Managua + Condega = Nicaragua

Chronologisch der Reihe nach: Der Flug von Miami nach Managua ist der absolut genialste überhaupt und jemals und sowieso. Nach ungefähr einer halben Stunde Flug und Schlaf geht im Osten die Sonne auf. Das ist soweit nicht ungewöhnlich, sollte jeden Tag so sein. Das ungewöhnliche dabei ist, dass man 2 Stunden mit der Sonne fliegt, folglich also den Sonnenaufgang enorm in die Länge zieht. Und das ist dermaßen schön … unbeschreiblich. Ich hoffe, dass immerhin ein, zwei Bilder was geworden sind.

10US$ für die Einreise, ein einziges Gepäckband, schon ist der Hokuspokus vorbei. Draußen wartet ein junger Mann mit einem Schild auf mich. Auf dem Weg zu einer Transportmöglickeit treffen wir dessen Cousin, der uns zum Busbahnhof bringen will. Auf dem Weg zu dessen Auto hält ein Taxi und überredet „uns“ mit ihm zu fahren. So ist das mit Zusagen in Nicaragua :D
Managua ist laut, heiß und es liegt ein Duft in der Luft, den man nicht als angenehm bezeichnen kann: Brennendes Allerlei gemischt mit Abgasen, die jeder europäischen Norm den Brechreiz bescheren würden.

Auf dem Weg zum Busbahnhof fällt auf, dass die meisten Busse jenen Schulbussen aus den amerikanischen Filmen der 50er-Jahre ähneln; lediglich wild bemalt und oft in technisch nicht ganz einwandfreiem Zustand. Der Zustand der Straße erklärt auch, warum so viele Geländewagen unterwegs sind.

Der Busbahnhof selbst sieht aus wie der Eingang zu einem illegalen Spielehinterhof. Drinnen wuseln geschäftige Straßenverkäufer und Fahrgäste um die teilweise antik anmutenden, amerikanischen Schulbusse. Auf dem Weg zum Fahrkartenschalter überzeugen uns zwei junge Herren, dass doch der andere Schalter viel besser geeignet wäre, einzukaufen. Ob das an einer Abmachung mit dem Schaltermenschen oder an der Zieldestination liegt, vermag mein Spanisch nicht zu verstehen.

Überhaupt ist mir nach zwei Tagen englisch-deutschen Verwirrungen der Sinn für Spanisch abhanden gekommen. Nichts geht mehr, wenn mir meine Begleitung etwas zu erklären versucht. Aber immerhin komme ich zum richtigen Bus und ich verstehe, dass ich am besten das Ticket nicht verlieren sollte.

Der dicke Rucksack und meine offensichtliche fremde Nationalität machen mich zum Blickfang im Bus. Da versteht man dann auch gleich, wieso ich das System mit den Sitzen nicht sofort begriffen habe und also am falschen Platz platz genommen habe. Also wieder umschichten, umsitzen, warte auf die Abfahrt. Kurz vor der Abfahrt ziehen nochmal die Verkäufer durch den Bus und bieten Fruchtsalate und diverse unidentifizierbare Sackerl mit Essen an. Der Preis ist stark von der Nachfrage abhängig: Beim Betreten kostet ein Sackerl gelbes Irgendwas-mit-Käse 7 Cordoba, bei der Tour hinaus nur noch 5. Und damit sind nicht 5 Städte der deutschen Schmach gemeint, sondern die Landeswährung, versteht sich.

Die Fahrt wird zum wilden Ritt. Es wird ständig gehupt, zum Auf-einen-Aufmerksam machen, zum Überprüfen, ob Leute am Straßenrand zusteigen wollen und natürlich zum Aufregen über andere Teilnehmer im Straßenverkehr. Der ist genau das, was man erwartet: Laut, hektisch und gefährlich. Da wird überholt, obwohl die Kiste nichts mehr hergibt und schon ein Gegner in Sicht ist. Dieser lichthupt einen dann an, bremst aber vorsichtshalber natürlich schon ein. Überhaupt wird gerast, was das Material hergibt, sieht man dann auch am Auspuff, beziehungsweise den schwarzen Abgaswolken, die sich daraus hervorquälen.

Grundsätzlich fährt auf der Panamerikana, die an Condega vorbei führt, alles was fahren kann, geht, wer es sich nicht leisten kann zu fahren, oder nicht weit hat und steht um die geöffnete Motorhaube, die gebrochene Achse oder den geplatzten Reifen, wer liegengeblieben ist. Grundsätzlich wird jede Geschwindigkeitsgrenze vorsätzlich überschritten, ob die Polizei nun zuschaut, oder nicht.
Nach ein paar Kilometern stellt sich ein Mann neben mich und fängt an zu erzählen. Ich hätte gerne Oropax bei der Hand gehabt, so interessant war es nun auch wieder nicht, was er zu verkünden hatte. Zuerst irgend ein Job, wo man ins internationale Fernsehen kommt (ich befürchte, ich weiß welche Sparte …) und Cola (das so gut für die Gesundheit sein soll, mit Blut anregen und sowas). Den Wechsel auf die esoterischen Heilmittel hab ich irgendwie verpasst und zum Schluss hat er Hefterl ausgeteilt, was man bei ihm denn alles tolles kaufen kann. Wasser von dort, Bohnen von da und alles soooo super, heilt jenes und dieses und alles mit Berichten aufgefettet über anonyme, alte Damen.

Angekommen in Condega steht man am Straßenrand und tut wie einem geheißen: Blöd schaun, wird schon jemand warten. Tatsächlich kommt meine Gastgeberin Martha promt daher, nimmt mir meinen „kleinen“ Rucksack ab und führt mich „nach hause“. Der Eingang ins Haus führt durch das kleine Geschäft, das ungefähr einem Kreisler entsprechen würde: Es gibt alles inklusive persönliche Behandlung.
Das Haus ist im Vergleich zu anderen in der Siedlung groß und luxuriös ausgestattet: Eigener Wassertank schafft Unabhängigkeit von der unbeständigen Wasserleitung der Stadt, Wiese (die ja die Trockenzeit über gegossen werden muss) im Garten und Internet im Haus.

Nach dem Mittagessen gehts dann ins Projekt, erstes Mal besichtigen und Kochkurs einweihen. Ist der erste dieser Art und soll den Kindern und Eltern neue Rezepte beibringen, da viele nur Reis und Bohnen kennen. Es gibt Gemüselaberl mit Soße Jalapeña, die ein bisserl scharf ist, aber wirklich nur ein bisserl … Grisu hätte seinen Spaß daran.

Die Kids sind sich alle noch nicht ganz sicher, was sie mit mir anfangen sollen: Mit mir reden traut sich nur ein ungefähr 13-jähriger Bursch (Name schon wieder vergessen …), bei dem ich die Hälfte nicht verstehe, weil er undeutlich und kompliziert redet. Zumindest für mich, der ich Probleme habe mir einfachste Wörter in Erinnerung zu rufen. Da zeigen die 27 (?) Stunden ohne Schlaf ihre Wirkung …
Ungewohnt ist dabei die Sie-Form. Man wird hier sehr lange bis eigentlich nur gesiezt. Sogar den Hund redet man mit Sie an, innerhalb der Familie kann es auch manchmal vorkommen, dass sich ein Sie einschleicht. Das ist insofern verstörend, als man im Gespräch mit Kindern gewohnt ist mit Du zu „arbeiten“ und im Spanischunterricht immer eher die Du-Form lernt.

Flora und Fauna haben es hier gut, solange sie nicht von Plastiksackerl oder anderen menschlichen Einflüssen gestört werden. Schon bei der Busfahrt fällt die Vielfalt und Vielzahl an Schmetterlingen auf. Wie groß sie allerdings sind, glaubt man anfangs einfach nicht: Exemplare mit Spannweiten von 10cm habe ich selbst schon gesichtet, es soll allerdings  sogar welche mit 20cm geben. Im Garten gibt es Bananenstauden, die ohne Pflege dahinwachsen, einen Mangobaum, der gerade nicht in der tragenden Saison verweilt und einige andere Pflanzen, die mir völlig unbekannt sind.

Zum Essen gibt es jedes Mal frischen Saft aus heimischen Früchten (Bananen, Ananas, Orangen und Mangos waren bisher dabei), Mittagessen und Abendessen gibt es irgend etwas gekochtes, was man bei uns nicht, oder zumindest nicht so kennt.

Es gibt sogar W-LAN im Haus, dieses verlangt aber einen Schlüssel, den niemand kennt und überhaupt ist es bisher nur einer Person gelungen, ihn herauszufinden … und wieder zu vergessen …
Das ist auch der Grund, weshalb es bis dato keine Bilder zu diesem Eintrag gibt: Windows kennt den LAN-Anschluss nicht und in Ubuntu kann ich leider die Bilder nicht durchschauen. Morgen früh (also abends für die Europäer) werd ich mich dazu setzen

Apropos  Trockenzeit: Davon ist zurzeit – Stichwort Regenzeit – keine Rede. Es regnet am Nachmittag, am Abend und vermutlich auch in der Nacht. Aktuell auch wieder, drum wird grad eifrig die trocknende Wäsche aus dem Garten unters Vordach geholt damits nicht ganz umsonst dort gehangen hat.
Auch aktuell haben die Gelsen, von denen es hier auch gleich zwei verschiedene Arten gibt ihren Spaß daran, mich zu ärgern. Dass die Biester gleich durch T-Shirts durch stechen hab ich auch schon erfahren müssen …

So, das wars auch schon wieder, ich werd mich aufs Ohr hauen, mir hängt immer noch der Schlaf nach.



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