Im Rahmen der 1. Internationale Leistungsschau Elektromobilität Großglockner bin ich mit einem komplett auf Elektro umgerüsteten Fiat 500 auf Österreichs höchsten Berg getuckert. Warum wir kurz vor dem Ziel liegen geblieben sind und ich mir eher ein Elektrofahrrad als Auto kaufen würde sowie allgemeine Gedanken zur Elektromobilität in den folgenden Absätzen.
Nach der Vorbesprechung für die Podiumsdiskussion des MC Medienclub “Interaktive neue Medien – Bedrohung oder Ergänzung klassischer Medien. Ist eine Koexistenz möglich?” hatte ich ein paar Stunden ohne Termine. Da ich aber gerade in der Stadt war und gerne noch etwas machen wollte, twitterte ich es. Daraufhin meldete sich Ali und lud mich auf einen Kaffee ein. Dort entschlossen wir spontan zum Frequency Festival zu fahren sowie warnte Ali mich vor, dass sich in den nächsten Tagen jemand von Super-Fi, wo er arbeitet, melden würde bezüglich eines Elektromobilität-Blogger-Projekts. So geschah es auch. Es handelt sich dabei um ein zwei, bzw. dreiteiliges Projekt, wobei der dritte Teil erst in den nächsten Wochen stattfinden wird. Da ich das Briefing verpasst habe, Terminkollision, wurde mir so kurz erklärt um was es geht. Raiffeisen Leasing veranstaltet am Großglockner ein Event für Elektromobilität und wir würden am ersten Tag selbst mit einem Elektroauto hinauffahren und am zweiten Tag gibt es oben mehrere Stände und eine Pressekonferenz. Auch wenn Elektromobilität nicht mein Kernthema ist, habe ich mich schon früher mit alternativer Energieversorgung und ähnlichen beschäftigt. Außerdem hatte ich Zeit und konnte das ganze mit einem kurzen Aufenthalt in Tirol sowie Besuch beim Forum Alpbach kombinieren.
Fahrbericht Fiat 500 (Voll-Elektro)
Schlüssel umdrehen, nichts passiert. “Geht schon.”, wird mir gesagt. Ich drücke vorsichtig auf’s Gas. Ohne ein Geräusch von sich zu geben rollt das Fahrzeug los. Wir sind noch auf einem Parkplatz in Fuchs, kurz vor der Mautstelle der Großglockner Hochalpenstraße. Ich drehe am Lenkrad, sanft fährt der Fiat 500 um die Kurve. Mehr Gas, Kuppeln – RUMMS -. Automatik, ich erinnere mich. Ich bin Gangschaltung gewöhnt und der Fiat 500 hat nur Gas und Bremse, versucht man nun mit den linken Fuß zu kuppeln, tritt man auf die Bremse und diese reagiert ordentlich, sodass man erst einmal nach vorne fliegt. Da alle angschnallt warren und wir unter 20km/h fuhren, ist nichts passiert. Insgesamt erinnert mich das Verhalten des Autos an Autoscooter auf dem Vergnügungspark. Das unterbrechnungsfreie, aber nicht ganz so rasante Beschleunigen und das lautlose Fahren. Vom Parkplatz runter geht es im Konvoi von 15 Elektroautos der unterschiedlichsten Hersteller den Großglockner rauf. Die Batterie steht bei etwa 85% als wir losfahren, später erfahren wir, dass es sich um eine sogennante ZEBRA-Batterie handelt, die den Nachteil hat, dass sie eine Betriebstemperatur von 250°C hat und diese immer halten muss, um nicht entladen zu werden. Daher gehen jede Nacht in der das Auto nicht an einer Steckdose hängt etwa 10% der Leistung verloren, weil die Batterie sich selbst heizen muss.
Da wir eines der letzten Autos sind, können wir recht frei fahren. Ich trete ordentlich auf’s Gas, doch bergaufwärts ist bei 50km/h Schluss. In der Ebene geht es schneller, Höchstgeschwindigkeit soll bei 100km/h liegen, haben wir jedoch nie erreicht. Allerdings auch nur kurze Flachstücke gehabt und später oft in der Kolonne gehängt, wo man das Auto nicht ausreizen konnte. Der Motor müht sich ordentlich ab und auf der kleinen Zusatzanzeige kann man zuschauen wie die Batterie sich entleert. Alle paar Sekunden springt die Zahl im Kommabereich. Als wir die 40% unterschreiten regelt sich das Auto selbstständig niedriger und so fahren wir mit maximal 40km/h bergaufwärts, später nur noch 30 und als wir bei 8% Batteriestand angekommen sind, stellen wir das Auto ab und werden von einem Begleitfahrzeug abgeholt. Der Fiat 500 wird von einem Abschleppwagen mitgenommen und auf der Kaiser Franz Josef Höhe wieder aufgeladen, damit er am nächsten Tag voll einsatzfähig ist.
Neben der verringerten Startleistung haben wir noch einen zweiten Fehler gemacht, der zum Nichterreichen des Ziels geführt hat. Der Fiat 500 hat, wie viele Elkektroautos, einen Knopf um die Rekuperation ein- oder auszuschalten. Das bedeutet, dass das Auto aufgeladen wird, wenn man vom Gas geht. Gut zu vergleichen mit der Motorbremswirkung bei konventionellen Fahrzeugen. Ebenso wird der Akku beim Bremsen aufgeladen. Wir haben diesen Knopf jedoch nicht beachtet, da wir davon ausgingen, dass alles korrekt eingestellt sei. Somit haben wir bei dem längeren Abwärtstück vor der letzten Steigung den Akku nicht geladen. Der Großteil der übrigen Fahrzeuge hat es ganz hinauf geschafft.
Leistung, Kosten und das Aufladen
Ich habe das Fahren als sehr angenehm empfunden, auch wenn der Fiat 500 aufgrund seiner Leistungsdaten (max.100km/h, ca. 120km Reichweite) definitiv ein Stadtauto ist. Doch so geht es den meisten Elektroautos. Ausgenommen der Tesla Roadster, von welchen gleich 5 Stück vor Ort waren. Dieser schafft eine Reichweite von bis zu 500km und wird bei einer Geschwindigkeit von 200km/h elektronisch abgeregelt. Leider konnte ich diesen aufgrund des großen Andrangs nicht testfahren. Für den Alltag ist ein Zweisitzer Sportwagen um 120.000€ nicht gerade ideal. Besser sieht es mit dem Nachfolgemodell aus, das die Hälfte kosten soll und als Familienauto ausgelegt ist. Die übrigen Autos, die vor Ort waren befanden sich preislich zwischen 20. und 70.000€ und sind aus meiner Sicht damit in einem Preisbereich, wo sie für die meisten Leute nicht in Frage kommen. Geplant ist, dass sich die Preise innerhalb der nächsten zwei Jahre halbieren. Ich behaupte, dass sie unter 10.000€ kosten und eine Reichweite von 500km brauchen, um gesellschaftlich relevant zu sein. So irgendwie.
Die andere Schwierigkeit ist das aufladen. Genauer kann man das im ÖkoEnergie-Blog, wo Cornelia Daniel den Think City (36.000€, 100km/h, 180km) für zwei Tage testgefahren hat. Besitzt man eine eigene Garage ist das alles kein Thema, in der Stadt reicht ein Abstellplatz mit Steckdose. Da hängt man das Auto über Nacht dran und mehr als 100km braucht man in den meisten fällen nicht, ist man sehr sparsam unterwegs schafft man auch 200km. Doch ich besitze keinen Abstellplatz, weder mit noch ohne Steckdose. Somit müsste ich mich jeden Tag darum kümmern einen Platz zu finden, wo ich das Fahrzeug aufladen kann. Alternativ könnte man es am Firmenparkplatz laden, sie brauchen 8-10 Stunden, um voll geladen zu sein. Aber ich bin momentan nicht angestellt. Dann gibt es noch unterschiedliche Websites, wo Lademöglichkeiten eingetragen sind, siehe dazu den verlinkten Blogpost. Diese sind meist nur tagsüber erreichbar und keine dauerhafte Lösung. Stromtankstellen sind in Planung, teilweise auch schon umgesetzt. Die Telekom möchte Telefonzellen umrüsten, damit man sich dort aufladen kann. Auf Dauer wohl auch keine Lösung. Also Abstellplatz mieten und fertig. Wenn ich die 36.000€ habe, sollte das auch kein Problem sein. Außerdem kostet das Elektrofahrzeug im Verbrauch etwa die Hälfte im Vergleich zu Diesel.
Ein Elektroauto ist auch nur ein Auto
Sowohl am Hinweg als auch am Rückweg, ich bin bis Salzburg mitgefahren, standen wir im Stau. Stundenlang. Und als wir da so stehen denke ich über Elektrofahrzeuge nach. Selbst wenn das alles Elektrofahrzeuge wären, stünden wir noch immer im Stau. Die Luft wäre besser und es wäre vollkommen still. Man könnte die Autofahrer besser schimpfen hören und vielleicht kann man sich mit anderen Autos zusammenhängen und Strom austauschen. Was weiß ich. Aber man stünde im Stau. In der Stadt bin ich auch nicht schneller, weil ich ein Elektrofahrzeug habe. Außer ich darf auf der Busspur fahren, was sich einige wünschen. Doch die ist auch bald voll und dann stehen auch die Busse. Was nicht im Sinne der Wünscher sein kann. Meine Gedanken sind dann bei öffentlichen Verkehrsmitteln gewesen und ich habe mich gefragt, wo die ganzen O-Busse hin sind. O-Bus = Oberleitung-Bus = Elektrobus. Taxis und öffentliche Verkehrstmittel könnte man auf Elektro umstellen. Ebenso Firmenflotten. Für den Individualverkehr ist das Auto für mich ziemlich tot. Die meiste Zeit steht es nur herum, verstopft die Straßen und ist teuer. Neue Konzepte müssen her. Höhere Taktung bei den Zügen, kostenlose Öffentliche Verkehrsmittel für alle. Wenn man dann doch einmal ein Auto braucht, leiht man es aus. An Carsharing glaube ich nicht so recht, auch wenn ich die Idee grundsätzlich mag. Elektroautos sind super, aber niemand sollte ein Auto besitzen. Ihr versteht meinen Gedankengang?
Kein Auto, sondern…
Auf dem Großglockner haben sie neben den zahlreichen Autos auch andere elektrisch betriebene Fahrzeuge gehabt. Segways etwa. Finde ich toll, fahre damit ich gerne. Im Alltag aber zu unpraktisch. Auf der Straße möchte ich ihn nicht stehen lassen, um ihn in die Wohnung zu tragen ist der zu schwer und groß. Fahrradkeller ebenso. Dann waren da noch Motorräder und Mopeds. Auch nett, aber ebenso unhandlich. Und man ist eingeschränkt, wo man fahren darf. Dürfen Elektromopeds und Motorräder dort fahren, wo konventionelle aufgrund des Lärms verboten sind? Rechtlich, schließlich sind sie laut Gesetz Mopeds.
Und dann gab es da noch Fahrräder. Mit Elektromotor als Unterstützung oder komplett elektrisch. Ich habe ein unterstützendes von KTM ausprobiert. 2200€, bis zu 200€ Förderung, also 2000€. Immer noch teuer, aber für mich gerade noch möglich. Fährt sich erst einmal wie ein normales Mountainbike. Bis man den Elektromotor zuschaltet, es gibt vier Stufen in beide Richtungen. Als unterstützend oder ladend. Und schon zieht das Rad an. Bergaufwärts 50km/h bei mittlerer Anstrengung. In der Ebene ohne Anstrengung. 100km Reichweite. Sie sind etwas schwerer als normale Räder, aber man kann sie noch tragen. Ich bin mit Niko ein Stück den Berg runter, dann einen Schotterweg entlang und wieder zurück. Wenn der Untergrund uneben wird, dann sollte man etwas geübter sein. Oder die Unterstützung abschalten. Mit 50km/h über Steine macht ziemlich Spaß. Mir zumindest. Wie lange Akku und Motor so eine Tortur mitmachen, habe ich leider nicht gefragt. Es gibt auch andere Modelle. Mehr Citybikemäßig oder einen Cruiser, der viel Style hat, aber nicht unbedingt praktisch ist. Das Top-Modell um 60.0000€ mit den gleichen Leistungsdaten wie ein umgerüsteter Elektro-Mini (Danke Harald für den Hinweis.). In der Stadt das ideale Fortbewegungsmittel, jedenfalls wenn es genügend Fahrradwege gibt. Mein Wunsch wäre es Wien innerhalb des Gürtel für Autos zu sperren und die Straßen rein den Fahrradfahrern zu gönnen. Mit 50km/h braucht man den Platz. Aber so kann man mit dem Rad in die Arbeit fahren ohne danach verschwitzt zu sein. Zweimal pro Woche aufladen. In den meisten Fällen schneller als öffentliche Verkehrsmittel und Autos.
Fazit: Elektroautos brauchen noch, aber für die Masse sind Räder sowieso sinnvoller.
Weitere Berichte:
Niko mit vielen Fotos
Cornelia im ÖkoEnergie-Blog
Reinhard im ÖkoEnergie-Blog
Disclosure: Ich habe kein Geld bekommen. Bezahlt waren Unterkunft und Verpflegung. Hingefahren bin ich mit Niko und ich bin mit einigen Leuten von Super-Fi befreundet. Außerdem arbeite ich möglicherweise bei dem einem oder anderen Projekt mit ihnen zusammen. Und Ali lädt mich manchmal auf einen Kaffee ein. Oder zu Festivals. Es war im Vorfeld abgesprochen, dass darüber gebloggt wird, aber nicht wie oder was. Meine Eltern fahren einen Diesel Golf Kombi. Ich besitze kein Auto. Ich plane auch nicht in naher Zukunft eines zu kaufen. Früher habe ich von Wasserstoff-Antrieben geträumt, womit auch mein zweitältester Nick “Htwo” zusammenhängt. In der Nacht in Fuchs waren die Blogger gemeinsam mit den Verantwortlichen von Super-Fi in einem Dorfschuppen etwas trinken. Darunter auch alkoholisch Getränke. Wir haben eine tolle Zeit gehabt.
Fotos: CC-BY Luca
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