Merkel hat auf dem WEF in Davos eine zusammenhanglose Rede gehalten. Es ist ja ohnehin schon schwer ihren Reden konzentriert zu folgen. Denn sie wimmeln von Schablonen und Formeln, handeln irgendwelche politischen oder Verwaltungsprozesse ab, ohne sich je auf irgendeine Position festzulegen. In Davos wurde das wieder deutlich:
Sie lobt den "Multilateralismus", verweist überraschend auf den von ihr "schon immer sehr verehrten Soziologen Max Weber" und fordert dann, dass jeder in jeder Verhandlung immer die Interessen aller anderen "mitdenken" müsse, um "kompromissfähig zu sein". Als Beispiel nennt sie die internationalen Verhandlungen über das Ur-Meter... (???)
Ich bin nicht sicher, ob sie Max Weber richtig wiedergibt und richtig verstanden hat. Ich kann mir zwar vorstellen, dass er Verhandlungsgeschick und Diplomatie für wichtig gehalten hat. Vor hundert Jahren kam der Völkerbund ja gerade auf den Weg. Und der erste Weltkrieg war ja auch entstanden, weil niemand mehr das Wollknäuel der nationalen Interessen überblickte.
Aber hat Weber je verlangt, dass die Staaten ihre Interessen aufgeben und jeder quasi "von oben" alle Interessen aller anderen mitdenken soll? Dann wäre Multilateralismus ja eine Versammlung von Maklern.. Glaube ich nicht.
Von diesem losen Faden springt sie dann in die Finanzkrise, die sie immer noch "für nicht ausgestanden" hält - hört, hört: wann hat sie das im Bundestag gesagt??
Dann sieht Merkel es negativ, dass Deutschland immer noch ein Industrieland sei. Springt von da zu den "Fahrzeugdaten", die sie nicht bei den "großen Plattformen" sehen will, sondern "bei denen, denen sie gehören, den Autoherstellern". Äh, weiß sie nicht, dass auch dies gerade ein Gegenstand von Verhandlungen ist? Und weder stellt sie hier selbst einen Zusammenhang zu Max Weber her, noch folgt sie ihrer eigenen soeben vorgetragenen Position.
Und weiter geht's in Merkels Welt: Unsere "gesättigte Verwaltung" mache Deutschland innovationsmüde. Aber sie wisse: "Was der Staat mit seinen Bürgern macht ist noch nicht so digitalisiert, denn Deutschland ist hier kein Frontrunner."
Als jemand zurückfragt, warum Deutschland eine solch marode Infrastruktur habe, verweist sie auf den mitgereisten Infrastrukturminister Scheuer.. So ist sie.
Dann folgt eine Aneinanderreihung aktueller Buzzwords, die suggerieren sollen, dass Merkel überall dabei ist. Es läuft auf eine Replik gegen Trump hinaus, allerdings ohne ihn zu nennen. Am Ende will sie nur sagen: Es ist schlecht, wenn ein Land seine eigene Interessen wahrnimmt (wie Trump es tut). Und genau da verrät sie ihren Amtseid.
