Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo.

Jeder kennt ihn, den Roman, der alle schockte. Ende der 70er verfasste Christiane F. ihre Lebensgeschichte, eine Geschichte über Langeweile und Ausweglosigkeit im Plattenbau, Rebellion gegen einen gewalttätigen Vater und dem Wunsch irgendwo dazu zugehören. Und dann auch noch Pubertät. Christiane F.s Ausweg aus der Situation ist extremer als man ihn vielleicht gewohnt ist, wirkt aber trotzdem vertraut.

Dieses Gefühl der Vertrautheit versucht Patrick Wengenroth in seiner Inszenierung an der Schaubühne wiederzuspiegeln. Es geht nicht darum die Geschichte nachzuspielen, sondern die damalige Atmosphäre West-Berlins aus der Sicht eines typischen Teenagers zu zeigen. Die Begeisterung, wenn man bei der coolen Clique dabei ist und mitrauchen darf. Die Spannung, wenn man das erste Mal in den angesagtesten Club der Stadt geht oder David Bowie live sieht. Und das Gefühl auf Droge zu sein und dieses Gefühl immer wieder haben zu müssen.

Das alles bekommt man in der Inszenierung Wengenroths nur ansatzweise geboten, denn es entsteht schnell das Gefühl einer Lesung, anstatt eines Schauspiels. Das Ensemble besteht aus fünf Darstellern, zwei Frauen (Jule Böwe und Lea Draeger) und drei Männern (Franz Hartwig und Ulrich Hoppe), darunter auch der Regisseur selbst. Dieser sitzt zu Anfang des Stücks in einem vierseitigen Glaskasten, der mal mit Nebel, mal mit Strobolicht, mal mit Neonlicht gefüllt wird so wie der Rest der ansonsten kahlen Bühne. Mal befindet man sich dann im Club, mal ist man mitten im Drogendelirium.

Zitiert werden Stellen aus dem gleichnamigen Buch, stellenweise wird sogar vorgelesen. Es gibt also keine klare Rollenverteilung, auch wenn Böwe und Draeger vornehmlich Christiane F. sind, während Hartwig und Hoppe den Freund Detlef mimen.

So wird es leider schnell ermüdend, weil nichts wirklich auf der Bühne passiert, außer einer Lesung mit Andeutungen von Spiel. Der Regisseur unterbricht circa alle zehn Minuten, um Songs von Udo Lindenberg anzustimmen mit – ohne Frage – eindrucksvollen Texten. Allerdings bekommt das Stück somit schnell Musicalcharakter und wird zur Farce.

Schade, weil Christiane F. heute noch existiert und gemeint ist nicht die zurückgezogen lebende Autorin des Buchs, sondern all die, die wissen, wie es ist wenn man das erste Mal in der Gruppe akzeptiert wird, das erste Mal verliebt ist oder das erste Mal etwas Verbotenes tut, also allesamt Themen, die nichts an Aktualität verloren haben.


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