Mit 200 Sachen ins Meer – Kay Langenstengel

Theater RambaZamba

KLICK

Das Theater RambaZamba liegt mitten in der Kulturbrauerei in Berlin und ist ein Theater, welches sich aus behinderten und nichtbehinderten Schauspielern zusammen setzt. Ein Freund hatte mich mitgenommen und ich war sehr gespannt gewesen.

Mit 200 Sachen ins Meer – Eine musikalische Tag-Traum-Revue, heißt der Titel der Inszenierung. 

Und wirklich wird in den 2 Stunden, Pause nicht mitgerechnet, fast alle 5 Minuten ein Lied angestimmt. Es macht Spaß zuzuschauen. Der ganze Abend macht Spaß. 

Aber kurz zum Inhalt: Der Neue, Björn Wunsch-er ist nicht behindert, kommt in eine Nervenanstalt mit der Diagnose “verlorenes Erinnerungsvermögen”. Er weiß nicht warum er da ist und auch die anderen skurrilen Gestalten scheinen aus falschen Gründen dort gelandet zu sein, wie sich später herausstellt. Immer hatte es etwas mit Verlust und Liebe zu tun, die sie in die Anstalt hat bringen lassen. Jeder sagt das er eigentlich nicht hier her gehöre und alle versuchen die schmerzlichen Erinnerungen zu verbergen, sofern sie sich erinnern können. So bleibt am Schluss nur einer zurück, als sie die Möglichkeit haben zu fliehen und dieser bleibt mit Überzeugung da.

1990 gründeten die Theaterleute Gisela Höhne und Klaus Erforth die Gemeinschaft SONNENUHR. Ein Zusammenschluss von behinderten und nichtbehinderten Menschen die gemeinsam Projekte entwickeln. SONNENUHR ermöglicht es, dass auch behinderten Menschen professionell in künstlerische Berufe treten können. 

Das Wort Revue verspricht an diesem Abend nicht zu viel, es gibt alles zu sehen: Choreographien mit den Rollstuhlfahrern und den anderen Mitgliedern, wunderbar einfühlsame Songs aber auch Tanznummer, Schauspiel- und Gesangstalente, Konfetti und jede Menge Spaß. Sophie Schöffler zeigte als Tänzerin Ginger einen berührenden Tanz mit ihrem Partner, der sie aus dem Rollstuhl hob und sie zart führte. Heiko Fechner überzeugte als Schraube und Gabriele Helmdach setze als Goldie ihren Humor und ihre Stimme genau in den richtigen Momenten ein.

Jede der skurrilen Gestalten ist auf seine ganz eigene Art sympathisch. Sowohl der “Drogendealer” Shaggy, Sebastian Kuhnt, als auch der Computerjunkie Newton, Sven Normann. Sven Normann beispielsweise hat mich sehr beeindruckt. Er hat tolle schauspielerische Fähigkeiten und eine wunderbare Körpersprache, obwohl er im Rollstuhl sitzt. Er holt alles aus sich raus und kann so seine Rolle wunderbar darstellen. Auch die anderen spielen ihre Rollen mit Überzeugung und Leidenschaft. Es gibt keinen der aus der Rolle fällt oder die Spannung und den Spaß verliert.

Das Ensemble ist zu groß um hier alle aufzuzählen aber jeder hat sein eigenes individuelles Talent, mit dem er überzeugt.

Es ist einfach eine wunderbare Mischung an Spaß, Ernsthaftigkeit, einer guten Geschichte, tollen Darstellern und auch tollen Musikern, die man nicht vergessen sollte. Sie geben der Inszenierung den richtigen Drive und es fällt einem schwer sich auf seinem Stuhl zu halten. 

Diesen Monat ist die Gruppe beim Festival Genzenlos Kultur in Mainz eingeladen aber das Theater RambaZamba in der Kulturfabrik ist ihr fester Spielort, den jeder mal besuchen sollte. Diese Inszenierung gibt es im November und Dezember wieder zu sehen.

Geht hin! Denn es ist einfach großartig dabei zu sein!

Mit 200 Sachen ins Meer – Kay Langenstengel


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