Meinung am Sonntag | Vibrierende Luft

Am Ende des Eintrags gibt es eine kleine Mitmach-Aktion!

Wenn es eine Sache gibt, welche ich als die größte Errungenschaft der Menschheit betrachte, dann ist es die Musik. Musik, abgeleitet vom griechischen mousikē (μουσική), hat die Macht, die Welt zu verbessern, Menschen zu vereinen und Glück zu säen. Sie kann aber auch das genaue Gegenteil bewirken, wenn sie soll.

Das Wort “music” bringt bei Google mehr als 1,7 Milliarden(!) Ergebnisse hervor. Das deutsche “Musik” immerhin über 600 Millionen. Daran lässt sich erahnen, welchen Stellenwert Musik im Leben der Menschen hat. Ob bewusst oder unbewusst, irgendwie ist immer irgendwo um uns herum Musik: Im Autoradio unterwegs, in der Werbung, beim Einkaufen, auf dem MP3-Player, Musik in Film und Fernsehen, im Fahrstuhl, das leise Radio im Büro, die Straßenmusiker an der Ecke und wo sonst noch überall. Man kann ihr quasi gar nicht entkommen. Von den allermeisten Menschen gemocht, von einigen eher als Nebensache betrachtet, ist sie so etwas wie eine universelle Sprache der Menschen, die jeder versteht, auch wenn sie sich in unzähligen Dialekten (Genre) bis in die Unkenntlichkeit hinein verzweigen und ausformulieren lässt. Für jeden erdenklichen Geschmack ist im großen Musik-Blumenstrauß etwas dabei, auch wenn sich ein großer Teil der Menschen besonders für den sogenannten Mainstream interessiert, also Popmusik. Sie ist – obgleich die Grenzen verschwimmen – ein Sammelbegriff der populären Genre, wie etwa Hip Hop, Elektronischer Stile wie Dance oder House sowie Pop-Rock und der “klassische” moderne Pop, für den wohl Boygroups oder Britney Spears die Musterbeispiele sind. Sicher, über die Jahrzehnte variiert der Geschmack…

…aber das Rezept bleibt gleich: Es muss einfach eine packende Melodie sein (für die meisten Superhits reichen 4 Akkorde) gespickt mit nicht zu anspruchsvollem Text und sympathischen Interpreten. Für viele reicht das, und das ist auch okay. Doch dann gibt es die Menschen, die abseits vom Mainstream nach “ihrer” Musik suchen und in Ambient, Metal, Bebop, Punk, Rap, Dubstep, Jazz, Rock’n’Roll, Drum’n’Bass, Gothic, Crossover, Hardstyle, Acid, Trip Hop und den unendlich vielen anderen Genre fündig. Viele Menschen definieren sich und ihre Lebensweise über “ihre” Musik. Leider tendieren sie oft dazu, sich dabei gleichzeitig von anderen abzugrenzen und den (musikalischen) Geschmack der anderen nicht einfach zu akzeptieren, sondern als schlecht abzutun. Ein bedauerlicher Beweis (und mein Lieblings-Beispiel) dafür ist immer wieder die Kommentar-Sektion unter YouTube-Videos, in der sich Menschen anonym bis aufs äußerste beleidigen und bedrohen, nur weil sie diese Musikrichtung besser finden als jene. Ich nenne das deswegen auch gerne “den Abgrund des Internets”, wohlwissend, dass der wahre Bodensatz des Internets immer noch abseits im “Darknet” lauert, weniger auf YouTube.

Wie dem auch sei. Ich gehöre zu den Menschen, die die Frage “Was hörst Du so für Musik?” überhaupt nicht ausstehen können. Nicht weil es eine dämliche Frage wäre, sondern weil sie sich so unendlich schwer beantworten lässt. Es gibt weniger Musikrichtungen, die ich nicht mag, als solche, mit denen ich etwas anfangen kann. Bei den meisten Menschen ist es anders herum. Fragt man mich also die o.g. Frage, so antworte ich meistens: “Irgendwie total viel Verschiedenes, aber vor allem [hier beliebige Genre einsetzen].” In jedem Fall möchte ich es vermeiden, “Ich höre alles” zu sagen, denn das ist die wohl denkbar blödeste Antwort, die nur Menschen ernst meinen können, denen Musik eigentlich völlig egal ist. Soll es ja auch geben.

Musik hat mich schon sehr früh mit-sozialisiert und mir durch so manche Lebenssituation geholfen. Um Thees Uhlmann (Tomte) zu zitieren: “Ich habe mehr durch Musik gelernt, als durch Bibliotheken“. Ganz so drastisch war es natürlich nicht, aber Musik lehrt, was Bücher nicht können: Emotionale Intelligenz. Sie drückt Dinge aus, die Worte nicht beschreiben können. Die Musik, bei der wir weinen, weil sie uns im Innersten unsere Seele berührt. Oder die Musik, bei der wir mitgerissen die Faust im Rhythmus auf die Oberschenkel schlagen (so hatte es mal der gute Sven beschrieben). Die Musik, die beides kann: Uns beim Durchhalten unterstützen oder uns fertig machen. Die Musik, die das Unterwegs-Sein in einen Spielfilm oder ein Musikvideo verwandeln kann. Die Musik, mit der wir so viele Erinnerungen verbinden, gute wie schlechte.

Ich habe noch nicht viele Menschen getroffen, denen es ebenso geht, wie mir. Die ebenfalls einfach non-stop (das meine ich wörtlich) Musik aus nahezu allen möglichen Richtungen hören, immer auf der Suche nach Neuem sind (Stichwort Jäger und Sammler) und anderen ihren Musikgeschmack so verflixt schwer erklären können. Die sich tagelang einschließen und einfach nur Musik hören könnten. Deren Smalltalk-Thema Nummer eins nicht Fußball oder das Wetter, sondern eben Musik ist. Ich habe keinen Hund, ich habe einen iPod, der mich stets überall hin begleitet. Meistens, weil es einfach angenehm ist, unterwegs die Lieblingsmusik hören zu können. Aber manchmal auch, weil die Geräusche der Stadt und ihrer Menschen einfach unerträglich sein können.

Ein Mitglied von Deichkind hat mal gesagt: “Musik ist vibrierende Luft.” Viel treffender kann man es wohl kaum formulieren. Seit Jahrtausenden wird Musik stets weiterentwickelt. Immer wenn man denkt, es gebe schon alles, wird doch irgendwo noch ein neues Genre erfunden, auch, wenn es oft nur eine abgewandelte Form von etwas Bestehendem ist. Ich wüsste zu gerne, wie die Musik-Landschaft in 100 oder 1.000 Jahren aussieht, aber dafür müsste ich erst eine Zeitmaschine erfinden.

Ich möchte die Gelegenheit nutze, einfach mal zu fragen: Was ist aktuell Eure Lieblings-Band oder Euer Lieblings-Song? Mich interessiert brennend, was ihr mögt.

Zu diesem Zweck habe ich eine Idee geklaut und eine offene Spotify-Playlist angelegt, in die Ihr Eure aktuellen Ohrwürmer speichern könnt. Egal was, egal welche Genre und Interpreten, egal wie peinlich der Song sein mag, ich will alles wissen!
Wer Spotify nicht nutzt darf alternativ gerne die Kommentarfunktion nutzen! Ich freue mich über Euer Feedback.


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