Es gibt Länder, in denen so rückständige und menschenfeindliche Bedienungen herrschen, dass die „internationale Gemeinschaft“ dort Krieg führen muss, um die Menschen dort mit den Segnungen der modernen Gesellschaft zu beglücken. Afghanistan, Irak oder auch Libyen zum Beispiel gehören zu den Ländern, in denen die Menschenrechte mit Panzern und Bomben durchgesetzt werden sollen.
Und dann gibt es nicht weniger rückständige Länder mit autokratischen Regimes, denen man hochmodernes Kriegsgerät verkauft, anstatt es dort einzusetzen. Nun ist es trivial festzustellen, dass, wenn zwei das Gleiche tun, es nicht dasselbe ist. Die reichen Saudis können sich halt zweihundert nagelneue Leopard-Panzer leisten und gelten als zuverlässige Bündnispartner der USA. Wenn deutsche Waffen in Libyen auftauchen, ist das dagegen peinlich – als ob das Geld von Gaddafi noch schmutziger sei als das von König Abdullah. Ein gutes Geschäft ist also doch nicht immer ein gutes Geschäft. Die moralischen Gesetze des Westens sind sehr kompliziert – ich kapiere sie jedenfalls nicht.
König Abdullah von Saudi-Arabien gilt immerhin als guter König, im Gegensatz zu seinen weniger adligen Kollegen wie Ben-Ali in Tunesien, Mubarak in Ägypten oder Gaddafi in Libyen. Er hat jetzt sogar eine Autofahrerin begnadigt!
Schajma Dschastania wurde zu zehn Peitschenhieben verurteilt, weil sie ohne Erlaubnis der Regierung wiederholt Auto gefahren ist. In Saudi Arabien dürfen Frauen nicht wählen (wobei der gute König auch daran etwas zu ändern versprochen hat) und auch nicht ans Steuer eines Autos. Das wird immerhin nicht religiös begründet, im Koran kann ja auch noch nichts gegen autofahrende Frauen stehen, weil es diese zu Mohammeds Zeiten nicht gab. Nein, die Tradition will das so. Und die saudischen Männer sind sehr traditionell. Kein Grund, da gleich die Menschenrechtskeule zu schwingen.
Aber nun geht die gute Nachricht groß durch die Medien: Nach massiven Protesten aus dem Ausland wird diese archaische Strafe nun doch nicht vollzogen. Auch die saudischen Frauen haben im wahrsten Sinne des Wortes mobil gemacht: Immer mehr Frauen setzen trotz drohender Strafen sich selbst ans Steuer. Ich bin gespannt, wann die erste einen der neuen Leos kapert. Ob die Bundesregierung damit dann in ein moralisches Dilemma gerät?