Qualitätskontrolle: Die Firma Schott Electronic Packaging im Niederbayerischen Landshut ist weltweit führend bei der Produktion von Hochsicherheits-Gehäusen für sensible Elektronik im Auto. Foto: obx-news
Landshut (obx - internet-zeitung) – Erschrockene Gesichter, quietschende Reifen, ein dumpfer Aufprall. Blech verkeilt sich ineinander, das Glas der Windschutzscheibe regnet über die Straße. Unmöglich, dass diesem Blechknäuel jemand unbeschadet entsteigt. Doch modernste Fahrzeugtechnik sorgt dafür, dass Unfälle für die Insassen glimpflich ablaufen. Glas spielt dabei nicht nur bei Autoscheiben eine Rolle. Crash-Sensoren oder Zündelemente für Gurtstraffer und Airbag schützen die Passagiere. Beim Zusammenspiel dieser Komponenten spielen hochpräzise Glas-Metall-Verbindungen eine entscheidende Rolle. Im niederbayerischen Landshut sitzt mit Schott Electronic Packaging ein weltweit führender Produzent für diese Komponenten.
Entscheidet die Elektronik auf „Unfall“, so zündet sie blitzschnell den Gurtstraffer, der in rund einer Hundertstelsekunde etwa 25 Zentimeter loses Material aus dem Gurtsystem herausnimmt. Etwa drei Hundertstelsekunden später wird der Airbag aktiviert. Möglich wird diese Präzision durch die Güte der Metalle und Gläser aus dem Landshuter Schott-Werk. Ein glühender Draht, hermetisch von der Außenwelt abgeschirmt, zündet dann kleine Sprengladungen, die den Airbag aufgehen lassen.
Diese Glas-Metall-Verbindungen sind superdichte „Miniatur-Tresore“ aus Glas, in die ein dünnes Metallkabel hineinführt. Diese beiden Elemente werden bei Temperaturen von über 1.000 Grad Celsius miteinander verschmolzen.
Den Komponenten aus Glas-Metall-Verbindungen rund ums Auto – ob für Crash-Sensor oder Anzünd-Element – ist eines gemeinsam: sie sind klein und leicht, im Fall der Sicherheitssysteme meist „außer Betrieb“, müssen aber im Notfall ihre Aufgabe prompt und zuverlässig erledigen. Das über die Lebensdauer eines Fahrzeugs hinweg – etwa 15 Jahre – zu ermöglichen, erfordert viel Erfahrung mit den verwendeten Materialien sowie perfektionierte Verarbeitungsprozesse.
Weder Korrosion noch andere chemische Prozesse, Vibrationen oder Hitze dürfen die Komponenten schädigen oder das entsprechende System ungewollt auslösen. Auch elektrostatische Aufladung, die jeder vom Gang über Kunststoffteppiche kennt und die sich oft schmerzlich unter Funkenbildung an der Türklinke entlädt, muss verhindert werden. Ein falscher Funke – und der Airbag zündet. Die technische Herausforderung ist enorm – und das für eine Massenware in der Serienproduktion, die zudem äußerst preisgünstig sein muss.
Rund 500 Mitarbeiter beschäftigt das niederbayerische Werk des Glasriesen Schott im Electronic Packaging. Dabei konzentriert sich die Tätigkeit nach Angaben eines Sprechers immer weiter auf Forschung und Entwicklung: „Wir wollen Weltmarkführer bleiben“, heißt es aus der Unternehmensführung.
„Mini-Glastresore“ für Millionen Airbags
Autor des Artikels : urzeit
Ernst Probst ist Autor von mehr als 100 Büchern, Taschenbüchern, Broschüren, Museumsführern und E-Books