Nun hat sie also begonnen: Die groß angekündigte Internationalisierung von NTT DATA EMEA. Um den Kultur-, Informations- und Know-how-Austausch zwischen verschiedenen Ländern und Regionen zu fördern, habe ich mich zu unseren indischen Kollegen nach Bangalore gewagt und aufregende und interessante Wochen dort verbracht.
Meine Mission bestand hauptsächlich darin, mich mit dem Business Analysis Team auszutauschen. Dieses Team wird in Offshoring Projekten bei amerikanischen Kunden eingesetzt und gehört zu der ehemaligen Firma Keane – die jetzt auch NTT DATA heißt. Da diese Gruppe branchenunabhängig ist, kann jeder im Team als Business Analyst theoretisch in jedem Bereich eingesetzt werden.
Während meines Aufenthalts habe ich die Ausbildung zum Business Analysten durchlaufen, so wie jeder neue „Rekrut“ dieser Abteilung. Diese Schulung bestand aus täglichem Videounterricht, Bearbeitung von Case Studies und persönlichem Coaching. Auch an Fortbildungen, die den indischen Kollegen angeboten werden, durfte ich teilnehmen. So wohnte ich beispielsweise einer Schulung eines amerikanischen Vertrieblers bei, die seine Sicht und Anforderungen bei Angebotserstellungen darstellte.
Besonders leicht fiel mir die Eingewöhnung im indischen Office, da das Team und auch die Firma im Allgemeinen mit seinem ca. 30-jährigen Durchschnittsalter sehr jung aufgestellt ist. Alle Teammitglieder sind sehr gut ausgebildet und interessieren sich nicht nur für lokale Themen, sondern u.a. auch für europäische Politik, Wirtschaft und Sport und kennen sich sehr gut damit aus. Aus diesem Grund war es auch einfach, mit den Kollegen ins Gespräch zu kommen und sich gegenseitig kennenzulernen. Über den Volkssport Cricket konnte ich leider nicht mitreden, dafür waren die Kollegen gut genug über die deutsche Bundesliga und über die Champions League informiert. Auch über berufliche Themen haben wir uns ausgetauscht. Durch die Verschmelzung verschiedener Firmen zu einer machen sich die indischen Kollegen Hoffnungen, in Projekten in Europa, insbesondere in Deutschland, eingesetzt zu werden. Damit sind die Erwartungen wohl auf beiden Seiten sehr hoch, dass sich Synergien und somit neue Projektmöglichkeiten ergeben.
Trotz des jungen Durchschnittsalters liefen erstaunlich viele mit roten Dienstmarken (ein Zeichen für eine Firmenzugehörigkeit größer fünf Jahre) herum, was auch eine hohe Identifikation mit dem Unternehmen ausdrückt. Desweiteren fand ich es sehr angenehm, dass jeden Morgen und Nachmittag ein Kaffee-Dienst an jeden Platz kam und einem sein Lieblingsheißgetränk brachte. Am ersten Tag wurde ich gefragt, wie ich meinen Tee oder Kaffee trinke und so wurde er mir dann auch die restliche Zeit gebracht. Was für ein Service! Das sollten wir unbedingt auch auf die Wunsch-Liste für den neuen Standort in München nehmen…
Abgesehen von meinen beruflichen habe ich auch allerhand private Erfahrungen machen können. Meine erste Erkenntnis bestand darin, dass mein Magen sich erst an das indische Essen gewöhnen musste. Und von diesem gibt es sehr viel in Indien… Zu Mittag wird hauptsächlich Curry, Rooti und Biryani gegessen. Die kulinarische Abwechslung, die ich hier aus Kantinen und Restaurants gewöhnt bin, gibt es dort leider nicht. Darüber hinaus ist ein Großteil der Restaurants vegetarisch, was für mich als Fleischliebhaber eine größere Umgewöhnung bedeutete.
Auch der Verkehr hat mich regelmäßig zur Verzweiflung getrieben. Von 8-22 Uhr sind die Straßen prinzipiell verstopft, was zur Folge hat, dass ein kleiner Shoppingausflug, der fünf Kilometer entfernt ist, eine einstündige Fahrt in jede Richtung bedeutet. Auf der anderen Seite hat mich die Angewohnheit, als Fußgänger prinzipiell auf der Straße zu laufen, begeistert. Die Gehsteige sind von schlafenden Hunden und Kühen, die aus den Müllhäufen fressen, besiedelt, weshalb sich die Fußgänger mutig auf die Straße begeben und diese entlang wandern.
Wie die meisten Europäer war auch ich zunächst von der Angewohnheit der Inder, bei Gesprächen mit dem Kopf zu wackeln, verwirrt. Ich bin dann zu dem Schluss gekommen, dass es sich hierbei nicht immer um eine Zustimmung handelt und erst recht nicht um eine Verneinung, sondern meist um eine Bestätigung, dass das Gesagte verstanden worden ist.
Zum Reisen blieben die Wochenenden. An einem hat es mich in das Yoga-Mekka nach Mysore verschlagen. Ein weiteres Wochenende verbrachte ich an den bekannten Stränden von Goa. Delhi und der Taj Mahal durften natürlich auch nicht fehlen. Leider reichte die Zeit nicht, um noch etwas von dem Süden, den Bergregionen oder von Mumbai zu sehen. Dafür wird wohl einer der nächsten Urlaube verwendet werden…
Ich wünsche uns noch eine gute Zusammenarbeit mit unseren Kollegen in Indien und dass es noch zu einem regen Austausch kommt, damit noch mehrere deutsche NTT DATA-Kollegen die Möglichkeit haben, dieses faszinierende Land auch aus der beruflichen Brille kennenzulernen.