MEIN PERSO

oder: Social-network Bürokratie-Esoterik
Kürzlich, auf Besuch bei Freunden in einem amerikanisch-deutschen Haushalt mit Fernseher im Bad, hämmerte sich folgender Satz aus der TV-Werbung eines großen deutschen Computermagazin in mein Gehirn: "Deutschland liest den neuen Perso" ...Hä? "Perso?" Ein neues Computerprogramm? Neue Hardware? Ein neues Vollwaschmittel? Ein neuer Kleinwagen? Eine Figur aus einer Oper, die ich nicht kenne? Nein, Sie werden überrascht sein, ein "Perso" ist etwas ganz anderes: gemeint ist ein "Personalausweis".
MEIN PERSOWobei ich mir dir Frage vorlegte, warum man einen Personalausweis neuerdings "Perso" nennt?
"Perso" lässt gewissermaßen ein Insiderwissen anklingen, suggeriert Kumpelhaftigkeit (ganz im Stil dieser großen Computermagazins), aber repräsentiert auch eine Abkürzung, die mehr verschleiert als enthüllt oder präzisiert. "Perso" könnte ein Kunstbegriff von Werbestrategen sein (ist es vielleicht?). Der alten Begriff "Personalausweis" klingt hingegen pragmatisch distanziert, amtlich, wohltuend bürokratisch. "Perso" macht auf Kumpel, auf Insiderwissen, auf social-network Bürokratie-Esoterik .
Es bleibt zu hoffen, dass sich hier kein neuer Trend ankündigt und meine polizeiliche Anmeldung nicht nächstes Jahr "Pola" und meine Einkommenssteuererklärung nicht nächstes Jahr "Eiko" heisst. So niedlich sind nämlich all diese bürokratischen Erfordernisse nicht und meine besten Freunde werden es nicht werden.

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