Miami
So ein Wechselbad an Gefühlen (Langeweile, Stress und Belustigung, vom Abschied ganz zu schweigen) und physischen Extremsituationen (Sitzen und ewig gehen) erlebt man selten. In Wien gibts schon Probleme, den Air-Berlin-Schalter zu finden, weil von der Maschekseitn her nichts zu sehen war. Der Billa versteckt sich auch noch gut, das wars in Wien aber auch schon wieder.
In Düsseldorf herrscht Labyrinth: Man lässt die auscheckenden, nicht weiterreisenden Leute bei der ersten Station aus dem Bus, der vom Flugzeug kommt. Die zweite Station (für uns, die wir weiterreisen) ist ungefähr 500m weiter. Dort geht man zwei Stockwerke hinauf … und … mehr als 1km wieder dorthin zurück, wo der Bus gerade hergekommen ist, man sieht sogar die erste Ausstiegsstelle 5m unter einem vorbeiziehen.
Tja … der Flug nach Miami ist ja jetzt nicht sooo der Knaller. Es ist eng, kalt, hoch, das Essen … naja, Flugzeugessen halt und überhaupt. Man merkt immerhin schon, dass die Hälfte der Leute englisch kommuniziert, was die Flugbegleiter – zum Leidwesen der anderssprechenden, aber zur Belustigung meiner Wenigkeit – gekonnt ignorieren. Aber an Schlafen nicht zu denken, könnt ja was ohne mich passieren …
In Miami dann der nächste Sprint über 500m zum Einreiseservice der USA. Und das ist sooo super, dass man sich gleich eine Viertelstunde anstellen darf, obwohl man eh bei den ersten 50 dabei ist. Möchte ja gar nicht wissen, wie lang man steht, wenn soviele Leute drin stehn, wie reinpassen, in die Ankunftshalle. Wenn man dann noch einen Schalter erwischt, wo sich auf einmal der Beamte verzupft – austreten, kiffen, blöd schaun, ich weiß es nicht – darf man natürlich nicht die Schlange wechseln, weil sonst kommt der Beamte der neuen Schlange und erklärt, dass man da nicht einfach Schlangen tauschen kann. Wär ja sonst wie im Tierhandel! Weil da wärn sie auf einmal die Schlangensteher, die Amis. Aber man darf ihnen dann getrost ein paar Schmierer auf die leuchtende Scheibe tapsen (Fingerabdrücke beider Hände), die Kamera bezirzen (aber bitte ohne Brille!) und Fragen zum Grund der Reise beantworten (geht die ja eigentlich gar nix an!).
Beim Gepäckband wartet man dann vergeblich auf sein Gepäck, weil das nämlich – wider der Aussage des Wiener Schaltermenschen – durchgecheckt wurde. Nagut, fällt halt das Schleppen weg – schade . Der Schalter zum Check-In bei Taca hat sowieso bis 2am (also in der Früh) geschlossen.
Nachdem ich aber keinen Bus finden kann, der mich auch wieder bis 5 Uhr Früh zum Flughafen zurückbringt, fällt die Reise nach Downtown flach, ist ja eh viel zu heiß, außerhalb der Gefriertruhe, Marke Miami International Airport.
Außerdem fallen neben den winterlichen Bedingungen innerhalb des gesamten Airports, die dicken Brummer von Autos auf, die draußen vorbeituckern und die unglaublich coolen Sicherheitsbeamten (da gibt’s ja unglaublich viele verschiedene, in den verschiedensten Stufen der Bewaffnung). Lästig ist – als Linzer ist man da verwöhnt, ich weiß – dass das WiFi zu zahlen ist. Nein, halt: wäre
Aktuell schwirrt ein kleiner Spielzeughubschrauber durch die Halle, so ein kleiner, unkaputtbarer. Dem vernichtenden Blick der Dame hinter der Fernbedienung nach, handelt es sich um eine neue Überwachungsdrohne mit wahnsinnig gefährlicher Bewaffnung. Ist mir unerklärlich, wie man so wenig Spaß daran haben kann
Apropos Junkfood - Jeder Sitz hat einen eigenen Getränkehalter
Der Hubschrauber lenkt aber nur davon ab, was ich eigentlich schreiben wollte: Und zwar, dass beinahe die Hälfte der Menschen auf diesem Flughafen spanisch parliert. Ich verstehe nicht die Bohne, weil die nicht mit mir reden, unbekanntes Vokabular verwenden und die Hälfte verschlucken. Ob wegen Junkfood, Bart oder zu schneller Zunge ist individuell verschieden
Der Amerikanische Traum von der Bewegungslosigkeit
Ein weiteres Kuriosum: Die Rolltreppen sind normal breit, während die Nichtrolltreppen ungefähr Platz für zwei Menschen, also einen einzigen Amerikaner bieten. Ich vermute, dass bei Stromausfall eine Ampel aufgestellt werden muss, damit da nichts Gröberes passiert. Die müsste dann allerdings Handbetrieben sein. Oder Strampelbetrieben. Und es würde garantiert eine weitere Person benötigt, damit ein Ventilator am Laufen gehalten wird. Und noch eine Person für alle Fälle. Was hier überall Angestellte durch die Gegend stehen, lehnen und latschen ist gigantisch!
Tja ... das sieht mir sehr nach subventionierter Beschäftigungspolitik aus ...
Und die nette Dame aus dem Lautsprecher verkündet wieder die viertelstündliche Lokalzeit: „8 30 pm“. Meine Computeruhr ist noch nicht umgestellt, die zeigt noch 2:30 an
Ab hier wirds kurios und wenig von Bedeutung. Hauptsächlich, um nicht einzuschlafen und den neuen Notebookakku zu bewundern
24:36 Jetzt noch 3 Stunden tot geschlagen … hoffentlich hat Genf nichts dagegen. Also, Parkhäuser ham die, da sind unsere Größten ein Lerchalschas dagegen. Aber ohne Stativ und gscheite Motive is auch dort nicht soo wahnsinnig viel rauszuholen …
Platz ist doch ein bisserl viel
Lustig finde ich, dass die „echten Cops“ mit Desert Eagle (Ist doch die Coppistole schlechthin in den USA, oder?), Handschellen und Stempel ausgerüstet sind. Nur für den Notfall vermute ich, wenn mal ein militantes Kind mit Rehäuglein daherkommt, damits gar nicht erst soweit kommt, dass sich die Innenministerin um Kopf und Kragen reden muss.
Und sonst laufen nur schräge Vögel durch die Gänge. Präventiv merke ich an, dass ich nicht laufe, sondern sitze . Der Prozentsatz an Spanischsprechenden ist inzwischen bei annähernd 100%, sind halt vermutlich die billigeren Arbeitskräfte …
0:25 GRRRR!! Nicht … einschlafen … dürfen! Um 1 sperrt der Schalter planmäßig auf.
1:30 Geröllheimer stellt die Schlangen auf. Auf den Bildschirmen ist gestanden „Scheduled to begin Check-In at 1AM“. Das ist inzwischen eingetreten. Also, das „1AM“, nicht das „begin Check-In“ Jetzt lässt er sich alle Zeit der Welt, eine Dame in Sicherheitsoutfit schaut ihm zu, als wärs total spannend.
1:55 Ich glaube jetzt passts ihm dann, so wie es steht. Naja, da noch ein Zentimeter, hier noch ein Bandl gscheit einhängen. Und los gehts! Doch nicht … Ich werd mir jedenfalls einen Fensterplatz krallen. Hab bisher keinen gehabt, obwohl rund um mich niemand auch nur irgendwie aus dem Fenster gelugt hat. Vor lauter Schlafen …
2:00 Geröllheimer verdrückt sich wieder. Hat wohl Besseres zu tun, als mir Fensterplätze zukommen zu lassen. Andererseits hätte es mich stark gewundert, wenn der hinter die Budel gekraxelt wär, da hättens ausbauen müssen … tjaja, die späte Stund hat irgendwas giftiges im Mund.
2:15 Geröllheimer hat es sich doch hinterm Tresen bequem gemacht. Aber auch nicht mehr. Doch: Er schaut bös. Und pfeift. Die Schlangenverschlangelung, die er um halb zwei aufgebaut hat ist inzwischen voller Wartender. Und das, obwohl der Flug um 5:11 geht. Eine verdächtige Lady mit Taca-roter Kleidung quatscht mit Rölli und verzieht sich wieder. Jetz kommt eine, die schaut nicht wirklich ausgeschlafen aus. Wird ja heiter, da Wünsche anzusetzen . Aber da naht Barney! Der dürfte typisch amerikanisch sein: Watschelgang und Fassform . Und eine kleine gütig guckende Mexikanerin. Eine richtige Nanny wie Hollywood sie uns zeigt …
2:20 Die schaffen es tatsächlich, gegen die Hundedackelblicke aus der ersten Reihe der Schlange stand zu halten … Aber jetzt ist Action!
3:00 Nachdem so akribisch auf jedes Gramm und jeden Zentimeter geachtet wurde, erwarte ich frühstückstechnisch nicht zu viel. – NEWSFLASH: Fetter, schwarzer Cop auf Segway vorbeigezogen! Selten so was dämliches gesehen – Und drum hab ich mir auf jeden Fall ein typisches Ami-Frühstück zugelegt (ist eh das einzige Geschäft das offen ist zur Zeit): Zwei Donuts und eine heiße, nein: glühende Schokolade.
Zucker + grausliche Farben = DONUT!
Weils mir gerade wieder auffält: Zwischen den lautstarken Ansagen über Sicherheit und blabla (zweisprachig ), plätschert gemütlich Loungemusik dahin. Die ist richtig … grässlich, um es in Worte von Marvin, den depressiven Roboter zu kleiden. Und Bernd das Brot hätte seine Freude damit nur für die Leuchtkugelnummer müsste er die wohldesignet Werbetafeln hernehmen. Aber im neuen Teil des Flughafens (ist nämlich nur unübersichtlich, nicht groß ) stehen sogar superstylische, völlig unbrauchbare Sitz…dinger.
3:15 Scheiß Fortschritt! Ich bin schon zum zweiten Mal auf den Becher reingefallen! Der ist aus wahnsinnig isolierendem Material und greift sich draußen recht schön kuschelig warm an … da verbrennts dir sofort als Strafe die Schnute …
MOOOOOMENT! Ich sollt vielleicht nicht so viel spammen …
Nur noch kurz: Allein die beiden Donuts und die Vorstellung, dass es im Kopf 9:18 ist haben mich wieder munter gemacht