verurteilt hatte, erhob nun unermüdlich seine Stimme, um vor der Gefahr aus dem Osten zu warnen, womit er dasselbe tat wie Joseph Goebbels in Berlin, selbstverständlich nur aus ‚seelsorgerischen‘ Motiven. Der Papst erstrebte eine Trennung der USA und Großbritanniens von den Sowjets und den Abschluß eines Kompromißfriedens zwischen Hitlerdeutschland und den Alliierten.” (S. 159)
Aber Deschner stellt korrekterweise auch dies deutlich fest: “Tatsächlich aber standen Episkopat und Kurie auf Seiten der Achsenmächte, während nicht wenige Mitglieder des niederen Klerus in allen besetzten Ländern aktiv am Widerstand gegen die deutschen Okkupanten teilnahmen und oft dafür starben.” (S. 162)
An dieser Stelle ist auch zu fragen, was denn “die Kirche” und der Papst denn unter Frieden verstehen. Ist Frieden für sie die Abwesenheit von Krieg? So wie für jeden “Normalsterblichen”? Oder meint das Gesäusel von “Friede” und “Frieden” im antiken römischen Sinne nicht viel mehr die absolute Herrschaft der da oben über die da unten? Nicht anders wie man in der Priesterkaste unter „Liebe” nicht das schönste zwischenmenschliche Gefühl und Tun meint, sondern die bedingungslose Unterwerfung unter ihren christlichen Gottglauben.
Man lese dazu ein Zitat aus der katholischen Zeitschrift “Entscheidung”, Luzern, vom 15.10.1936 über die Kriegführung der katholischen Franco-Soldateska: “…die christliche Nächstenliebe betätigt sich in Massenhinrichtungen; das ‘Liebet eure Feinde!’ wird umgeformt: ‘Man muß sie abstechen wie Schweine.’”
Klerikal-Faschismus in mörderischer Aktion
Kapitel V beschäftigt sich mit einem in Bundesdeutschland wohl sehr unbekannten Thema “Der Vatikan und die Kroatengreuel”. Gemeint ist das klerikal-faschistische Marionettenregime von Hitlers und Mussolinis Gnaden auf dem Balkan. Gerade hier waren katholische Priester und Mönche besonders aktiv beim eigenhändigen Abschlachten von Hunderttausenden von orthodoxen Serben, von Juden und Kommunisten. Angeführte Belege lassen das Blut in den Adern gefrieren. Kein Wunder, wenn sich selbst deutsche Besatzer entsetzt über die Greuel der kroatischen klerikal-faschistischen Ustaschi geäußert haben. So daß Deschner berechtigt schlußfolgern kann: “Die Taten der Ustaschen waren Taten der Kirche – Allen voran die Franziskaner”. Und es waren insbesondere kroatische Faschisten, de denen Vatikan nach dem 8. Mai Asyl gewährte bzw. zur Flucht nach Argentinien oder Franco-Spanien verhalf.
Debatten über Deschners Buch
Zu empfehlen ist auch der Anhang mit einer zeitgenössischen Diskussion über Deschners kirchenkritisches Buch, abgedruckt in der Zürcher Zeitung “Die Tat” – ausgehend von einer raffinierten Diffamierung Deschners durch einen protestantischer Pfarrer. Bravourös, wie Deschner diesem ein “du sollst nicht falsch Zeugnis ablegen” nachweist. Dazu gibt es weitere Stimmen von Theologen und Nichttheologen, die die Düsseldorfer Zeitung “Der Mittag” am 16. März 1963 so auf den Punkt bringt: “Böse wird man ihm [gemeint ist Deschner; SRK] hauptsächlich deshalb sein, weil er sich an den Laien wendet. Ein bekannter Kirchengeschichtler nannte es so: ‘Wäre das Buch nur für Bischöfe, Pfarrer oder Theologen bestimmt, dann würde ich sagen: ausgezeichnet!’ Aber so läßt Deschner den einfachen Gläubigen das wissen, was dem Klerus längst bekannt ist, und das wird man ihm sehr übelnehmen.” (Deschner S. 216)
Hervorzuheben ist unbedingt das Nachwort von Fritz Erik Hoevels mit seiner Betrachtung darüber, warum und wie die Besatzungsmächte USA und Großbritannien nach dem 8. Mai 1945 im Westen Deutschlands auf die beiden christlichen Großkirchen setzten beim Neuaufbau eines kapitalistischen, antikommunistischen Staates ganz im Gusto dieser Besatzungsmächte: “Und so kam nicht nur Adenauer zu seinem Posten (…), sondern auch die gewaltgestützte Legende in die Welt bzw. nach Deutschland, daß die Kirche, besonders die katholische, so gar nichts ernstes mit dem Dritten Reich zu tun gehabt habe, ja eigentlich sozusagen immer dagegen gewesen wäre, gar substanziell dem Faschismus (dessen Originalform sie ihren Vatikanstaat verdankt, nicht vergessen!) geradezu entgegengesetzt statt affin sei. Diese Lüge war faustdickt, ihre politische Motivation mit Händen zu greifen (…) Dafür lieferte besagte Kirche zu Nutz und Frommen der Besatzer den von diesen recycleten Nazis das bitter nötige Feigenblatt, da sie nackt doch allzu häßlich ausgesehen hätten. (…) Um diese Rolle erfüllen zu können, mußte das nach der relativ freien und aufgeklärten Weimarer Republik wiederentstehende Gepfaff aber mit lokaler Macht ausgestattet werden.” (S. 219/220).
Bei lokaler Macht ist es aber hierzulande nicht geblieben, das soll noch hinzugefügt werden. Auch wegen des immer noch geltenden Reichskonkondates!
Siegfried R. Krebs
Karlheinz Deschner: Mit GOTT und den FASCHISTEN. Der Vatikan im Bunde mit Mussolini, Franco, Hitler und Pavelic. 228. Paperback. Ahriman-Verlag. Freiburg 2012. 19,80 Euro. ISBN 978-3-89484-610-7
[Erstveröffentlichung: Freigeist Weimar]