Aus: Spektrum der Wissenschaft, Dezember 2010
5000 Jahre lang besaß die Menschheit das Monopol der Kriegsführung. Nun hat sie es verloren, berichtet P.W. Singer in der aktuellen Dezemberausgabe von Spektrum der Wissenschaft. Denn auf den Schlachtfeldern dieser Welt, so der Militärexperte der Brooking Institution, eines US-amerikanischen Think Tanks, findet derzeit eine der tief greifendsten Veränderungen seit der Erfindung des Schießpulvers und des Flugzeugs statt.
Sichtbar werde dies an der emporschnellenden Zahl der in Kriegen eingesetzten Roboter. Keine einzige solche Maschine war dabei, als die US-Armee im Jahr 2003 von Kuwait aus auf Bagdad marschierte. Mittlerweile ergänzen 7000 "unbemannte" Fluggeräte und 12.000 Bodenfahrzeuge die Ausrüstung der US-Armee. Zu ihren Aufgaben zählt es, Heckenschützen aufzuspüren, aber auch Verstecke von Al-Kaida-Führern in Pakistan zu bombardieren.
Die robotischen Systeme verändern die Art und Weise, wie solche neuartigen Kriege geführt werden, ganz erheblich und sorgen zugleich für anhaltende Diskussionen über die Konsequenzen des kriegerischen Einsatzes zunehmend autonomer und intelligenter Maschinen. Natürlich lassen sich möglicherweise auch Menschenleben retten, wenn man Soldaten aus der Schusslinie nimmt. Doch gleichzeitig wirft der Einsatz solcher Maschinen tief greifende politische, juristische und ethische Fragen auf – vor allem hinsichtlich der grundsätzlichen Natur der Kriegsführung. Singer zufolge müssen wir uns sogar fragen, ob die neue Technik nicht unvermeidlich die Hemmschwelle senkt, einen Krieg zu beginnen.
Vereinfacht gesagt sind Roboter Maschinen, die nach dem Muster "Wahrnehmen-denken-handeln" agieren. Sie verfügen also über Sensoren, die Informationen über die Welt sammeln. Computer "errechnen" dann auf Basis dieser Daten und mit Hilfe von Softwaresystemen, zum Beispiel künstlicher Intelligenz, angemessene Entscheidungen. Und zu guter Letzt führen mechanische Systeme entsprechende physische Aktionen aus.
Soldaten, die heute in die US-Armee eintreten, steuern möglicherweise einen der rasenmähergroßen PackBots oder einen Bodenroboter, wie sie im Irak und in Afghanistan bereits Bomben entschärfen, die Gegend auskundschaften oder nach Aufständischen suchen. Oder sie tun Dienst auf einem der Zerstörer, die als Mutterschiffe für unbemannte Fire-Scout-Helikopter oder automatische Wach-Motorboote dienen. Vielleicht kontrollieren die jungen Soldaten aber auch unbemannte Unterwasserfahrzeuge wie den torpedoförmigen Remus, der Minen aufspürt und feindliche Küsten beobachtet. Nicht zuletzt lenken sie vielleicht Drohnen vom Typ Predator oder Global Hawk. Auch wenn diese über Mittelasien im Einsatz sind, müssen die Soldaten dafür nicht einmal die USA verlassen.
Die Roboter der nächsten Generation werden nicht nach dem Vorbild des Menschen hergestellt, sondern so, dass sie ihren Zweck optimal erfüllen. Metallvierbeiner transportieren 200 Kilogramm Gepäck, Überwachungsbots verfügen sowohl über Beine als auch über Flügel oder können wie ein Kolibri ortsfest über einem Ziel schweben. Kleine Robotpanzer werden mit Maschinengewehr und Granatwerfer ausgestattet. Derzeit werden sogar Chembots entwickelt, die ihre Gestalt verändern und sich so zum Beispiel durch ein Mauerloch zwängen können.
Einige Forscher sind davon überzeugt, dass in einigen Jahrzehnten auch Nanoroboter alltäglich sein werden. Solche Gebilde, deren Abmessungen im Bereich von millionstel Millimeter liegen, ließen sich im Krieg für allerhand Aufgaben einsetzen. "Smart Dust" (intelligenter Staub) könnte den Feind aufspüren; zellähnliche Maschinen im menschlichen Körper könnten Wunden heilen lassen – oder auch verursachen.
Doch je intelligenter und selbstständiger ein Roboter agiert, schreibt Singer, desto tiefer reichen auch die dadurch aufgeworfenen Fragen. Welche Aufgaben dürfen wir an Maschinen delegieren? Wer trägt welche Verantwortung? Auf welches Rechtssystem können wir uns in diesem Zusammenhang überhaupt beziehen? Ein Blick auf die Kriegsschauplätze des 21. Jahrhunderts zeigt, dass wir uns mit der Beantwortung dieser Fragen keine Zeit mehr lassen dürfen.
5000 Jahre lang besaß die Menschheit das Monopol der Kriegsführung. Nun hat sie es verloren, berichtet P.W. Singer in der aktuellen Dezemberausgabe von Spektrum der Wissenschaft. Denn auf den Schlachtfeldern dieser Welt, so der Militärexperte der Brooking Institution, eines US-amerikanischen Think Tanks, findet derzeit eine der tief greifendsten Veränderungen seit der Erfindung des Schießpulvers und des Flugzeugs statt.
Sichtbar werde dies an der emporschnellenden Zahl der in Kriegen eingesetzten Roboter. Keine einzige solche Maschine war dabei, als die US-Armee im Jahr 2003 von Kuwait aus auf Bagdad marschierte. Mittlerweile ergänzen 7000 "unbemannte" Fluggeräte und 12.000 Bodenfahrzeuge die Ausrüstung der US-Armee. Zu ihren Aufgaben zählt es, Heckenschützen aufzuspüren, aber auch Verstecke von Al-Kaida-Führern in Pakistan zu bombardieren.
Die robotischen Systeme verändern die Art und Weise, wie solche neuartigen Kriege geführt werden, ganz erheblich und sorgen zugleich für anhaltende Diskussionen über die Konsequenzen des kriegerischen Einsatzes zunehmend autonomer und intelligenter Maschinen. Natürlich lassen sich möglicherweise auch Menschenleben retten, wenn man Soldaten aus der Schusslinie nimmt. Doch gleichzeitig wirft der Einsatz solcher Maschinen tief greifende politische, juristische und ethische Fragen auf – vor allem hinsichtlich der grundsätzlichen Natur der Kriegsführung. Singer zufolge müssen wir uns sogar fragen, ob die neue Technik nicht unvermeidlich die Hemmschwelle senkt, einen Krieg zu beginnen.
Vereinfacht gesagt sind Roboter Maschinen, die nach dem Muster "Wahrnehmen-denken-handeln" agieren. Sie verfügen also über Sensoren, die Informationen über die Welt sammeln. Computer "errechnen" dann auf Basis dieser Daten und mit Hilfe von Softwaresystemen, zum Beispiel künstlicher Intelligenz, angemessene Entscheidungen. Und zu guter Letzt führen mechanische Systeme entsprechende physische Aktionen aus.
Soldaten, die heute in die US-Armee eintreten, steuern möglicherweise einen der rasenmähergroßen PackBots oder einen Bodenroboter, wie sie im Irak und in Afghanistan bereits Bomben entschärfen, die Gegend auskundschaften oder nach Aufständischen suchen. Oder sie tun Dienst auf einem der Zerstörer, die als Mutterschiffe für unbemannte Fire-Scout-Helikopter oder automatische Wach-Motorboote dienen. Vielleicht kontrollieren die jungen Soldaten aber auch unbemannte Unterwasserfahrzeuge wie den torpedoförmigen Remus, der Minen aufspürt und feindliche Küsten beobachtet. Nicht zuletzt lenken sie vielleicht Drohnen vom Typ Predator oder Global Hawk. Auch wenn diese über Mittelasien im Einsatz sind, müssen die Soldaten dafür nicht einmal die USA verlassen.
Die Roboter der nächsten Generation werden nicht nach dem Vorbild des Menschen hergestellt, sondern so, dass sie ihren Zweck optimal erfüllen. Metallvierbeiner transportieren 200 Kilogramm Gepäck, Überwachungsbots verfügen sowohl über Beine als auch über Flügel oder können wie ein Kolibri ortsfest über einem Ziel schweben. Kleine Robotpanzer werden mit Maschinengewehr und Granatwerfer ausgestattet. Derzeit werden sogar Chembots entwickelt, die ihre Gestalt verändern und sich so zum Beispiel durch ein Mauerloch zwängen können.
Einige Forscher sind davon überzeugt, dass in einigen Jahrzehnten auch Nanoroboter alltäglich sein werden. Solche Gebilde, deren Abmessungen im Bereich von millionstel Millimeter liegen, ließen sich im Krieg für allerhand Aufgaben einsetzen. "Smart Dust" (intelligenter Staub) könnte den Feind aufspüren; zellähnliche Maschinen im menschlichen Körper könnten Wunden heilen lassen – oder auch verursachen.
Doch je intelligenter und selbstständiger ein Roboter agiert, schreibt Singer, desto tiefer reichen auch die dadurch aufgeworfenen Fragen. Welche Aufgaben dürfen wir an Maschinen delegieren? Wer trägt welche Verantwortung? Auf welches Rechtssystem können wir uns in diesem Zusammenhang überhaupt beziehen? Ein Blick auf die Kriegsschauplätze des 21. Jahrhunderts zeigt, dass wir uns mit der Beantwortung dieser Fragen keine Zeit mehr lassen dürfen.