Nachdem der beste Psychiater der Welt mich für 10 Tage wegen anrollender Depression („Lieber jetzt 10 Tage als in ein paar Monaten für ein halbes Jahr!“) krank geschrieben hat, hat mir mein Körper einen offensichtlichen (zusätzlichen) Grund für die relativ lange Krankschreibung geliefert: Die Nasennebenhöhlen stimmen in den Chor der Arbeitsüberlastung ein. Ich trabe also an Tag 9 zur Hausärztin und versuche, Tipps zu bekommen, nachdem ich die Krankschreibungssachlage auf der Theke ausgebreitet habe:
„Anrollende Depression? Ich schreibe Sie krank.“
„Ich bin schon krankgeschrieben! Ich bin wegen der Nasennebenhöhlen hier!“ Ich klinge bilderbuchmäßig nasal.
„Kein Problem, ich schreibe Sie auch krank.“
„Nasennebenhöhlen“, ächze ich mich durch den Husten, der seit Tag 5 der Krankschreibung den Nasennebenhöhlen Gesellschaft leistet.
„Bis Donnerstag. Und am Montag kommen Sie nüchtern. Blut-Check und EKG.“
„WAS??“ Mich beschleicht der leise Verdacht, dass die Hausärztin damit überfordert ist, ihre Post aufzureissen – RATSCH! – sie zu überfliegen und wegzuwerfen, während sie mich anamnesiert.
„Wir messen die Schilddrüsenwerte. Und dann bekommen Sie ein EKG. Keine Sorge, Frau Solanum.“ RATSCH! Lesen. Papierkorb.
„Und die Nasennebenhöhlen?“, näsel ich, „mein Kopf fühlt sich an wie eine explodierende Supernova!“
„Jaja, ihr Blutdruck ist mir zu hoch, aber nur ein bisschen, aber ich gebe Ihnen Blutdrucktabletten.“ RATSCH! „Das bringt Sie wieder runter.“ Lesen. „Keine Soooorge. Ich kenne das.“ Wurf in den Papierkorb.
Verzweifelt deuten beide Zeigefinger auf die Schläfen: „KOPFSCHMERZ!“ Letzter Versuch.
„Inhalieren Sie.“ RATSCH! „Gute Besserung!“
Mit Blutdrucktabletten-Rezept und Krankschreibung verlasse ich die Praxis. RATSCH! Aber es scheint zu helfen. Mein Körper entspannt sich bei der Aussicht, sich noch einige Tage erholen zu dürfen. Und vielleicht ist es ganz gut, sich komplett auszukurieren. Jedenfalls fühle ich mich endlich wieder ein bisschen gesund. In Seele und Nase.
