Mile Me Deaf – Alien Age

Wolfgang-Möstl-(c)-ChristianBenesch

Mile Me Deaf – Alien Age

7Indie

Es gibt nicht viele Bands, die jedes Jahr mit einem neuen Album von sich hören lassen, aber Mile Me Deaf gehören dieser Gruppe unermüdlicher Musiker an. Seit 2004  haben sie verlässlich jedes Jahr eine neue Platte auf den Markt gebracht (2016 sei hier ausgenommen). Produziert wurde Alien Age von Wolfgang Möstl, der auch bei Voodoo Jürgens und Der Nino aus Wien seine Finger im Spiel hatte.

Vergesst alles was ihr über Mile Me Deaf wisst: Mile Me Deaf ist tot, lang lebe Mile Me Deaf. Nun, ganz so tragisch ist es letztendlich nicht, aber der musikalische Wandel der Band ist mehr als nur erwähnenswert. Schon in den ersten Sekunden des Openers Invent Anything wird klar, worauf der Fokus dieses elften Studioalbums von Mile Me Deaf liegt: Samples, ja wirklich. So abschreckend diese Erkenntnis für manche im ersten Moment klingen wird: Keine Angst, das Ergebnis kann sich hören lassen.

Ab den ersten Sekunden der Platte werden diese Samples nämlich kreativ und aufregend eingesetzt. Die gelungene Produktion und der Mix erledigen den Rest, auch wenn es hier dem einen oder anderen etwas zu “noisey” werden wird. Zwischendurch klingt Invent Anything einfach ein wenig zu vollgepackt. Zu viele Spuren, zu viel Rauschen, wenn auch offensichtlich beabsichtigt. Blowout ist dagegen etwas glattgebügelter und gemeinhin wohl radiotauglicher, aber das sollte für Indiehörer schließlich keine Kategorie sein. Eine ganze Stufe futuristischer kommt Shibuya+ daher. Dieser Song sticht besonders durch den weiblichen Lead-Gesang hervor, der hier von “Sex Jams”-Sängerin Katarina Trenk bravourös umgesetzt wird.

Etwas gewohnter und unspektakulärer geht es mit The World We Own und Alien Age weiter, wobei besonders letzterer auch hartgesottene Fans früherer Releases zufriedenstellen dürfte. Generell bekommen die Instrumente im späteren Verlauf des Albums etwas mehr Platz, der Fokus liegt jedoch durchgehend auf verschiedensten Samples. Where else ist ein sehr gutes Beispiel dafür: Es gibt hier Samples und Synthesizer en masse und trotzdem finden die Instrumente noch genug Platz und spielen eine wichtige Rolle für das Klangbild. Dieser Song kam übrigens in einer Folge der NBC-Fernsehserie This Is Us vor. Martian Blood, die letzte Nummer des Albums, versprüht haufenweise psychedelische Vibes. Viel düsterer als die vorigen Songs, wird dadurch ein schöner und passender Schlussakzent gesetzt.

Man braucht vielleicht ein paar Durchgänge, aber dann versteht man den musikalischen Wandel von Mile Me Deaf und lernt ihn zu schätzen. Die mit Endzeit-Fantasien spielenden Texte fügen sich sehr gut in das musikalische Farbenspiel ein und könnten auch Gegner allzu digitaler Musik überzeugen. Die Neufindung von Mile Me Deaf mit Alien Age kann sich definitiv hören lassen.

Mile Me Deaf – Alien Age, Siluh Records, www.milemedeaf.com


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Autor

Phillipp Annerer

Aufgabenbereich selbst definiert als: Irgendwas mit Medien. Findet: “Wir brauchen irgendwas leckeres zu Essen” (Der Bär im großen blauen Haus) zutreffend.


 
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