Melancholia

Bundesstart: 6. Oktober 2011
Über Lars von Trier muss man an dieser Stelle gar nicht mehr viel sagen. Oft gelobt und noch öfter diskutiert, hat er sich in der Filmwelt einen festen Platz als ambitionierter Künstler geschaffen. Seine Filme heben sich stets von allem anderen ab und lassen sich schwer in eine bestimmte Genre-Schublade stecken. Es gibt viele Fans, die seine Arbeiten abgöttisch lieben und es gibt mindestens genau so viele Menschen, die oft nichts damit anfangen können. Ich zähle mich eher zu Letzreren. Anstatt mich darüber aufzuregen, erkenne ich von Triers Werk als abstrackte Kunst an, die das Medium Film nicht nur auf unkonventionelle Weise nutzt, sondern es jedes Mal aufs neue zu revolutionieren versucht. Genug der Wortklaubereien und Zeit für Klartext: Hier kommt „Melancholia“
Justin ist frisch verheiratet und ist mit ihrem Bräutigam auf dem Weg zur Hochzeitsfeier. Diese findet im nagelneu errichtetem Familienanwesen ihres Schwagers John statt. Die ganze Familie ist versammelt. Die Stimmung ist gedrückt, denn das Brautpaar hat sich verspätet und es gilt ein langes Programm zu bestehen. Während des Essens, des Tanzes und des Anschneidens der Hochzeitstorte werden viele Reden geschwungen und schnell wird klar, dass die Familie tief gespalten ist und Justin zum Dreh- und Angelpunkt des familiären Glücks geworden ist. Sie sieht sich also enormen Druck ausgesetzt und ist sich sicher, diesem nicht standhalten zu können. Ihre Schwester Claire sorgt sich derweil um etwas völlig anderes. Aus den Tiefen des Weltalls kommt der Planet Melancholia auf die Erde zu gerast. Auch, wenn die Wissenschaftler allesamt versichern, der Planet würde die Erde nur knapp passieren und das Ereignis als spektakuläres Naturschauspiel feiern, verbreitet die Ankunft des Planeten eine gedrückte Stimmung und man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die gesamte Hochzeit unter keinem guten Stern steht.
Die beiden Storyteile sind sehr simpel und mit lediglich sehr groben Elementen miteinander verbunden. Trotzdem hängt alles zusammen und ist mit schlichten, aber wirkungsvollen Bildern untermalt. Die Einführung des Films ist in hochauflösender Suprazeitlupe gedreht und bildet den visuellen Höhepunkt des gesamten Films. Hier tobt sich von Trier richtig aus, nur um dann die eigentliche Geschichte in einem sehr harten Dogma-Stil zu erzählen. Durch den reduzierten Stil haben allerdings die Schauspieler alle Möglichkeiten, sich zu entfalten und sie liefern allesamt eine sehr intensive Darstellung ab. Sie wirken in diesem Film ganz natürlich. Man bekommt den Eindruck, ganz normale Menschen zu beobachten und keine Schauspieler, die so tun, als wären sie ganz normale Menschen. Das hätte ich Kirsten Dunst zum Beispiel nicht zugetraut. Doch besonders sie wächst enorm über sich hinaus und vermittelt eine tiefgespaltene Person, die im Verlauf des Films unglaublich viele Facetten des menschlichen Verhaltens zeigt. Trotz des abstrakten Stils des Films, wird die Geschichte auf sehr klare Weise erzählt. Die Story ist sowieso das Wichtigste und gewinnt immer mehr an Intensität und man ist förmlich zum Zerreißen angespannt. Das ist eine Eigenschaft, die fast alle von Trier-Filme teilen. Ob der Mann jetzt Künstler, oder Visionär ist, er weiß, wie man Geschichten erzählt. Das führt mich zu der Vermutung, dass er durch seinen unkonventionellen Stil bewusst provoziert. Andere Regisseure seines Formats haben diesen radikalen Kunststil nämlich wesentlich konsequenter durchgezogen.
„Melancholia“ ist anders. Anders, als andere Filme und anders, als „Antichrist“, der schockierende von Trier-Vorgänger. Doch auch hier verarbeitet der Künstler tief verwurzelte Depressionen, die durch die unglaublichen Dimensionen des Filmes sogar noch intensiver rüber kommen, als bei all seinen Filmen davor. Unabhängig davon, ob man alles versteht, oder ob man von Triers Auffassung über das Leben und der Menschheit teilen kann, „Melancholia“ ist beeindruckend. Auf gewisse Art der Höhepunkt von Triers Schaffen. Doch auch hier gilt die Regel des schwer Einzuordnenden. Superlative funktionieren hier nicht, denn der Film lässt sich mit nichts vergleichen.
Melancholia (DK, S, GB, 2011): R.: Lars von Trier; D.: Kirsten Dunst, Charlotte Gainsbourg, Kiefer Sutherland, John Hurt, u.a.; Offizielle Homepage
In Weimar: lichthaus
Der Filmblog zum Hören: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr auf Radio Lotte Weimar.

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