Midnight in Paris

Mit dieser Rezension oute ich mich als großer Woody Allen Fan. Wobei mich eher seine alten Werke aus den 70ern bis 80ern wie Was sie schon immer über Sex wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten zum Schmunzeln bringen, stelle ich euch heute einen recht neuen Film von ihm vor: Midnight in Paris.

Zunächst wirkt der Film wie eine durchschaubare und langweilige Hollywood-Komödie. Ein Paar reist kurz vor seiner Hochzeit nach Paris. Er ist Drehbuchautor, sie ist etwas überheblich. Die beiden entfernen sich immer mehr voneinander - und das in der Stadt der Liebe! Natürlich ist von der ersten Minuten an klar, dass sie sich trennen werden.

Aber dann: Nicht das übliche Liebesdrama flimmert in 94 Minuten über den Bildschirm. Es geht viel weniger um die Liebe als um das Gefühl der Nostalgie, das die Haupfigur des Films, Gil, ergreift. Er schlendert durch die Straßen von Paris, völlig gefangen von dem Zauber der Stadt, als um Mitternacht ein alter Wagen vorbeigefahren kommt. Die Fahrgäste laden ihn ein und er findet sich in einer Party wieder. Aber nicht im Hier und Jetzt, sondern im Paris der 20er Jahre.

Gil ist ein verträumter Kopf. Er hält die Vergangenheit für glanzvoller und aufregender. Doch dort, in den 20ern, trifft er Adriana, die sich wiederum in die Zeit der Jahrhundertwende wünscht. Eine weitere Zeitreise bringt die beiden schließlich ins Moulin Rouge. Gil stellt fest, dass auch die Leute im Jahr 1890 sich nach der Vergangenheit sehnen.

Es geht also nicht darum, in welchem Jahr man lebt. Es geht nur darum sich für das Hier und Jetzt zu entscheiden und nicht den alten Tagen nachzutrauern.

Fakten am Rande: Woody Allen schreibt bis heute seine Drehbücher auf eine Schreibmaschine, der Olympia SM 3 von 1952. Muss etwas ausgebessert werden, tackert er die neuen Stellen auf die alten Texte.

Wer spielt mit? Alles was Hollywood zu bieten hat! Der Witzbold Owen Willson, die süße Rachel McAdams, Adrien Brody und die fabelhafte Marion Cotillard. Sogar Carla Bruni, Frau des ehemaligen französischen Präsidenten Sarkozy, darf mitmachen und stolziert als Staatführerin durch den Film.

Kleine Filmkritik: Alles andere als eine schnöde Hollywood-Komödie! Ein Film, der Tiefgang bietet, aber mühelos ist. Neben nostalgischen Gefühlen und ihrem Ursprung greift Woody Allen auch die Literatur- und Kunstgeschichte mit auf.

Auszeichnungen: Woody Allen hat sich mit diesem vielschichten Drehbuch selbst übertroffen! Dafür erhielt er den Oscar und den Golden Globe Award.


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