Die TAVAK-Studie des Herrn Professor Faruk Şen berichtete von der Rückkehr von knapp 200.000 Türken aus Deutschland in die Türkei in den letzten vier Jahren. Das entspräche durchschnittlich etwa 50.000 Rückkehrern pro Jahr. Mir fehlten darin der Zahlen der Neuankömmlinge, die rein statistisch den Abzug (teil-)kompensieren.
HURRIYET lieferte nun diese Zahlen nach. Es sind 30.171 Migranten, die z.B. im Jahr 2010 aus der Türkei nach Deutschland kamen. Der Netto-Abfluss betrug also etwa 20.000 Menschen pro Jahr. 20.000 oder zwei Drittel dieser Migranten kamen nicht zum ersten Mal nach Deutschland. Es gibt also eine gewisse, permanente Fluktuation zwischen den beiden Ländern. Wer innerhalb eines Jahres zurückkehrt, treibt beide Seiten der Statistik nach oben!
7.456 der 2010er Migranten erhielten ein Familienzusammenführungs-Visa. 2.351 Menschen kamen um in Deutschland zu studieren und 1.340 beantragten den Flüchtlings-Status.
Die 193.000 Rückkehrer zählten tendenziell eher zu den höheren Einkommensschichten. Die unteren Einkommensschichten neigten dazu in Deutschland zu bleiben. Die „Reichen“ nehmen eher die Rückkehr-Alternative war, als die „Armen“. Mehr Mittel, weniger Ängste, das ist nachvollziehbar.
Ein Teil der 193.000 Rückkehrer würde einfach mal „die Chance Türkei“ testen und gegebenenfalls wieder nach Deutschland zurückkehren, wenn es nicht klappt. (Ein Kommentator des Artikels fügte folgenden Aspekt hinzu: Es gäbe mittlerweile über tausend deutsche Firmen in der Türkei. Diese bevorzugten deutsch-türkische Mitarbeiter in gehobenen Positionen, weil man die Sprache, die Kultur kenne und damit die Kommunikation erleichtere!)
Es gäbe einen „Abstoss-Effekt“ in Deutschland und einen „Anziehungs-Effekt“ in der Türkei, ausgelöst durch die Modernisierung in den türkischen Städten(!) und einer steigenden Diskriminierung von Türken auf dem deutschen Arbeitsmarkt.
Es gäbe noch immer keine Willkommens-Kultur in Deutschland. Junge, gut ausgebildete Türken suchten verzweifelt Jobs (ist Steve nicht tot?) in Deutschland!
Deutschland hätte erst in jüngster Zeit akzeptiert, ein Einwanderungsland zu sein, aber die Diskriminierung im Berufsleben bleibe ein schwerwiegendes Problem. Türkische Studenten, mit den gleichen Diplomen und Abschlüssen wie ihre deutschen Kommilitonen ausgestattet, hätten noch immer nicht die gleichen Chancen, wie deutsche Bewerber oder Angehörige anderer Minderheiten.
Das sind wirklich wichtige und interessante Zahlen. Leider fällt den Machern dieser Studie zu den Gründen für diese Missstände nichts anderes als „deutschen Rassismus“ ein. Wenn es denn schon keine Willkommens-Kultur in Deutschland gibt, dann gibt es aber auch keinerlei Kultur der Selbstkritik im türkischen Kulturkreis. Sie ist ihnen vollkommen fremd…
Wir werden die mittelfristig Gelegenheit haben, die Entwicklung und die Integration der südwesteuropäischen Migranten, aber auch der Griechen in Deutschland mit derjenigen der Türken zu vergleichen. Der Integrationsdruck auf diese Einwanderergruppe ist um ein vielfaches höher, denn sie trifft nicht auf eine komplette Infrastruktur in ihrer Sprache und Kultur in Deutschland. Auf diese Ergebnisse darf man gespannt sein!