Michaela Bänsch: Zu viel Fleisch macht krank

Michaela Bänsch: Zu viel Fleisch macht krank

Deutschlands Nachwuchs wird immer dicker. 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen (3 bis 18 Jahre) sind übergewichtig oder adipös. Zu wenig Bewegung und eine einseitige und kalorienreiche Ernährung sind die Ursache.

Das Fatale: Der Grundstein dafür wird schon früh in der Kindheit gelegt und durch die Eltern maßgeblich beeinflusst. Die Greta-Studie, eine Erhebung zur Ernährung der Ein- bis Dreijährigen, zeigt: Es landen zwei bis drei mal mehr Wurst und Fleisch auf den Tellern der Kleinen, als es die Optimierte Mischkost empfiehlt.

Dagegen erreichte Gemüse lediglich einen Anteil von etwa 70 Prozent der empfohlenen Menge, Brot nur 60 Prozent. News.de hat mit Ernährungsexpertin Michaela Bänsch von der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement/BSA-Akademie gesprochen und gefragt, welche Folgen eine solche Ernährung hat.

Frau Bänsch, wie schlecht ist die Ernährung der Kinder wirklich?

Michaela Bänsch: Zunächst muss man sagen, dass die Ernährung der Kleinkinder von der Kalorienzufuhr und dem Verhältnis der einzelnen Makronährstoffe nicht gänzlich schlecht ist. Aber innerhalb der Nährstoffgruppen wie der Fette und Eiweiße gibt es ungünstige Verschiebungen aufgrund des Fleischkonsums.

Was bedeutet das und inwiefern sind die enthaltenen Fette ungesund?

Bänsch: In Fleisch und Wurst sind vorwiegend gesättigte Fettsäuren enthalten. Diese stehen unter Verdacht, Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Adipositas, Diabetes mellitus Typ II, Gicht, Stoffwechselerkrankungen und Herz-Kreislauf-Störungen zu fördern. Wissenschaftler vermuten, dass sie auch Krebs verursachen. Das kann zu Magenproblemen und Verstopfung führen. Es kommt natürlich auch auf die Menge an, die die Kinder zu sich nehmen. Was man bedenken muss: Diese Fettsäuren stecken ebenso in Backwaren und Süßigkeiten – auch davon essen die Kinder zu viel.

Inwiefern kann eine fleischlastige Ernährung zu Übergewicht führen?

Bänsch: Generell kann man von der Greta-Studie nicht ableiten, dass diese Kinder später einmal übergewichtig sein werden. Tatsache aber ist, dass die gesättigten Fettsäuren bevorzugt vom Körper im Fettgewebe gespeichert werden – gerade bei einer kalorienreichen Ernährung. Das wiederum führt zu Übergewicht. Und das kann nicht allein auf den Fleisch- und Wurstkonsum geschoben werden, da auch andere Lebensmittel diese Fette enthalten beziehungsweise kalorienreich sind.

Ist Fleisch für Ein- bis Dreijährige generell schlecht?

Bänsch: Prinzipiell spricht nichts gegen Fleisch oder Wurst. Nur zu viel sollte es nicht sein. Das Forschungsinstitut für Kinderernährung empfiehlt 30 bis 35 Gramm täglich.

Inwiefern prägt eine fleischlastige Ernährung die Kinder?

Bänsch: Tatsache ist, Kinder mögen den Fleischgeschmack. Das prägt natürlich und wirkt sich auf das spätere Ernährungsverhalten aus. Jugendliche beispielsweise essen nicht weniger Fleisch. Es wird also frühzeitig eine Ernährungsweise geprägt, die eine hohe Zufuhr von gesättigten Fettsäuren aufweist.

Weshalb ist die Ernährung der Kinder so fleischlastig?

Bänsch: Heutzutage wird empfohlen, Kinder nach dem Stillen einen Gemüse-Kartoffel-Fleischbrei zu geben. Denn Fleisch liefert Eisen und Zink. Gerade bei der Umstellung vom Stillen auf Brei beugt dies einen Mangel an diesen Nährstoffen vor. Aber: Der Brei wird auch schon ab sechs Monaten verabreicht. Das heißt, hier findet schon eine sehr frühe Prägung statt.

Wie sollte eine gesunde Ernährung für Ein- bis Dreijährige aussehen?

Bänsch: Eltern sollten sich an die Optimierte Mischkost halten. Pro Tag reichen 30 bis 35 Gramm Fleisch. Empfehlenswert sind außerdem ein bis zwei Eier wöchentlich und etwas Fisch. Täglich sollten Milchprodukte – etwa 300 bis 330 Gramm – auf dem Plan stehen. Das entspricht etwa einem Glas Milch und einem Joghurt. Wenn man das alles noch kombiniert mit Getreideprodukten, fünf Portionen Gemüse und Obst und guten Fetten – dann hat man eine gesunde, ausgewogene Kinderernährung, die auch schmeckt.

Die Greta-Studie hat gezeigt, dass die Kinder zu wenig trinken. Was sind Ihre Empfehlungen?

Bänsch: Ganz wichtig: Die Kinder müssen ausreichend trinken. Die Kleinen, die nicht mehr gestillt werden, brauchen 600 bis 700 Milliliter am Tag. Das sind drei bis vier Gläser. Das ist manchmal gar nicht so einfach zu schaffen, da die kleinen Flaschen gerade einmal ein Füllvolumen von 100 bis 150 Milliliter aufweisen. Wenn sie nur drei davon am Tag trinken, ist es zu wenig.

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Kinderernährung – Zu viel Fleisch macht krank

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