Willkommen bei Umbrella Prime, dem Stammsitz der Umbrella-Corporation irgendwo in Russland. Hier gibt es simulierte Großstadt-Szenarien von Moskau, Berlin oder New York, wo die Zombies so richtig schön Amok laufen dürfen. Man könnte auch sagen: Willkommen auf dem Resident Evil-Holodeck. Paul W. S. Anderson zeigt mit Resident Evil: Retribution, wie unfähig er ist seine eigens erschaffene Filmreihe konsequent weiterzuführen.
Natürlich gibt es wieder Milla Jovovich als Alice, ebenso wie Sienna Guillory erneut als Jill Valentine auftaucht. Darüber hinaus wurde Michelle Rodriguez als Rain zurückgeholt. Wenn ein Franchise nicht weiß wie es weiter nach vorne geht, einfach einen Blick nach hinten werfen. Die schönste Neuanschaffung wiederum stellt Darstellerin Li Bingbing dar, die in der Rolle von Ada Wong zu sehen ist.
Wollen wir mal kein Wort über Johann Urb als Leon S. Kennedy verlieren. Wenn jemand das “Crazy Hair”-Duell gegen Albert Wesker (erneut Shawn Roberts) verlieren würde, dann diese Knetfigur.
Auf einmal ist Alice jedenfalls in Russland und schlägt sich durch die Umbrella Prime-Anlage. Zwischendurch fragt sie sich selbst, wo eigentlich Chris und Claire Redfield hin sind, die im letzten Film noch ihre Begleitung waren. Aber ebenso wie wir uns weiter wundern dürfen, wird die Frage hier nicht weiter ausgeführt. Derweil wurden Jill und Rain manipuliert und geben jetzt die fiesen Alice-Gegenspielerinnen, während die Männer größtenteils als Kanonenfutter oder Schlaftabletten auftreten dürfen.
Resident Evil: Retribution
" data-orig-size="1000,412" sizes="(max-width: 890px) 100vw, 890px" aperture="aperture" />Ada Wong (Li Bingbing) in den Händen des manipuliert-bösen Duos Jill Valentine (Sienna Guillory) und Rain (Michelle Rodriguez).
Albert Wesker hat in Retribution derweil auch die Seiten gewechselt und will Alice nun helfen, die restlose Auslöschung der Menschheit zu verhindern (weshalb heißt dieser Teil eigentlich nicht Extinction?). Hierfür holt Wesker sogar einen alten Freund von Alice zurück und stellt ihr Luther West (Boris Kodjoe) zur Seite. Und wir so: Wer?
Hier macht sich (spätestens!) ein arges Problem im Resident Evil-Filmuniversum deutlich. All diese Nebenfiguren, mit denen man Alice immer und immer wieder umgibt, sind gänzlich belanglos. Resident Evil ist eine Ehemann und -frau Show von Paul W. S. Anderson und Milla Jovovich, in der kein Platz für Randfiguren ist.
Wenn dann auf einmal Figuren fehlen, zurückgeholt werden oder neu hinzukommen, können wir uns weder freuen noch irgendwelche anderen Emotionen aufbringen. Da wirkt es weitaus nostalgischer wenn wir einfach das erste Resident Evil-Spiel anschmeißen würden um mit Jill Valentine oder Chris Redfield durch das Herrenhaus zu irren.
Derweil verkommt Ada Wong – auch wenn man sich an Li Bingbing erfreuen möchte – zu Miss Explanation. Während Anderson im vergangenen Resident Evil noch mit ständigen Rückblenden vergangene Ereignisse aufgreifen konnte, muss Ada Wong hier nun die Erklärbärin geben. Besonders ermüdend ist das, weil sie im zehn Minuten Takt immer nur recht offensichtliche Dinge kommentieren muss.
Resident Evil: Retribution
" data-orig-size="1000,409" sizes="(max-width: 890px) 100vw, 890px" aperture="aperture" />Alice (Milla Jovovich) mit Ada Wong.
Dafür gibt es erneut eine Red Queen (die gemeinsam mit Rain aus dem ersten Teil zurückgeholt wurde), zwei Vollstrecker mit gigantischen Hammer (weil sie im letzten Teil so gut funktioniert haben) und den Las Plagas-Virus. Das alles kommt aber nicht innerhalb einer gut durchdachten Story zum Einsatz, sondern als kleine Videospiel Arcade-Einlagen.
Resident Evil: Retribution ist total abgehoben, belanglos und langweilig. Style over Substance wurde nie besser praktiziert als mit diesem Film. Mit diesem Eintrag in die Filmreihe wurde die Serie zu Recht für tot erklärt, so dass mit The Final Chapter nur noch ein liebloser Abschlussteil produziert wurde, um Alice und ihre Mitstreiter nicht einfach so dort auf dem Weißen Haus stehen zu lassen, während um sie eine Apokalypse tobt, die nichts mehr mit Zombies zu tun hat.