Letzte Woche legte David seine Steinschleuder nur kurz zur Seite. Auch das ist notwendig, man kann nicht fortwährend Steine in Goliaths Gesicht katapultieren. Mal braucht es auch Besinnung und Rückschau. Und David blickte hinter sich, erkannte acht Jahre und sah, dass es gut war.
Man würde ihn fragen, warum er sich täglich diesem sinnlosen Unterfangen widmet, weshalb er sich sein Scheitern nicht eingesteht. Der aussichtslose Kampf gegen die Maschinerie der Propaganda könne doch niemals gewonnen werden.
Ist man das? Ist man gescheitert, wenn man Goliath nicht stürzen, kaum taumeln läßt? Trifft das zu? Der besagte David, der im weltlichen Leben als NachDenkSeiten angesprochen wird, er schleudert ja nicht alleine Steine gegen Riesenköpfe. Man benutze den achtjährigen Geburtstag der NachDenkSeiten daher auch dazu, um an all die anderen Davids zu denken, die meist noch kleiner sind als jener Achtjährige. Alle mit Steinschleudern - manche zielen gut, manche besser. Davids, die im irdischen Dasein als Weblogs oder kritischer Journalismus gerufen werden. Viele Davids mit vielen Steinschleudern, die dem Riesen wenigstens Beulen machen.
Beulen sind kein Scheitern. Einem Goliath die eitle Sonnenscheinmiene, mit der er betrügt und hintergeht, zu ramponieren - das ist kein Scheitern! Es ist auch nicht der große Wurf. Freilich nicht. Muß man daher sein Werk eintstellen, nur weil es nicht vollbracht und abgeschlossen werden kann? Und es ist ja nicht gesagt, dass der Koloss, wenn wir ihn schon nicht in den Staub werfen, sich einfach umdreht und geht - mit hässlichen Beulen und Kratzern im Gesicht, mit einer zerfurchten Fratze überzeugt man die Leute manchmal ein wenig weniger. Dann kleben die Heilslehren des neoliberalen Goliath an ihm fest, können nicht mehr verabreicht werden.
Und falls es doch so kommt, dass er weder stürzt noch geht? Wenn man es schon heute wüsste, dass alles Steinschleudern ohne Resultat bleibt? Aufgeben? Doch war es nicht das Glück des Sisyphos, den Felsen nach oben zu wälzen, ihn zu wälzen, zu wälzen, bis die Schwerkraft ihn zurückholte an den Fuß des Berges, um erneut zu beginnen? Müssen wir uns Sisyphos nicht als glücklichen Menschen vorstellen? Er hatte doch seine Aufgabe gefunden. Die war, wir wissen es seit Camus, sicherlich absurd. Aber sie war deswegen nicht minder Aufgabe - etwas zu Erledigendes. Einer musste eben Felsen wälzen - und das tun die Davids ähnlich. Ihre Felsen sind Steine und sie wälzen nicht, sie schleudern. Kann sein, dass es absurd ist, kann sein, dass man immer neu schleudern muß - aber irgendwer muss es doch tun.
In diesem Sinne, zum achten Jahrestag Gratulation und weiterhin David sein. Und ab und an denkt an die anderen Davids, die so viel kleiner sind wie ihr es seid, liebe NachDenkSeiten...
Man würde ihn fragen, warum er sich täglich diesem sinnlosen Unterfangen widmet, weshalb er sich sein Scheitern nicht eingesteht. Der aussichtslose Kampf gegen die Maschinerie der Propaganda könne doch niemals gewonnen werden.
Ist man das? Ist man gescheitert, wenn man Goliath nicht stürzen, kaum taumeln läßt? Trifft das zu? Der besagte David, der im weltlichen Leben als NachDenkSeiten angesprochen wird, er schleudert ja nicht alleine Steine gegen Riesenköpfe. Man benutze den achtjährigen Geburtstag der NachDenkSeiten daher auch dazu, um an all die anderen Davids zu denken, die meist noch kleiner sind als jener Achtjährige. Alle mit Steinschleudern - manche zielen gut, manche besser. Davids, die im irdischen Dasein als Weblogs oder kritischer Journalismus gerufen werden. Viele Davids mit vielen Steinschleudern, die dem Riesen wenigstens Beulen machen.
Beulen sind kein Scheitern. Einem Goliath die eitle Sonnenscheinmiene, mit der er betrügt und hintergeht, zu ramponieren - das ist kein Scheitern! Es ist auch nicht der große Wurf. Freilich nicht. Muß man daher sein Werk eintstellen, nur weil es nicht vollbracht und abgeschlossen werden kann? Und es ist ja nicht gesagt, dass der Koloss, wenn wir ihn schon nicht in den Staub werfen, sich einfach umdreht und geht - mit hässlichen Beulen und Kratzern im Gesicht, mit einer zerfurchten Fratze überzeugt man die Leute manchmal ein wenig weniger. Dann kleben die Heilslehren des neoliberalen Goliath an ihm fest, können nicht mehr verabreicht werden.
Und falls es doch so kommt, dass er weder stürzt noch geht? Wenn man es schon heute wüsste, dass alles Steinschleudern ohne Resultat bleibt? Aufgeben? Doch war es nicht das Glück des Sisyphos, den Felsen nach oben zu wälzen, ihn zu wälzen, zu wälzen, bis die Schwerkraft ihn zurückholte an den Fuß des Berges, um erneut zu beginnen? Müssen wir uns Sisyphos nicht als glücklichen Menschen vorstellen? Er hatte doch seine Aufgabe gefunden. Die war, wir wissen es seit Camus, sicherlich absurd. Aber sie war deswegen nicht minder Aufgabe - etwas zu Erledigendes. Einer musste eben Felsen wälzen - und das tun die Davids ähnlich. Ihre Felsen sind Steine und sie wälzen nicht, sie schleudern. Kann sein, dass es absurd ist, kann sein, dass man immer neu schleudern muß - aber irgendwer muss es doch tun.
In diesem Sinne, zum achten Jahrestag Gratulation und weiterhin David sein. Und ab und an denkt an die anderen Davids, die so viel kleiner sind wie ihr es seid, liebe NachDenkSeiten...