Mein Leben mit Tinnitus

Es war der 17.10.2003, es gab ein lautes Knacken in meinem Ohr und ich wusste, jetzt ist etwas passiert.

Am 17.10.2003 war ich auf einem Christina Aguilera Konzert und war 17 Jahre alt.
Am Tag danach musste ich babysitten und hatte irres Rauschen und Piepen in meinen Ohren. Ich dachte, es lag an der Lautstärke während des Konzerts, das gibt sich wieder. Wie nach einem Discobesuch. Aber es wurde nie wieder anders.

Geblieben ist mir ein Rauschen sowie ein dauerhaftes Piepen.

Tinnitus, Leben mit Tinnitus, Krankheit, Gesundheit

Aber wie kam es dazu?
Um hören zu können, werden die von außen kommenden Schallwellen über den Gehörgang durch das Trommelfell und das Mittelohr zum Innenohr geleitet. Dort werden diese Reize von den Hörsinneszellen verarbeitet, sodass der Hörnerv sie als Signal aufnimmt und an das Hörzentrum im Gehirn weitergeben kann. Danach werden sie „entschlüsselt“ und „verstanden“. Kleinste Störungen im System können diese Verarbeitung manipulieren, sodass das Gehörte z.B. fehlerhaft weitergegeben wird und sich unabhängig von äußeren Reizen im Gehirn festsetzt.

Tinnitus-Geräusche können ganz unterschiedliche Ausprägungen haben sowie eher als laut oder leise empfunden werden. Auch der Auslöser kann ganz unterschiedlich sein. Mal kann es eine „normale“ Mittelohrentzündung sein, ein Knalltrauma, zu laute Musik oder auch Medikamente können einen Tinnitus verursachen.

Wie hast du reagiert?
Ganz ehrlich? Zuerst mal ziemlich hysterisch und panisch! An dem Abend selbst habe ich mir noch nichts dabei gedacht, denn wem piepen die Ohren nach so einem Event nicht? Am Tag danach fing ich an zu googeln, denn bei meiner Freundin piepte es nicht mehr. Ich las Tipps wie „viel frische Luft“, „spazieren gehen um die Durchblütung zu fördern“ und genau das tat ich auch. Ich packte mein Babysitter-Kind in den Wagen und ging 5 (!) Stunden an der frischen Luft spazieren. Ich inhalierte die Luft förmlich, denn ich wollte auf keinen Fall das es so bleibt. Ich musste auch über Nacht babysitten, somit kam ich gar nicht auf die Idee, vielleicht ins Krankenhaus zu fahren um mir Infusionen geben zu lassen. Irgendwann hatte ich mich damit abgefunden, dass es für immer so bleibt und akzeptierte es.

Wie gehst du damit um?
In der ersten Zeit bin ich vor allem nachts fast wahnsinnig geworden. Wenn du im Bett liegst, schlafen möchtest und es rauscht unentwegt, willst du es einfach nur „ausschalten“. Heute, nach über 12 Jahren, kann ich sagen, ich habe es im Griff. In besonders stressigen Situationen oder wenn ich nicht einschlafen kann, höre ich das Piepen weitaus extremer als tagsüber. Ansonsten nehme ich es kaum noch wahr, mein Gehirn blendet es mehr oder weniger aus.

Hast du „Folgeschäden“ durch deinen Tinnitus?
Mal abgesehen von dem dauernden Piepen und Rauschen bin ich extrem Geräuschsempfinlich. Ich kann Dinge hören, die andere Menschen nicht mal wahrnehmen. Lautes Türenknallen, Böller oder auch Discobesuche sind gefährlich für meine Ohren und ich bekomme ohne Schutz richtige Ohrenschmerzen. Meine Discobesuche sind weit aus weniger geworden und wenn ich wirklich mal Feiern gehe, habe ich grundsätzlich Oropax in den Ohren. Ich weiß, der Klang der Musik ist dann lang nicht mehr so schön, aber das nehme ich gerne in Kauf, denn schwerhörig werden möchte ich nicht. Außerdem habe ich häufiger Kopfschmerzen bzw. Migräne als früher. Ich weiß nicht, ob das am Tinnitus liegt, aber ich vermute es.

Was sind deine Tipps für Personen, die ebenfalls das Piepen im Ohr haben?
Ganz klar: Ruhig bleiben!
Hast du das Geräusch ganz frisch, dann düs sofort ins Krankenhaus und lass dir eine Infusion geben. In manchen Fällen, kann man die Störung dadurch beheben oder zumindest vermindern.

Falls nichts mehr zu machen ist: keine Sorge! Es ist am Anfang wirklich unangenehm und ja, auch mit Umstellungen in deinem Alltag verbunden, aber du gewöhnst dich daran. Es ist kein Grund für Depressionen oder gar Suizid-Gedanken! Dein Leben geht weiter und warum willst du es nur wegen diesem Geräusch nicht mehr genießen? Ich kann den ersten Schock wirklich gut nachvollziehen und verstehen, aber irgendwann muss man sich damit abfinden. Schaffst du es nicht, suche dir bitte rechzeitig Hilfe und mache eine Reha. Dort werden dir wirklich wertvolle Tipps für den Umgang gegeben. Schaffe dir eine gute Life-Balance, nimm dir Auszeiten, denn Stress macht deinen Tinnitus lauter und intensiver. Gerne kannst du mir auch eine Mail schreiben, ich bin für alle Fragen offen!

Kennst du jemanden, der einen Tinnitus hat? Oder bist du vielleicht sogar selbst betroffen? Wie würdest du reagieren?

Gerade bei diesem Thema würde ich mich über einen regen Austausch wirklich freuen!


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