Nun ist sie abgeschlossen, meine erste Weltmeisterschaft, die WBHC 2015!
WBHC-LogoUnd ich bin froh und etwas traurig zugleich. Mit einem einzigen besseren Schuss hätte ich Bronze, mit einem weiteren hätte ich Silber erreichen können. Gold war dieses mal zu weit entfernt. Am Ende ein guter, aber unglücklicher 6. Platz. Und trotzdem ist es ein schönes Erlebnis, in der Weltspitze im 3D- Bogensport der Herren Recurve (Freestyle Limited) mitgehalten zu haben. – Nun aber von vorne …
Ergebnisse AMFSRAnreise
Frank, Manfred und ich sind gut in Gödöllö angekommen. – Ich hole Frank in Hannover ab. Nach einem leckeren Abendessen bei Manfred im Südharz fahren wir die 1000 km ab Duderstadt in einem Stück durch. Unterwegs legen wir die nötigen Päuschen ein, tauschen die die Fahrer und kaufen Vignietten für Tschechien, die Slowakei und für Ungarn. In Tschechien nehmen wir einmal die falsche Abzweigung, aber der Navi leitet uns sicher durch die nächtlichen Straßen.
Um 8 Uhr am Sonntagmorgen sind wir dann auf dem Campus der Universität in Gödöllö und finden das “SZIE Kollegium” (Studentenwohnheim) recht schnell. Wir können sofort unsere Zimmer bekommen. Aufgrund der frühen Buchung haben wir es richtig gut erwischt, denn die Zimmer sind mitten drin im Geschehen: im Haus gleich die Anmeldung und Gerätekontrolle, 150 m weiter der Einschießplatz und vorm Haus die Campusbewirtung. Das Auto kann sieben Tage stehen bleiben.
Zuerst gönnen wir uns ein paar Stunden Ruhe und Erfrischung, dann essen wir etwas, durchlaufen die Registrierung und Bogenabnahme und lassen dann ein dann ein paar Pfeile auf den Einschießplatz fliegen.
Ruhetag und Eröffnungsfeier
Am Montag beginnen wir nach dem Frühstück mit dem letzten Einschießen. Ich versuche, meine Abstimmung dahingehend zu optimieren, dass ich ohne horizontale Visiereinstellung hin komme. Das war mir nach dem Sehnenwechsel auf dem Platz in Hagenburg nicht gelungen und will auch hier nicht perfekt klappen.
Am Nachmittag finden dann das Sammeln (Gathering) im Stadtpark von Gödöllö statt und es folgt der Umzug in die Stadt auf den Hauptplatz der kleinen Stadt.
Gathering der AAENach den üblichen Reden und einer fröhlichen Eröffnung suchen wir uns in der Nähe des Campus ein italienisch-ungarisches Restaurant. Dieses gefällt uns dann so gut, dass wir die weiteren Abende hier verbringen werden.
Der erste Wettkampftag
Um 5.30 Uhr klingelt der Wecker. Duschen usw. und dann um 6.00 Uhr zum Frühstück. Um 7.00 Uhr fertig machen und dann auf den Einschießplatz, der schon übervoll ist. Es reicht, um ein paar Pfeile fliegen zu lassen.
Um 8.00 Uhr dann die Ansprache des IFAA-Vizepräsidenten, ein kurzes Totengedenken und dann das Warten auf die Abholung durch die Busse. Wir sitzen ca. eine Stunde, bis wir zur Haltestelle ausmarschieren dürfen. Nun beginnt das Gedränge im Bus, dass wir insgesamt acht Mal durchleiden müssen.
Wir fahren etwa drei Kilometer weit zum botanischen Garten der Stadt oder Universität, wo wir eingewiesen und ins Gelände geleitet werden. Weiter hinten geht der Garten in eine Parklandschaft und Waldschonung über. Es ist sehr warm, etwas schwül, aber wir schießen im gelben Parcours überwiegend im durch Bäume und Sträucher beschatteten flachen Gelände.
Für mich läuft es recht gut, nur bringe ich beim ersten Gruppe-3-Ziel, das nahe am Maximum steht, im Kopf die Maximalentfernungen von DBSV (30 m) und IFAA (35 yard) durcheinander. So treffe ich das kleine sitzende Reh erst beim dritten Schuss und verliere wichtige Punkte. Mit 524 Punkten bin ich am Schluss des Tages auf Platz 9 mit drei punktgleichen Schützen.
Scorecard Unmarked Animal Round 1Leider bleibt mir eine höhere Punktzahl versagt. Ich habe an diesem Tag zu viele Recht-Links-Abweichungen.
Der zweite Wettkampftag
Dieser Tag hat das schönsten Wetter. Es ist noch nicht so heiß wie an den Folgetagen. Morgens korrigiere ich die R-L-Probleme nicht mit dem Button, sondern mit der Visiereinstellung. Es wird besser. Der Parcours ist am anderen Ende des Botanischen Gartens und geht in eine leicht hügelige Waldlandschaft über. Vom Wetter und Gelände her wird es der angenehmste Tag der Weltmeisterschaft.
Treffer IbexIch gewinne die Gruppe gegen den Vortages-Führenden mit 534 Punkten und kämpfe mich damit weiter an die Spitze auf Platz 7 heran. – Leider leiste ich mir zwei zweite Pfeile auf weite Ziele; hier habe ich die gelben Pflöcke der Cups (Schüler) nicht richtig interpretiert. Hätte nicht sein müssen.
Scorecard Unmarked Animal Round 2Der dritte Wettkampftag
Nun wird es Ernst. Die Standard Round ist die Zweipfeil-Hunterrunde. Auch wird das Gelände schwieriger und die Luft wird heißer und schwüler an diesem Tag. Wir werden weit nach außerhalb in ein hügeliges Naturschutzgebiet gefahren.
Heute habe ich einen Lauf. Fast nur gute bis perfekte Schüsse. Ich gewinne meine Gruppe mit großem Abstand.
Scorecard Standard RoundAm Ende des Tages bin ich auf Platz 5 und wechsele zur Finalrunde in die Führungsgruppe. Doch meine Bogenhand macht mir Sorgen. Ich habe schon einen rote Stelle am Druckpunkt. Der Druck mit dem Daumenballen will wegen der feuchten Handfläche nicht gelingen und so konzentriert sich der gesamte Druck an einem sehr hohen Punkt meiner Hand. Noch länger und ich hätte ggf. eine Blase bekommen.
Der vierte Wettkampftag
Am vierten Tag in Folge fühle ich mich immer noch relativ frisch. Doch der Tag wird sehr heiß und die Probleme mit dem Druckpunkt in der Hand kommen schnell wieder. ich schieße gut, aber nicht gut genug, um in Führung zu gehen.
Grosser HirschKurz vor Schluss realisiere ich, dass es mit einer sehr guten Abschlussleistung gelingen könnte, mich auf einen Medaillenrang vorzuschießen. Doch es wird wieder das liegende Reh sein, wo ich das einzige M des Tages schieße. Am Ende habe ich zu wenige Kills und Innenkills, um mich weiter nach vorn absetzen zu können. Bei einigen Schüssen bleibe ich knapp unter dem Kill, vermutlich wegen des hoch gewanderten Druckpunkts in der Bogenhand. – Schade!
Scorecard Hunting RoundAm Ende überholt mich der englische Mitschütze und ich rutsche knapp auf Platz 6 ab. – Nur ein oder zwei Kill mehr und es hätten Bronze oder Silber sein können. Denkbar knapp ist es dann halt eben “nur” Platz 6, mit einem recht großen Abstand zu den Folgeplätzen.
Der Ruhetag, der keiner wird
Am Samstag ist unser Ruhetag. Wir fahren nach einem späten Frühstück mit dem Zug zum Budapester Ostbahnhof. Beim Verlassen des Bahnhofs dann der Schock: Wir stehen plötzlich mitten in der Masse der syrischen Flüchtlinge auf dem Bahnhofsvorplatz. Ungewollt werden wir so Zeugen des schlimmen Flüchtlingselends. Massen an Leuten, die in der prallen Sonne und im Zwischengeschoss zu U-Bahn vor sich hin vegetieren. Dies ist die Situation, die zwei Tage später in der Weltpresse Schlagzeilen machen wird.
Wir können nichts tun und wenden uns tief erschüttert der Sightseeing-Tour zu Fuß durch Budapest zu. Donau, Parlament, über die Brücke nach Pest hoch zum Schloss usw. – Das leider bei gleißender Hitze um 37-38° C.
Vom Schloss über BudapestAm Ende dann wieder zurück zum Bahnhof, noch einmal durch das Flücktlingselend hindurch und dann mit der S-Bahn zurück nach Gödöllö. Es soll mein schwerster “Wettkampftag” werden und ich bin abends erschöpfter als nach den vier vorausgegangenen regulären Wettkampftagen!
Abschlusstag und Abreise
Nach einiger Verwirrung über die Mannschaftswertung erfahren wir am Sonntag leider erst etwas verspätet, dass wir auf Platz 4 gekommen sind. Am Abend zuvor standen wir noch auf Platz 3, doch die Mannschaft des DFBV hatte einen Ausfall und die Ummeldung auf den Ersatzmann musste erst noch angemahnt werden.
So können wir am späten Vormittag losfahren. Nach einer zügigen Fahrt bei Außentemperaturen bis fast an 40° C erreichen wir die Heimat wohlbehalten am späten Abend.