Millatu Ibrahim: Keine Zeile Anstoß

Millatu Ibrahim: Keine Zeile AnstoßWie aus dem Nichts taucht er ganz plötzlich auf in den Spalten der Qualitätszeitungen. „Millatu Ibrahim“, ein „Salafistenverein“ (dpa), von dem vor dem Moment, in dem Innenminister Hans Friedrich ihn verbot, bei einer einzigen einsamen Gelegenheit in einem Dreizeiler im Welt-Investigativblog die Rede war. „Eskalation um Islam-Karikaturen in NRW“ schrieb ein Florian Flade am 1. Mai 2012, und prangerte an, dass die “rechtsextreme Pro NRW mit Mohammed-Karikaturen Wahlkampf“ mache, weswegen die „Islamisten auf Eskalation“ setzten. Auch dem „Spiegel“ fiel die strenggläubige Truppe nur einmal auf: Im April 2012 beschrieb eine lange Reportage die Islamistenszene in Deutschland, ganz nebenbei fiel dabei auch der Name der Organisation, die dasselbe Magazin nun, da sie verboten ist, einen „wichtigen salafistischen Verein“ und eine „bedeutende Plattform“ nennt.
Bedeutung, die den versammelten Investigativexperten von 337 deutschen Medien erst in dem Augenblick aufgeht, in dem die Behörden handeln. Journalismus, der auf der Basis von Pressemitteilungen des Innenministers funktioniert – obwohl die Mitgliedschaft von Millatu Ibrahim auch öffentlich nie einen Zweifel an der Verfassungsfeindlichkeit des Vereinszwecks gelassen haben.
„Sind Islam und Demokratie miteinander vereinbar?“, fragt ein grundsätzlicher Text im Internetauftritt der Betbrüder. Klare Antwort: „Betrachten wir beide Realitäten, so ist deutlich zu erkennen, dass beide Systeme unter keinen Umständen miteinander vereinbar sind. Die Demokratie ist vielmehr ein Herrschaftssystem, welches dem islamischen Herrschaftssystem entgegensteht – zwei Systeme, die sich gegenseitig ausschließen und das jeweilig andere System außer Kraft setzen.“ Die Demokratie sei „somit ein System woran sich kein Muslim beteiligen darf, sich von diesem fernhalten muss, es verabscheut, ablehnt und für falsch und ungerecht deklariert“.
Stände ein solcher Satz auf einer Internetseite der NPD, hätten Zeit, Spiegel, Süddeutsche, Taz und Co. binnen 24 Stunden eine Verbotsdiskussion in Gang gesetzt. Bei Millatu Ibrahim konnte die Passage seit November 2011 nachgelesen werden, ohne dass irgendwer auch nur eine Zeile lang Anstoß daran genommen hätte.
Dabei sind die Versprechen der Islamisten deutlich gewesen. "Stell dir vor in einer Gesellschaft zu leben, in welcher der Staat jegliche Unmoralitäten und Korruptionen wie Alkohol, Pornographie, sexuelle Freizügigkeit, Drogen, Glücksspiele, Prostitution, Lügen etc. verboten werden", heißt es grammatikalisch krumm, aber äußerst eindeutig, ehe die Seite der Islamistengang gestern vom Hoster gelöscht wurde.
Der brauchte erst den Hinweis der Behörden, nicht heller und schneller aber waren die Edelfedern. Erst nachdem Hans Friedrich festgelegt hatte, dass "die aggressiv kämpferische Grundhaltung der Vereinigung sich in der Beförderung und Inkaufnahme strafrechtswidrigen Verhaltens, einschließlich des Einsatzes von Gewalt als Mittel im Kampf gegen die bestehende verfassungsgemäße Ordnung" manifestiere, wurde das "über das Internet gesteuerte Netzwerk" ein Medienthema.
Umso seltsamer, weil Millatu-Ibrahim-Chef Mohamed Mahmoud vor Jahren bereits bei der deutschsprachigen Sektion der "Globalen Islamischen Medienfront"tätig war. Fiel das nicht? Hatten die Enthüller Angst? Oder waren andere Bedrohungen einfach gefährlicher.

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