Globale Konkurrenz und blutige Handys

So kanns gehen: Vor drei Jahren ging ein Sturm der Empörung durch das Ruhrgebiet, ja durch ganz Deutschland, als der Handy-Riese Nokia beschloss, sein gut laufendes Werk in Bochum platt zu machen und nach Rumänien weiter zu ziehen. Jetzt ist das Werk im rumänischen Cluj dran: Nokia macht auch dort den Laden zu.

Nokia war wenige Jahre zuvor mit großzügigen Subventionen ins Land worden, denn der deutsche Staat wollte mit der Ansiedlung des finnischen Herstellers hochwertige Arbeitsplätze schaffen. Denn Arbeitsplätze lässt sich unsere Gesellschaft richtig was kosten – auch wenn am Ende die Besitzer der Produktionsstätten und ihre Manager die Kohle in die Tasche stecken.

Die Nokianer in Bochum wurden auch recht gut bezahlt – deshalb entschieden die hochbezahlten Nokia-Manager nach dem Auslaufen der Förderung auch, das Werk in billigere Gefilde zu verlegen und weiter Subventionen abzugreifen. Der Rumänische Staat und die EU förderten die Ansiedlung von Nokia im rumänischen Cluj. Na klar, das kennen wir schon, auch wenn es schon in Deutschland nicht aufgegangen ist: Rumänien will jetzt seine Zuschüsse zurück.

Für Nokia selbst ist die kühl kalkulierte Rechnung aber nicht aufgegangen. Nicht nur, weil die Deutschen, verärgert über die Werksschließung in Bochum, reihenweise ihre Nokia-Handys in die Tonne geworfen haben. Nokia hat die Konkurrenz gerade im lukrativen Smartphone-Segment total unterschätzt. Auf der einen Seite räumte Apple mit seinem iPhone ab, auf der anderen Seite brachten flexiblere Hersteller, die in Europa zuvor eher unbekannt waren, günstigere Smartphones mit dem neuen Betriebssystem Android heraus. Nokia mit seinem veralteten Symbian-System hatte das Nachsehen und verlor massiv Marktanteile. Die Partnerschaft mit Microsoft, um neue Smartphones für das Microsoft-System Windows Phone zu entwickeln, hat schon etwas Verzweifeltes: Der große Verlierer im Handybereich (ja, Nokia ist noch immer der größte Handy-Hersteller der Welt, aber die anderen holen immer schneller auf) tut sich mit dem großen Verlierer bei den mobilen Betriebssystemen zusammen. Denn der Marktanteil von Smartphones mit einem Microsoft- Betriebssystem ist im vergangen Jahr von wenigen Prozenten auf noch weniger geschrumpft, Microsoft ist in diesem Markt derzeit ungefähr so erfolgreich wie die FDP bei der Berliner Wahl.

Außerdem wollten auch die Rumänen nicht zu den Billiglöhnen arbeiten, die Nokia sich ausgerechnet hat. Denn wenn die Leute erst einmal entsprechend geschult und qualifiziert waren, konnten sie problemlos wo anders eine besser bezahlte Stelle finden. Gerade junge Rumänen sind bereit, ihr Land zu verlassen, wenn sich wo anders bessere Perspektiven bieten. Warum sollten sie zu Hause für wenige hundert Euro arbeiten, wenn sie wo anders im gleichen Job ein paar Tausender pro Monat verdienen können? Die Region Cluj ist leergefegt, der dort herrschende Mangel an qualifizierten Fachkräften führt dazu, dass dort inzwischen Löhne gezahlt werden, die weit über dem Landesdurchschnitt liegen.

Ich habe ja nun wirklich nicht viel für den Kapitalismus übrig, aber nicht nur die Arbeitskräfte konkurrieren miteinander, sondern auch die Unternehmen. Das vergessen diese gern, sie glauben, dass sie weltweit die Bedingungen diktieren können. Manchmal klappt das aber nicht: Wenn es an Fachkraft mangelt, dann wird diese teurer. Auch die deutschen Nokianer tippten sich an die Stirn, als Nokia ihnen großzügig anbot, sie könnten ja nach Rumänien mitkommen, um ihren Arbeitsplatz zu behalten – zu rumänischen Bedingungen, versteht sich.

Somit ist Nokias arrogante Optimierungsstrategie zumindest in Europa vorerst gescheitert – die Arbeitsplätze werden nun nach Asien verlagert. Dort gibt es noch viel mehr Menschen, die um schlecht bezahlte Stellen konkurrieren – auch wenn Apple die Erfahrung machen musste, dass die Leute in den Zulieferfabriken irgendwann reihenweise aus dem Fenster springen, wenn man ihnen dauerhaft zu viel Arbeit für zu wenig Geld abpresst.

Wobei es in diesem keine massenweisen iPhone-Wegwerfaktionen gab oder sonstige Solidaritätsbekundungen gab. Asien ist weit weg und allzu viele möchte gern ein solches Hightechgerät besitzen, und möglichst wenig dafür bezahlen müssen. (Ich schließe mich da keineswegs aus.) Aber eins sollte man nicht vergessen: An jedem Handy klebt Blut. Egal, zu welchen Bedingungen es wo gefertigt wurde. Das Verhängnis beginnt schon mit dem Krieg um die für Hightech-Geräte nötigen Rohstoffe.



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