*Gastbeitrag von Felix @ Pedal the Worldt*
Ich bin Felix, 23 Jahre jung, absoluter Sportfreak und bereise die Welt mit meinem Fahrrad. Sport dominierte schon immer mein Leben und der Wunsch einer Weltreise äußerte sich schon ziemlich früh in meinem Leben. Also entschloss ich meine Hobbys zu vereinen und Pedal the World zu starten. Seit Juni bin ich nun unterwegs – mal im Team und mal alleine – und werde vermutlich noch ein weiteres Jahr unterwegs sein. Wenig Planung und viel Flexibilität, denn der Weg ist das Ziel.
Let’s go Felix! >>
Auf einer (Fahrrad)-Weltreise lernt man innerhalb kürzester Zeit wahnsinnig viel.
Ich habe jetzt schon mehr fürs Leben gelernt als während meiner 14-jährigen Schulzeit.
Seit über 100 Tagen sitze ich nun im Sattel – mal mehr mal weniger. Zur Zeit befinde ich mich in Thailand und warte auf meinen neuen Reisepartner Anselm.
Wir starten die Südostasien-Schleife in Bangkok und fahren in Richtung Kambodscha, Vietnam und Laos und stechen dann wieder in den Norden Thailands. Von Chiang Mai geht es dann bis runter nach Singapur.
Wie es danach weitergeht ist offen. Fest steht, dass ich Amerika durchqueren will, ob mit oder ohne Anselm und ob das alles sein wird, steht in den Sternen.
Anbei meine Top 10 an Dingen, die ich bisher auf meinem Trip gelernt habe:
1. Du brauchst Motivation und Durchhaltevermögen!
Die Tage nach dem Abschied waren vermutlich die härtesten meines bisherigen Lebens. Nie hätte ich gedacht, dass mir dieser so schwer fällt.
Die Wochen davor war ich gewohnt cool und auf die Frage: „… und schon nervös?“ antwortete ich meist mit einem trockenen „Nein! Wieso auch?“
Man lässt sein an sich perfektes Leben für eine gewisse Zeit zurück. Dieses Gefühl ist in den ersten Tagen unglaublich kräftezehrend und Gedanken an einen Abbruch waren allgegenwärtig.
Mein Bruder, der mich die ersten Tage begleitete war in dieser Situation von extremer Bedeutung. Er hat mich zum durchhalten bewogen und gemeinsam haben wir uns Motivationsspiele ausgedacht. Bis zum nächsten Baum, wie lange kann ich auf dem Seitenstreifen fahren oder schaffe ich es vor Liedende über die Brücke? Das klingt eventuell etwas verwirrend, aber es hilft ungemein!
2. Erfreu dich an Begegnungen und schätze die kleinen Dinge
Nicht immer muss man an einem Ort mit den schönsten Sehenswürdigkeiten sein um tolle Momente zu erleben.
Es sind vor allem die Begegnungen, die mir auf solch einer Reise wie Pedal the World Kraft geben und einen ungemein motivieren genau so weiter zu machen.
Einer dieser Momente war zum Beispiel in St. Pölten, als mich Stefan vom Samariterbund einlud in der Dienststelle zu schlafen. Ein weiterer in Istanbul als Nazli vier Tage meinen persönlichen Guide gespielt hat.
Dann gibt es diese ganz kleinen Momente, welche für Außenstehende extrem befremdlich sein müssen: eine geile Abfahrt, ein Straßenköter als Freund oder einen guten Kaffee!
3. Orientierung kann man lernen!
Nun, mein Orientierungssinn war nie sonderlich schlecht, aber es ist unglaublich wie schnell ich mich in einer Stadt, wohl gemerkt immer ohne Karte, zurecht finde.
Es gab da mal ein Buch, ich muss gesehen ich weiß nicht mehr von wem, aber in dem stand mann soll die Stadt wie folgt erkunden:
Laufe abwechselnd links, rechts – bis es nicht mehr weitergeht. In der Tat habe ich das mal ausprobiert und man kennt danach die halbe Stadt auswendig.
Des Weiteren dient einem die Sonne als Navigationsgerät wenn man mal auf einem verlassenen Feldweg unterwegs ist.
4. Weniger Planung mehr Flexibilität!
Zwei Jahre haben mein ehemaliger Partner und ich für die Reise eingeplant. Bereits nach wenigen Tagen wurde mir bewusst, eine Reise auf diese Dauer zu planen ist absoluter Schwachsinn.
Man fühlt sich viel freier, wenn man nicht genau weiß, wo einen die kommenden Tage hinführen. Natürlich braucht man eine gewisse Agenda, bzw. eine Richtung in die es gehen soll, keine Frage!
Ich fahre aber einfach dahin wo es mir gefällt und wenn es mir gefällt bleibe ich für eine gewisse Zeit. Der Weg ist das Ziel…
5. Gehe auf Menschen zu!
Nach dem Austritt meines Mitreisenden war ich auf mich alleine gestellt. Bereits am ersten Abend nahm ich all meinen Mut zusammen und ging alleine aus.
Fazit: unzählige Menschen kennengelernt mit denen ich definitiv in Kontakt bleiben werde.
Ein wichtiger Punkt dabei: Menschen kennenzulernen ist alleine einfacher als zu zweit, denn man ist in einer gewissen „Muss-Rolle“.
6. Nicht fragen – Essen!
Ich kann es kaum glauben, wie wählerisch ich noch in Deutschland war was das Thema Nahrung betrifft. Kein Käse oder keine Tomaten, außer auf der Pizza, keine Oliven… die Liste war unendlich lang!
In manchen Ländern wird überhaupt kein Englisch gesprochen und wenn auf ein Gericht in der Speisekarte zeigt kann das auch mal in die Hose gehen, aber es kann eben auch genau das Gegenteil passieren – deine neue Leibspeise!
7. Lieber wenige intensive Erlebnisse statt viele oberflächliche!
Das war gar nicht so leicht zu akzeptieren, aber dies ist einer der wichtigsten Punkte, die ich auf meiner bisherigen Reise gelernt habe.
Klar gibt es wahnsinnig viel zu sehen auf unserem schönen Planet, aber man kann einfach nicht alle Plätze mit dem Rad besichtigen.
Liegt ein schöner Wasserfall 200km nördlich von meiner Route so ist das knapp eine Woche Umweg – mit dem Auto ein kleiner Tagesausflug! Daher konzentriere ich mich auf die Orte an denen ich gerade verweile und lerne diese intensiv kennen.
Wien, Budapest, Istanbul – das sind Städte mit so viel Geschichte und Kultur, da kann man nicht einfach dran vorbeifahren!
8. Wenn ich müde bin, kann ich überall schlafen!
Anfangs war es ein riesiges Abenteuer auf einer Wiese zu campen – man könnte ja erwischt werden und was dann?
Diese Scheu legt man bereits nach wenigen Tagen ab und es ist einem nahezu egal wo man nächtigt. Ist man an einem gewissen Punkt der Müdigkeit angelangt, nimmt man einfach seine Matte und Schlafsack und kampiert in einem Park.
Vernünftig? Wohl kaum, aber bisher habe ich damit keinerlei schlechte Erfahrungen gemacht. Natürlich präferiere ich immer noch einen Zeltplatz oder gar ein Hostel, aber in der Not frisst der Teufel Fliegen!
9. Lass die virtuelle Welt los!
Was mir den Abschied vermutlich erschwert hat ist die Tatsache, dass man in Deutschland noch ständig in Kontakt mit der virtuellen Welt steht. Sprich die Freunde zu Hause sind online und du bist es dank deinem Smartphone auch – nahezu 24/7!
Man fühlt sich dem Gewohnten also sehr nah und doch weiß man es für eine längere Zeit missen zu werden. Bereits in Österreich ließ dieses Gefühl dann nach, denn dort hat man kein mobiles Internet mehr und schon fühlt man sich freier.
Man verweilt nicht ständig in den bekannten sozialen Netzwerken – die Ironie dabei: Oft ist man online ohne wirklich irgendwas sinnvolles zu tun – man klickt mehrfach in der Minute auf das Facebook-Logo um wieder auf die Startseite zu gelangen… so geht es mir zumindest!
10. Lebensstandard runterschrauben? Geht!
In Deutschland machte ich mir keinerlei Gedanken darüber, ob ich jetzt einen Cappuccino in meinem Lieblingscafé konsumiere oder mir einen neuen Nike Free gönne – einfach selbstverständlich!
Anfangs viel es mir sehr schwer auf meinen gewohnten Lebensstandart zu verzichten. Ich ging morgens im Café frühstücken und mittags bzw. abends in ein Restaurant speisen.
Dies hat sich grundlegend verändert und ich kann nun mit minimalsten Mitteln überleben, freue mich aber immer wenn ich mir einen Cappuccino in einem schicken Kaffee gönne. Man lernt die Dinge zu schätzen!
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