Freitags abends sitze ich manchmal auf meiner Couch und erschrecke plötzlich, weil der Fernseher oder die Musik sehr laut läuft. Mensch, die Kinder schlafen doch! Oder ich horche, wenn es im Flur knackt, weil ich denke, ein Kind kommt aus seinem Zimmer. Dann fällt es mir wieder ein: die Kinder sind ja gar nicht da! Freitag/ Samstag ist im regulären Alltag die einzige Nacht, in der sie nicht bei mir, sondern beim Papa schlafen und ich allein bin. Das ist für mich auch nach fast einem Jahr noch ungewohnt. Herrlich, aber ungewohnt. Immerhin sind sie die restlichen Tage (bis auf Ausnahmen) immer bei mir und ich mache das komplette Abendprogramm allein, bin also jeden Abend "im Dienst". Freitag ist mein (einziger) freier Abend. Freitag ist aber auch das Ende einer anstrengenden Arbeits- und Alleinerziehend-Woche. Und früher war Freitagabend in unserer Familie oft ein Abend der Eskalationen, an dem alle erschöpft und unzufrieden waren und die Anstrengungen der Woche herausließen.
Meine Freitage früher verliefen immer ähnlich: ich habe bis ca. 14:30 Uhr gearbeitet, manchmal länger und bin dann direkt von der S-Bahn in den Supermarkt gegangen, um noch einige frische Dinge für's Wochenende einzukaufen. Den Großeinkauf ließen wir oft liefern. Oder ich habe noch kurz etwas anderes wie z.B. Drogeriemarkt erledigt. Dabei schaute ich immer ganz genau auf die Uhr, denn ich wusste, dass der Mann gegen 15:30 Uhr die Wohnung verlässt, um die Kinder abzuholen. Um die kurze freie Zeit auszunutzen, bis sie nach Hause kommen würden, versuchte ich immer, genau dann oder kurz nachdem einzutreffen, wenn der Mann ging. Früher nach Hause kommen wollte ich nicht, um ihm nicht die letzte halbe Stunde seines einzigen freien Tages zu zerstören. Das habe ich selbst nämlich gehasst, wenn dies umgekehrt der Fall war.
Zuhause habe ich schnell alles verräumt und einsortiert, kurz Dinge erledigt, die noch zu tun waren und mir dann aufgrund massiven Hungers entweder etwas zu essen gemacht bzw. oft auch etwas bestellt oder mitgebracht. Dann bin ich mit meinem Essen auf der Couch versackt und habe im Handy gelesen. Ich war total kaputt und wusste nie, wann die Familie kommen würde. Ich habe dann noch das Abendbrot für die anderen vorbereitet und war nicht ansatzweise ausreichend erholt, als die Kinder kamen. Ich brauche sehr lange zum Regenerieren und möglichst feste vorhersagbare Zeiten. So war ich eigentlich meistens ziemlich unglücklich, wenn der Rest der Familie nach Hause kam, denn die Me-Time hatte mir nicht annähernd gereicht.
Der Mann dagegen holte freitags die Kinder ab und versuchte, sie möglichst lange draußen noch zu ziehen, damit ich zuhause meine Ruhe habe. Im Sommer ist das kein Problem, da kann man auf Spielplätze gehen, Eis essen oder sich im Park austoben. Im langen Winterhalbjahr jedoch wird es schwierig, jede Woche einen Programmpunkt zu finden. Man hält sich dann besonders lange im Cafè auf, geht ins örtliche Einkaufszentrum oder besucht mal Freunde. Manchmal ist er auch mit den Kindern ins nahegelegene Möbelhaus gefahren, einfach, um die 2 Stunden rumzukriegen und mir meine so dringend benötigte Zeit allein zu ermöglichen. Für die Kinder war das sehr anstrengend, denn sie waren erschöpft von der Kita-/ Schulwoche und wollten sicherlich gern nach Hause. Auch der Mann hätte manchmal lieber mit ihnen zuhause gespielt, obwohl das lange Zeit sehr anstrengend war. Es war aber leider absolut nicht möglich, dass er mit den Kindern in einem Zimmer gespielt und sie mich in Ruhe gelassen hätten. Das funktionierte nie. Irgendein Kind kam immer heulend zu mir, oder ich hörte das Geschrei und die Streitereien, und das Abschalten funktionierte überhaupt nicht. Deshalb so lange wie möglich draußen.
Als sie dann so zwischen 17 und 18:30 Uhr nach Hause kamen, was ich selten vorher wusste, überrollte mich meist ein Sturm von Emotionen. Die Kinder waren kaputt, früher hatte der Große immer beim Nachhausekommen geheult, später dann die Kleine. Ihre Erschöpfung, ihre Anspannung, ihr Vermissen brach sich Bahn und entlud sich sehr oft an mir. Oft gab es Wutstürme, intensive, lang anhaltende. Ich habe einen freitäglichen Wutsturm der Kleinen und seine Gründe mal in diesem Text beschrieben. Neben dem Auffangen der Emotionen der Kinder war ich auch mit meiner eigenen Erschöpfung und meinem Unglücklichsein wegen der für mich nicht ausreichenden Me-Time beschäftigt. Das fand nun der Mann wiederum undankbar (was ich verstehen, aber nicht ändern konnte), immerhin hatte er sich ja bemüht, sie so lange wie möglich von mir fernzuhalten. Eine explosive Mischung also. Auch das Abendbrot und das Abendprogramm war meist super anstrengend. Als die Kinder im Bett waren, machten wir 3 Kreuze und atmeten auf. Der Freitagabend war früher meist ein Horrorabend bei uns!
Meine Freitage heute sehen ganz anders aus, und der Kontrast zu früher ist auch fast ein Jahr nach unserer Trennung noch extrem krass. Der Papa der Kinder holt weiterhin die Kinder freitags von Schule und Kita ab und nimmt sie dann mit zu sich. Dort übernachten sie und bleiben den ganzen Samstag noch bei ihm. Für den Papa ist das sehr viel einfacher als früher, weil er mit ihnen direkt nach Hause gehen kann und keine Rücksicht auf jemanden anderen nehmen muss. Auch fällt die ganze emotionale Schiene weg, da die Kinder erstens älter geworden sind und besser kompensieren können, und zweitens eben keine Mama da ist, an der man sich entladen kann. Das ist ein großer Unterschied! Laut Papa klappt das alles ganz gut und die Kinder können sich so schon am Nachmittag erholen. Außerdem freuen sie sich natürlich auf ihren Papa und verhalten sich vielleicht kooperativer als im früheren Familienkontext. In jedem Fall gibt es dort freitagabends nicht diese anstrengenden Eskalationen wie früher bei uns.
Mein Freitag Nachmittag ist tatsächlich komplett frei. Ich kann machen, was ich möchte, ich kann kommen, wann ich möchte, und ich habe auch nach meinem Heimkommen Ruhe zuhause. Das ist wirklich unglaublich für mich. Meist arbeite ich noch etwas länger als früher. Manchmal gehe ich danach einkaufen und mache Besorgungen, wie früher, nur ohne Zeitlimit. Manchmal streife ich bis abends durch's Einkaufszentrum. Manchmal gehe ich direkt nach der Arbeit oder am späten Nachmittag ins Kino. Das liebe ich besonders, denn so kann ich die Woche hinter mir lassen. Oft gehe ich noch eine Runde im Park spazieren oder bin im Sommer viel Fahrrad gefahren. Ein Mal habe ich mit einer Freundin eine Schifffahrt auf der Spree gemacht oder bin noch durch die Innenstadt gebummelt. Ein anderes Mal bin ich bei schönstem Wetter von der Arbeit aus der Innenstadt bis nach Hause gelaufen, knapp anderthalb Stunden (siehe hier). Ich weiß, dass freitags zuhause niemand ist und auch niemand kommen wird, und das fühlt sich für mich unheimlich befreiend an. Zuhause esse ich in Ruhe und hänge die fertige, da vorprogrammierte Wäsche auf. Manchmal fange ich auch schon mit dem Haushalt an, je nach Kraft und Lust. Ich kann auf dem Sofa abhängen, solange ich will, ich kann auch später nochmal rausgehen und jeglicher zeitlicher Ablauf, dem ich die ganze Woche über unterworfen bin, ist ausgehebelt. Und vor allem muss ich nicht auffangen, trösten, vermitteln, antreiben, beseitigen, helfen. Ich muss keine schlechte Laune aushalten und trotzdem weitermachen. Ich muss nicht die Emotionen der Kinder zusätzlich zu meiner eigenen Erschöpfung und Unzufriedenheit kompensieren. Ich kann ins Bett gehen, wann ich will, denn am nächsten Morgen werde ich auch noch allein sein. Ich muss mich um niemanden außer um mich selbst kümmern. Ich bin einfach frei, von Freitag Nachmittag bis Samstag Abend. Es ist und bleibt ein riesiger Kontrast zu früher.
Dass ich diesen Unterschied immer wieder so stark empfinde, liegt sicherlich nicht nur daran, dass das nur ein Mal in der Woche vorkommt (was ja total viel ist, verglichen mit der vorherigen Situation). Sondern auch und vor allem daran, dass ich seit der Geburt des Großen (2011) niemals, nicht ein einziges Mal eine leere Wohnung ganz für mich hatte. Nie waren alle Familienmitglieder mal gleichzeitig weg, nie konnte ich wirklich mal länger zuhause abschalten und mich fallen lassen. Der Große war ab und zu weg, die Kleine ganz selten und der Mann ebenfalls. Erst vor einem Jahr, nach Weihnachten, waren beide Kinder zum ersten und bis zur Trennung einzigen Mal gleichzeitig über Nacht weg. Allein war ich aber nicht. Ich bin, als es endlich möglich war, 2017 allein nach Prag und Usedom gefahren. Ich musste immer fliehen, um mal ausreichend lange allein zu sein. Aber eine fremde Umgebung ist eben fremd und damit in gewisser Weise auch anstrengend. Zuhause ist das etwas ganz Anderes. Ich genieße das sehr.
Wenn ich an früher denke, kommt mir das so unwirklich vor, wie es immer war, und ich überlege, ob man etwas hätte anders machen können. Die Umstände waren nicht änderbar, aber bestimmt hätte ich deutlicher sagen müssen, was ich mir wünsche. Ich hätte egoistischer sein müssen und viel früher und konsequenter das Thema Selbstfürsorge in den Mittelpunkt stellen müssen. Aber jeder, der kleine Kinder hat, weiß, wie nahezu unmöglich das ist, erst recht, wenn sie so fordernd sind wie meine Kinder waren und die allgemeine Situation eher schwierig ist. Leider liegt eben nicht alles in den eigenen Händen, wie uns manche Menschen suggerieren wollen, sondern es ist immer ein Zusammenspiel aus vielen verschiedenen Faktoren. Schade, dass solche Freitagabende früher nicht möglich waren, nie. Ich hätte sie dringend gebraucht.
Bildquelle: Pixabay
Meine Freitage früher verliefen immer ähnlich: ich habe bis ca. 14:30 Uhr gearbeitet, manchmal länger und bin dann direkt von der S-Bahn in den Supermarkt gegangen, um noch einige frische Dinge für's Wochenende einzukaufen. Den Großeinkauf ließen wir oft liefern. Oder ich habe noch kurz etwas anderes wie z.B. Drogeriemarkt erledigt. Dabei schaute ich immer ganz genau auf die Uhr, denn ich wusste, dass der Mann gegen 15:30 Uhr die Wohnung verlässt, um die Kinder abzuholen. Um die kurze freie Zeit auszunutzen, bis sie nach Hause kommen würden, versuchte ich immer, genau dann oder kurz nachdem einzutreffen, wenn der Mann ging. Früher nach Hause kommen wollte ich nicht, um ihm nicht die letzte halbe Stunde seines einzigen freien Tages zu zerstören. Das habe ich selbst nämlich gehasst, wenn dies umgekehrt der Fall war.
Zuhause habe ich schnell alles verräumt und einsortiert, kurz Dinge erledigt, die noch zu tun waren und mir dann aufgrund massiven Hungers entweder etwas zu essen gemacht bzw. oft auch etwas bestellt oder mitgebracht. Dann bin ich mit meinem Essen auf der Couch versackt und habe im Handy gelesen. Ich war total kaputt und wusste nie, wann die Familie kommen würde. Ich habe dann noch das Abendbrot für die anderen vorbereitet und war nicht ansatzweise ausreichend erholt, als die Kinder kamen. Ich brauche sehr lange zum Regenerieren und möglichst feste vorhersagbare Zeiten. So war ich eigentlich meistens ziemlich unglücklich, wenn der Rest der Familie nach Hause kam, denn die Me-Time hatte mir nicht annähernd gereicht.
Der Mann dagegen holte freitags die Kinder ab und versuchte, sie möglichst lange draußen noch zu ziehen, damit ich zuhause meine Ruhe habe. Im Sommer ist das kein Problem, da kann man auf Spielplätze gehen, Eis essen oder sich im Park austoben. Im langen Winterhalbjahr jedoch wird es schwierig, jede Woche einen Programmpunkt zu finden. Man hält sich dann besonders lange im Cafè auf, geht ins örtliche Einkaufszentrum oder besucht mal Freunde. Manchmal ist er auch mit den Kindern ins nahegelegene Möbelhaus gefahren, einfach, um die 2 Stunden rumzukriegen und mir meine so dringend benötigte Zeit allein zu ermöglichen. Für die Kinder war das sehr anstrengend, denn sie waren erschöpft von der Kita-/ Schulwoche und wollten sicherlich gern nach Hause. Auch der Mann hätte manchmal lieber mit ihnen zuhause gespielt, obwohl das lange Zeit sehr anstrengend war. Es war aber leider absolut nicht möglich, dass er mit den Kindern in einem Zimmer gespielt und sie mich in Ruhe gelassen hätten. Das funktionierte nie. Irgendein Kind kam immer heulend zu mir, oder ich hörte das Geschrei und die Streitereien, und das Abschalten funktionierte überhaupt nicht. Deshalb so lange wie möglich draußen.
Als sie dann so zwischen 17 und 18:30 Uhr nach Hause kamen, was ich selten vorher wusste, überrollte mich meist ein Sturm von Emotionen. Die Kinder waren kaputt, früher hatte der Große immer beim Nachhausekommen geheult, später dann die Kleine. Ihre Erschöpfung, ihre Anspannung, ihr Vermissen brach sich Bahn und entlud sich sehr oft an mir. Oft gab es Wutstürme, intensive, lang anhaltende. Ich habe einen freitäglichen Wutsturm der Kleinen und seine Gründe mal in diesem Text beschrieben. Neben dem Auffangen der Emotionen der Kinder war ich auch mit meiner eigenen Erschöpfung und meinem Unglücklichsein wegen der für mich nicht ausreichenden Me-Time beschäftigt. Das fand nun der Mann wiederum undankbar (was ich verstehen, aber nicht ändern konnte), immerhin hatte er sich ja bemüht, sie so lange wie möglich von mir fernzuhalten. Eine explosive Mischung also. Auch das Abendbrot und das Abendprogramm war meist super anstrengend. Als die Kinder im Bett waren, machten wir 3 Kreuze und atmeten auf. Der Freitagabend war früher meist ein Horrorabend bei uns!
Meine Freitage heute sehen ganz anders aus, und der Kontrast zu früher ist auch fast ein Jahr nach unserer Trennung noch extrem krass. Der Papa der Kinder holt weiterhin die Kinder freitags von Schule und Kita ab und nimmt sie dann mit zu sich. Dort übernachten sie und bleiben den ganzen Samstag noch bei ihm. Für den Papa ist das sehr viel einfacher als früher, weil er mit ihnen direkt nach Hause gehen kann und keine Rücksicht auf jemanden anderen nehmen muss. Auch fällt die ganze emotionale Schiene weg, da die Kinder erstens älter geworden sind und besser kompensieren können, und zweitens eben keine Mama da ist, an der man sich entladen kann. Das ist ein großer Unterschied! Laut Papa klappt das alles ganz gut und die Kinder können sich so schon am Nachmittag erholen. Außerdem freuen sie sich natürlich auf ihren Papa und verhalten sich vielleicht kooperativer als im früheren Familienkontext. In jedem Fall gibt es dort freitagabends nicht diese anstrengenden Eskalationen wie früher bei uns.
Mein Freitag Nachmittag ist tatsächlich komplett frei. Ich kann machen, was ich möchte, ich kann kommen, wann ich möchte, und ich habe auch nach meinem Heimkommen Ruhe zuhause. Das ist wirklich unglaublich für mich. Meist arbeite ich noch etwas länger als früher. Manchmal gehe ich danach einkaufen und mache Besorgungen, wie früher, nur ohne Zeitlimit. Manchmal streife ich bis abends durch's Einkaufszentrum. Manchmal gehe ich direkt nach der Arbeit oder am späten Nachmittag ins Kino. Das liebe ich besonders, denn so kann ich die Woche hinter mir lassen. Oft gehe ich noch eine Runde im Park spazieren oder bin im Sommer viel Fahrrad gefahren. Ein Mal habe ich mit einer Freundin eine Schifffahrt auf der Spree gemacht oder bin noch durch die Innenstadt gebummelt. Ein anderes Mal bin ich bei schönstem Wetter von der Arbeit aus der Innenstadt bis nach Hause gelaufen, knapp anderthalb Stunden (siehe hier). Ich weiß, dass freitags zuhause niemand ist und auch niemand kommen wird, und das fühlt sich für mich unheimlich befreiend an. Zuhause esse ich in Ruhe und hänge die fertige, da vorprogrammierte Wäsche auf. Manchmal fange ich auch schon mit dem Haushalt an, je nach Kraft und Lust. Ich kann auf dem Sofa abhängen, solange ich will, ich kann auch später nochmal rausgehen und jeglicher zeitlicher Ablauf, dem ich die ganze Woche über unterworfen bin, ist ausgehebelt. Und vor allem muss ich nicht auffangen, trösten, vermitteln, antreiben, beseitigen, helfen. Ich muss keine schlechte Laune aushalten und trotzdem weitermachen. Ich muss nicht die Emotionen der Kinder zusätzlich zu meiner eigenen Erschöpfung und Unzufriedenheit kompensieren. Ich kann ins Bett gehen, wann ich will, denn am nächsten Morgen werde ich auch noch allein sein. Ich muss mich um niemanden außer um mich selbst kümmern. Ich bin einfach frei, von Freitag Nachmittag bis Samstag Abend. Es ist und bleibt ein riesiger Kontrast zu früher.
Bildquelle: Pixabay
Dass ich diesen Unterschied immer wieder so stark empfinde, liegt sicherlich nicht nur daran, dass das nur ein Mal in der Woche vorkommt (was ja total viel ist, verglichen mit der vorherigen Situation). Sondern auch und vor allem daran, dass ich seit der Geburt des Großen (2011) niemals, nicht ein einziges Mal eine leere Wohnung ganz für mich hatte. Nie waren alle Familienmitglieder mal gleichzeitig weg, nie konnte ich wirklich mal länger zuhause abschalten und mich fallen lassen. Der Große war ab und zu weg, die Kleine ganz selten und der Mann ebenfalls. Erst vor einem Jahr, nach Weihnachten, waren beide Kinder zum ersten und bis zur Trennung einzigen Mal gleichzeitig über Nacht weg. Allein war ich aber nicht. Ich bin, als es endlich möglich war, 2017 allein nach Prag und Usedom gefahren. Ich musste immer fliehen, um mal ausreichend lange allein zu sein. Aber eine fremde Umgebung ist eben fremd und damit in gewisser Weise auch anstrengend. Zuhause ist das etwas ganz Anderes. Ich genieße das sehr.
Wenn ich an früher denke, kommt mir das so unwirklich vor, wie es immer war, und ich überlege, ob man etwas hätte anders machen können. Die Umstände waren nicht änderbar, aber bestimmt hätte ich deutlicher sagen müssen, was ich mir wünsche. Ich hätte egoistischer sein müssen und viel früher und konsequenter das Thema Selbstfürsorge in den Mittelpunkt stellen müssen. Aber jeder, der kleine Kinder hat, weiß, wie nahezu unmöglich das ist, erst recht, wenn sie so fordernd sind wie meine Kinder waren und die allgemeine Situation eher schwierig ist. Leider liegt eben nicht alles in den eigenen Händen, wie uns manche Menschen suggerieren wollen, sondern es ist immer ein Zusammenspiel aus vielen verschiedenen Faktoren. Schade, dass solche Freitagabende früher nicht möglich waren, nie. Ich hätte sie dringend gebraucht.