Mit dem Fahrstuhl in die Orgel

Der Regensburger Dom hat die größte freihängende Orgel der Welt. Spitzen-Organisten aus aller Welt stehen Schlange, um das neue "Super-Instrument" zu spielen - heute (23.5.) startet eine Konzertreihe.
Regensburg (obx - internet-zeitung) - Sie hat 5871 Pfeifen, ist fast 37 Tonnen schwer, knapp 19 Meter hoch und hängt an vier drei Zentimeter dicken Stahlseilen - der berühmte Regensburger Dom St. Peter hat die größte freihängende Kirchenorgel der Welt. Der besondere Clou: Um an den Spieltisch in 15 Metern Höhe zu gelangen, muss der Organist mit einem eigens konstruierten Fahrstuhl buchstäblich in die Orgel fahren. Fast 500 Jahre mussten die Regensburger auf ihre "Super-Orgel" warten - so lange hatte Süddeutschlands bedeutendste gotische Kathedrale keine angemessene Kirchenorgel. Seit der Einweihung vor rund drei Jahren "pilgern" Organisten und Orgelbauer aus der ganzen Welt in die Domstadt, um das wundersame Instrument zu studieren und zu spielen. Heute (23.5.) startet eine Reihe exklusiver Orgelkonzerte im Regensburger Dom mit Spitzen-Organisten von Japan bis Frankreich.
Warum hängt man eine tonnenschwere Orgel an die Decke? "Der Denkmalschutz ließ keine andere Möglichkeit", sagt der Regensburger Domorganist Prof. Franz Josef Stoiber. Um keinen Baldachin und kein Kirchenfenster zu verdecken, hängten die Konstrukteure die Riesen-Orgel vor den einzig ausreichend großen freien Flecken im nördlichen Querschiff des Doms. Der Vorteil: Die vier Löcher in der Decke sind der einzige Eingriff in die historische Bausubstanz.
Eine besondere Herausforderung für die Orgelbauer: der Zugang zum Spieltisch, der sich in 15 Metern Höhe inmitten des Instruments befindet. Eine Schweizer Seilbahnfirma erklärte sich schließlich bereit, einen speziellen "Orgel-Aufzug" für den Regensburger Dom zu konstruieren. Wer die leicht schwankende Fahrt überstanden hat, wird mit einem einzigartigen Blick in das Kirchenschiff belohnt. Im Notfall muss der Organist durch eine kleine Luke in der Außenwand über die Dächer des Doms und durch einen Seitenturm entkommen.
Warum der Regensburger Dom über Jahrhunderte keine große Orgel hatte, weiß niemand so genau. Die bisher größte Orgel im Dom kann mit ihrem kuriosen Standort durchaus mit der neuen "Hänge-Orgel" konkurrieren: Die alte Chororgel ist hinter dem Hochaltar versteckt. Der Grund: Eine Anordnung von König Ludwig I. von 1837, nach der jeder andere Standort die Kirche entstelle.
Nach fast 500 Jahren ohne nennenswerte Orgel erfreut sich das neue Premium-Instrument im Regensburger Dom heute weltweiter Aufmerksamkeit. Delegationen von der Pariser Philharmonie, dem Wiener Stephansdom und von Moskauer Kirchenmännern "pilgern" in die Donaumetropole, um sich Tipps für ihre Orgelbau-Pläne zu holen. Auch führende Organisten aus der ganzen Welt stehen Schlange, um die Regensburger "Super-Orgel" zu spielen. "Wir bekommen fast jede Woche Anfragen", sagt Prof. Stoiber.
Wer den außergewöhnlichen Klang der neuen Regensburger Domorgel genießen möchte, hat die Gelegenheit bei zehn exklusiven Konzerten mit Top-Organisten unter anderem aus Japan, Frankreich, Kanada, Österreich und der Schweiz immer mittwochs ab 20 Uhr bis zum 1. August.

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