Mit Erstaunen habe ich bei der Vorbereitung dieses Artikels festgestellt, dass ich Schmidt-Salomons zwei wichtigste Bücher – “Das Manifest des evolutionären Humanismus” und “Die Kirche im Kopf” – im Blog noch nicht beschrieben habe. Das wird nachgeholt; versprochen.
Doch nun zu diesem Buch – Heft wäre besser; hat es doch nur etwas mehr als 30 Seiten. Ich zitiere erst einmal den kompletten Titel: “Auf dem Weg zur Einheit des Wissens” Untertitel: “Die Evolution der Evolutionstheorie und die Gefahren von Biologismus und Kulturismus”. Damit ist der Titel bald länger als der Text – und sagt genau, was der Inhalt des Essays ist: Schmidt-Salomon vertieft und erklärt Aussagen aus dem Manifest.
Ziel des vorliegenden Essays ist es, die Idee der “Einheit des Wissens” nicht nur in komprimierter Weise darzustellen, sondern auch einige theoretische Stolpersteine aus dem Weg zu räumen, die bislang den Zugang zu einer solchen integrativen, transdisziplinären Perspektive behindert haben. (Seite 7)
Im ersten Teil des Textes gibt er einen Überlick über die Evolution der Evolutionstheorie (ein nettes Wortspiel) – er unterscheidet 4 Phasen dieser Entwicklung – und erklärt diese in wenigen Absätzen. Wer sich allerdings wirklich mit diesen Thema auseinandersetzen möchte kommt hier zu kurz. Aber das ist sicherlich auch nicht das Anliegen des Textes.
Schmidt-Salomon definiert dann die im Untertitel genannten (und mir zuvor einigermaßen fremden) Begriffe “Biologismus” und “Kulturismus” und versucht daraufhin, einen Begriff des “evolutionären Humanismus” zu definieren, der sich von diesen -ismen abgrenzt. Hier finden sich Ansätze seines Gedankengebäudes wieder, das er im “Manifest” errichtete. Insofern sind die im Essay ausgeführten Ideen für den, der das “Manifest des evolutionären Humanismus” kennt, keine Neuigkeiten; hier jedoch in kurzer, prägnanter Form zusammengefasst. (Allerdings denke ich, dass, wer sich durch dieses Heft erstmalig mit der Materie befasst, eher mehr Fragen haben wird als er Antworten bekommt.)
Michael Schmidt-Salomon ist Sprecher der Giodano Bruno Stiftung (die auch als Herausgeber des Heftes fungiert; das vorliegende ist das erste einer Schriftenreihe; das Heft 2 “Vom Virus des Glaubens” liegt bereits bereit) und hat mit jener gemein, dass sie sich für die Inhaber der endgültigen Wahrheit halten. Leider schlägt sich das in arrogant-süffisanten Formulierungen nieder die meiner Meinung nach vermieden werden sollten. Auch wenn Schmidt-Salomon an anderer Stelle (s)einen Toleranzbegriff definiert, so stört mich doch diese Überheblichkeit die all denen gegenüber zum Ausdruck gebracht wird, die anderer Meinung sind. Das macht leider die Aussagen – zu denen ich mich bekenne – angreifbar. Wenn man seinen Diskussionspartner nicht ernst nimmt; woher soll eine ersthafte Diskussion kommen?
Des Autors Erkenntnis, dass nur eine vernetzte Wissenschaft Grundlage für eine moderne, für eine humanistische Philosophie sein kann, erklärt sich (mir) von selbst. Und ist sicherlich die wichtige Aussage dieses Essays wie auch vieler seiner anderen Texte. (Eine Auswahl davon findet sich auf der webseite des Autors)
Lesenswert ist das Heft allemal; mehr zur gedanklichen Welt Schmidt-Salomons findet sich auf der Website des Autors als auch auf den Seiten der Giodarno Bruno Stiftung.