Titel: Mein – Wie weit wirst du gehen, um ihn zu behalten?
Autorin: JL Butler
Übersetzerin: Stefanie Kremer
Format: Broschur
Preis: 12,99 €
Seitenzahl: 539 Seiten
Verlag: Rowohlt
ISBN: 978-3-499-29180-7
Bewertung: 4 Sterne
Rezensionsexemplar
Inhalt
Francine Day ist Scheidungsanwältin und mit ihrem neuesten Fall erhofft sie sich die nötige Aufmerksamkeit, um die Karriereleiter emporsteigen zu können. Doch als sie Martin Joy, der sich von seiner Frau Donna scheiden lassen will, kennen lernt, wird alles anders als erwartet. Wider besseren Wissens geht Francine eine Beziehung mit dem millionenschweren Mann ein und gefährdet damit nicht nur ihren aktuellen Fall, sondern auch ihre Karriere. Als Donna Joy schließlich spurlos verschwindet gerät Martin in Verdacht. Francine wird nervös, denn auch sie hat ein Geheimnis: sie ist die Letzte, die Donna Joy lebend gesehen hat.
Wenn ich eine Mail vom Rowohlt Verlag bekomme bin ich immer versucht, das angebotene Rezensionsexemplar anzunehmen. Selten habe ich aus diesem Verlag ein Buch gelesen, das nicht zu mir gepasst hat. Der Klappentext zu „Mein“ von JL Butler hat mich direkt angesprochen. Solche Romane rufen mir förmlich „Twist“ zu und solche Geschichten habe ich lieben gelernt.
Schon der Prolog hat die besondere Stimmung in dem Buch sehr schön zur Geltung gebracht. Das Buch ist düster, verwirrend und gefährlich. Man wird auf jeder Seite mit neuen Gedanken und Handlungen durcheinander gebracht. Man bekommt nach und nach das Gefühl, dass einem alles entgleitet, dass man nicht mehr weiß wem man eigentlich vertrauen kann und sollte. Der Schein trügt bei allem, was man eigentlich dachte zu wissen und das fand ich absolut grandios. JL Butler schafft es, mich mit ihrem Schreibstil an ihr Buch zu fesseln, denn ich möchte unbedingt wissen, wie es weiter geht. Und das, obwohl mir Francine Day nach einigen Kapiteln alles andere als sympathisch ist.
Francine ist eine zielstrebige und sehr erfolgreiche Anwältin. Sie kümmert sich vor allem um Scheidungen und liebt es, reiche Männer zu vertreten. In solchen Scheidungen springt am meisten Geld für sie als Anwältin heraus und es sind seltener Kinder im Spiel. Zu Beginn wirkt sie gefasst, organisiert und vor allem sehr kontrolliert. Sie scheint zufrieden mit ihrem Leben und glücklich mit ihrem Beruf. Doch als Martin Joy in ihr Leben tritt wird alles anders und Francine tut etwas, das eigentlich nicht zu ihr passt: sie beginnt eine Affäre mit ihrem Mandanten. Ab hier beginnt es abwärts mit ihr zu gehen. Sie wird zunehmend fahrig, durcheinander, fast schon durchgeknallt. Nichts von ihrem Verhalten lässt auf Professionalität hindeuten und obwohl sie kaum etwas von Martin weiß, verzehrt sie sich regelrecht nach ihm. Zu Beginn war ihre Veränderung noch nachvollziehbar für mich, doch irgendwann wurde mir Fran zu anstrengend. Sie hat jegliche Vorsicht über Bord geworfen und sich in meinen Augen komplett falsch verhalten. Natürlich hängt das auch ein wenig mit ihrer Persönlichkeit zusammen, die man eben nach und nach näher kennen lernt, doch das hat sie nur unsympathischer wirken lassen. Ich bin einfach nicht mit ihr warm geworden. Ich habe weder die Anziehungskraft zwischen ihr und Martin nachvollziehen können, noch ihr Verhalten im Bezug auf ihn. Sie hat sich teilweise wie ein Teenager aufgeführt, aber nicht wie eine Frau, die Ende 30 sein soll und eigentlich fest im Leben steht.
Auch Martin Joy war mir überhaupt nicht sympathisch. Über ihn erfährt man im Buch nach und nach einige Details, die für viel Verwirrung sorgen. Auch das war sicherlich von der Autorin beabsichtigt und hat ihre Wirkung keinesfalls verfehlt. Aber dieser reiche Mann, der praktisch jede Frau haben könnte, die er nur möchte, nimmt sich ausgerechnet seine Scheidungsanwältin. Als nach kurzer Zeit von Liebe die Rede war, habe ich der Beziehung kaum mehr Glauben geschenkt. Es war für mich einfach nicht greifbar, wieso diese beiden Menschen sich ineinander verlieben sollten.
Letztlich spielte die Beziehung zwischen den beiden aber keine so große Rolle, wie es hier gerade den Anschein nimmt. Denn im Vordergrund steht vor allem die Suche nach Donna. Die Ehefrau von Martin Joy ist wunderschön, beliebt, ehrgeizig und einfach nicht aufzuspüren. Niemand hat etwas von ihr gehört oder weiß, wo sie abgeblieben ist. In ihrer Wohnung wird Blut gefunden und natürlich gerät sofort ihr Noch-Ehemann ins Visier der Ermittlungen. Francine möchte natürlich alles tun, um ihren Mandanten und Geliebten aus der Schusslinie zu bekommen und verstrickt sich nach und nach selbst in dem Fall, der sie als Scheidungsanwältin eigentlich gar nichts an geht. Die Wendungen, Irrungen und Verwirrungen der Autorin haben mir wirklich richtig gut gefallen. Sie hat es geschafft mich auf jeder Seite neu überdenken zu lassen, was zuvor passiert ist. Ich hatte immer mal wieder Ideen im Kopf, wie das Ganze ausgehen könnte und ebenso oft habe ich diese Ideen wieder verworfen. Es war ein großes Auf und Ab und die Atmosphäre hat ihr übriges getan. Ich habe mitgedacht, mitgerätselt und konnte das Buch kaum mehr aus der Hand legen. Ich war mittendrin. Und dann kam das Ende.
Das Ende war gut und hat mir gleichzeitig irgendwie doch nicht gefallen. Was ich sagen kann ist, dass mich das Ende zufrieden gestellt hat aber nicht komplett überzeugt. Es war nicht der Knall, den ich mir vorgestellt habe. Nicht dieser große „Wtf“-Moment den ich mir erhofft habe. Die Art und Weise wie das Ende geschrieben wurde war gut, denn es ist eben nicht ganz zu Ende, wie man sich das als Leser manchmal so vorstellt. Das Ende der Geschichte spiegelt ein wenig auch die gesamte Geschichte wider, was ich gut finde. Aber es war in meinen Augen dann doch irgendwie zu „lahm“ und einfach. Als hätte die Autorin auf den letzten Metern entschieden den großen Knall lieber doch weg zu lassen, was ich einfach schade gefunden habe. Es gab eine Überraschung aber die hat mich eben nicht so gepackt, wie es ein anderer Knall vielleicht vermocht hätte.
Fazit
Das Buch hat mir sehr viel Spaß gemacht. Der Schreibstil ist flüssig und sehr gut zu lesen. Die Handlung ist rasant und spannend, man möchte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen und unbedingt herausfinden wie es weiter geht. Auch wenn die Charaktere nicht unbedingt Sympathieträger sind und ihre Handlungsweisen teilweise mehr als fragwürdig, so will man das Ende der Geschichte erfahren. Die Handlung hat eine Sogwirkung auf mich ausgeübt und mich sehr begeistert. Einzig das Ende war für mich ein Manko, über das ich nicht hinwegsehen konnte.